Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
    
Dünger. 469 
schuss von Torf auf das Phosphat einwirkt. Praktische Compostirungsversuche 
(296) mit Hochmoor und Phosphorit bestätigen die von FLEISCHER aus Versuchen 
im kleineren Maasstabe abgeleiteten Resultate. KisstmNG (297) zeigt ferner, dass 
ein Zusatz von Chlorkalium und Kaliumsulfat zu Haidehumus oder Moostorf 
einen die Aufschliessung schwer lóslicher Phosphate fórdernden Einfluss ausübte. 
Für das Kaliumsulfat wurde festgestellt, dass die in Lósung übergehende Menge 
der Phosphorsáure proportional ist mit der Quantität des zugesetzten Salzes. 
Kainit übte nur einen geringen, Gyps und Chlorkalium einen ungünstigen Ein- 
fluss aus. 
Die Frage der Verwendung des Torfs als Dünger trat in ein neues Stadium, 
als durch die fabrikmássige Herstellung von 'orfstreu ein neues sehr brauch- 
bares Ersatzmittel für das in dürren Jahren oft mangelnde Stroh geschaffen wurde. 
Der Torf verdankt seine Brauchbarkeit zu dem genannten Zwecke namentlich 
seinem bedeutenden Aufsaugungsvermógen für Flüssigkeiten, in Folge dessen die 
Jauche zurückgehalten und auch aus wässrigem Stallmist ein verhältnissmässig 
fester, stickstoffreicher Stalldünger erhalten wird, dessen Stickstoffgehalt noch 
um den der Torfstreu selbst bereichert wird.  Jenes Vermógen übertrifft das 
des Strohs und betrügt háufig das 74 —8fache von dem Gewicht der Torfstreu, 
während Stroh nur das 31—4fache aufnimmt. Die wasseraufsaugende Kraft ist 
aber sehr abhängig von der Natur der betr. Torfarten. Das bei der Gewinnung 
von Torfstreu abfallende, jetzt vielfach zu Desinfectionszwecken angewendete 
Torfpulver hat ein noch grósseres Aufsaugungsvermógen als die Torfstreu selbst 
(298, 299). Der Stickstoffgehalt der gewóhnlichen káuflichen Torfstreusorten Nord- 
Deutschlands betrügt 0'4—0:79 i. M. ca. 0:59. Dass übrigens viel stickstoff- 
reichere, zur Herstellung von Torfstreu geeignete Sorten von Moostorf vor- 
kommen, lehren die Untersuchungen ScunEmER's (299). Der Stickstoffgehalt der 
von ihm analysirten, von bayrischen Mooren stammenden Moostorfproben betrug 
nicht selten 2—39. 
Analysen von Torfproben vergl. VoHL (307), HELLRIEGEL (308), R. HOFFMANN (309), 
WEBSKY (300), KREUSLER (301), KONIG (302), Weender Versuchsstat. (303), ALBERTI u. A. (304), 
TuoMs (305), Versuchsstation Hildesheim (306), NESSLER (310), v. SCHWARZ (311), PETERMANN 
(312), FLEISCHER (313). 
Analysen von Torfstreu vergl. ARNOLD (314), WATTENBERG (315), LENNE (316), J. KÖNIG 
und DEICHMANN (317), Versuchsstation Bonn (318). 
Analysen von mit Hülfe von Torfstreu bereitetem Dünger vergl. ARNOLD (314), LENNE (316), 
FLEISCHER (313). 
Schornsteinruss wird ôfters als Düngemittel verwendet. Derselbe enthält in der Regel 
einen kleinen Stickstoffgehalt, der jedoch sehr von der Art des Russes abhängt. Derselbe be- 
trug nach BREUNLIN (319) bei Holzfeuerung 1:31, bei Steinkohlenfeuerung 2:059. Es kommen 
Russe von hóherem Stickstoffgehalt z. B. 2:89 vor, wührend in andern Proben nur verschwindende 
Mengen (0:29) nachgewiesen werden konnten (320) Der Aschengehalt ist beträchtlich und 
schwankt nach den vorliegenden Analysen (319, 320, 322) von ca. 25—55$. An Phosphor- 
siure wurde gefunden 07759 (322) und 0:359 (320) an kohlensaurem Kali 0:9—1:29. (321). 
Braunnkohlenabfälle enthielten nach einer Analyse von E. SCHULZE (322) 0:33 9 Stickstoff, 
0'119 Kali, 0°16% Phosphorsäure. 
X. Abfälle der Fabriken und Gewerbe. 
Bei der grossen Mannigfaltigkeit und mit Rücksicht auf den zufälligen 
Charakter dieser Abfälle versuchen wir keine Anordnung dieser Materialien nach 
der Natur der Bestandtheile oder der Art der Rohstoffe, von denen sie stammen, 
sondern führen dieselben in alphabetischer Reihenfolge auf:
	        
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