Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

   
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Elemente. 601 
Diese auch gegenwärtig giltigen Grundsätze fanden erst im 18, Jahrhundert 
Aufnahme und weitere Ausführung, —  zunüchst durch STAHL (f 1734) den 
Schöpfer der das 18. Jahrhundert beherrschenden Phlogistontheorie. Aber es 
fehlte damals ein Kennzeichen, ein sicheres Kriterium zur Entscheidung, ob bei 
einer chemischen Umsetzung eine Zerlegung oder Verbindung stattfindet, ob eine 
Substanz zusammengesetzt oder elementar ist. Die Vernachlássigung und falsche 
Deutung der Gewichtsverhültnisse bei den Calcinationen (Oxydationen), besonders 
aber die bis in das gegenwürtige Jahrhundert festgehaltene Ansicht, dass Wárme 
und Licht Substanzen seien, führten STAHL zu der irrthümlichen Annahme, dass 
die Metalle aus einem Metallkalk (Metalloxyd) und Plogiston bestehen, dass die 
Metallkalke die Elemente der Metalle seien. Beim Erhitzen der Metalle an der 
Luft entwich Wärme (Phlogiston, Energie) unter Bildung von Metalloxyden, 
während umgekehrt durch Erhitzen der letzteren mit Kohle (Zuführung von 
Phlogiston) wieder Metalle gebildet wurden. Wie naheliegend und plausibel da- 
her (bei Vernachlässigung der Gewichtsverhältnisse) die Annahme, dass die 
Metalloxyde und Phlogiston die Elemente der Metalle seien, — zumal da ja 
chemische Elemente und Verbindungen durch kein äusseres Kennzeichen sich 
von einander unterscheiden. 
Erst durch LavorsiER's (1743 — 1794) grundlegendes Walten wurden diese 
Irrthümer berichtigt und die festen Fundamente der chemischen Erkenntniss ge- 
legt, — zunächst in Betreff der chemischen Elemente und Verbindungen. Für 
ihn stand es fest, dass das Gewicht die wesentliche unveränderliche Eigenschaft 
der Körper sei, dass die bei einer chemischen Umsetzung entstehenden Sub- 
stanzen von geringerem Gewicht die Elemente der schwereren darstellen. Das 
Criterium war im Gewicht gegeben. Wesentlich war auch seine klare Auffassung 
des Begriffes Gas, indem er wiederholt, aber wie er sagt lange unverstanden, 
hervorhob, dass die meisten Substanzen in drei verschiedenen Zustánden — im 
festen, flüssigen und gasfórmigen — bestehen können, dass die Begriffe »Luft, 
Gas, vapor« nur einen Zustand der Materie bezeichnen*?). Bei der Reihe seiner 
klassischen grundlegenden Experimente waren stets die Gewichtsverhältnisse der 
Leitstern seiner Schlüsse und Folgerungen. Er kochte gewogene Mengen Wasser 
in geschlossenen Glasgefissen und wies nach, dass hierbei nicht, wie bisher an- 
genommen wurde, Wasser ia Erde verwandelt wird, sondern dass die gebildete 
feste Substanz dem Glase entstammt**). Er erhitzte gewogene Mengen der 
Metalle in geschlossenen, mit Luft erfüllten Glasgefüssen und zeigte, dass hierbei 
nicht Feuermaterie vom Metall aufgenommen wird, wie das nach BovrEs Vor- 
gang allgemein geglaubt wurde, sondern dass das Metall sich mit einem Theil 
der Luft zu dem Metallkalk verbindet und dass die Luft aus zwei verschiedenen 
Gasen besteht?**). Es folgte gleich darauf die Auffindung des Sauerstoffs durch 
PRIESTLEY in England (1774) und SCHEELE in Schweden (1775); aber beide genialen 
Experimentatoren verkannten vôllig die Natur desselben, indem ersterer sein 
neues Gas als dephlogistirte Luft, letzterer als eine Verbindung von Wasser mit 
*) »Sur quelques substances qui sont constamment dans l’état de fluides aériformes au 
degré de chaleur et de pression habituels de l'atmosphére« 1777. 
##) »Sur la nature de l'eau et les expériences par lesquels on a pretendu prouver son 
changement en terre.« Mémoires de l'Acad. 1770. 
###) Sur la calcination de l’étain dans des vaisseaux fermés et sur la cause de l’augmen- 
tation de poid qu’acquiert ce metall. Jour. de physique Dec. 1774. 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
     
	        
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