Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

   
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findet. So besteht das Molekül Sauerstoff aus 2, das Molekül Ozon aus 3 Atomen 
Sauerstoff. Die wahren Elemente der Körper sind daher die chemisch unzerleg- 
baren Atome. Die Moleküle der Elemente, ihre kleinsten im Gaszustand vor- 
kommenden Massen, bestehen gewöhnlich aus zwei oder mehreren Atomen 
(O2 und O,, N,, P,, S, und S,); nur beim Quecksilber und Cadmium und 
wahrscheinlich auch beim Zink und anderen zweiwerthigen Metallen entsprechen 
die Moleküle im Dampfzustande den einzelnen isolirten Atomen (Hg, Cd, Zn). 
Es scheint aber, dass bei sehr hohen Temperaturen alle Moleküle in die elemen- 
taren Atome gespalten werden kónnen. Es ist das zuerst am Jod nachgewiesen 
worden, dessen 2-atomige Moleciile über 600? C. eine allmáhliche Zersetzung 
erleiden und gegen 1500? vóllig in einzelne Atome zerfallen sind.*) Die analoge 
Spaltung des Brommoleküls beginnt gegen 1000? und ist bei 1690? vollendet, 
wührend das Chlormolekül nur eine geringe Dissociation erleidet. Somit sind 
durch die atomistische Molekulartheorie als die letzten chemischen Elemente die 
elementaren Atome erwiesen worden. 
Noch weiter gehend sind die Aufschlüsse über die Natur der chemischen 
Elemente, welche durch das von MENDELEJEFF und LOTHAR MEYER (1869 u. 1870) 
aufgestellte Geseu der Periodicitit erbracht worden sind. Nach diesem Gesetz 
stellen sich die Eigenschaften der Elemente als periodische Funktionen der 
Atomgewichte dar; jedes Atom hat ein bestimmtes Gewicht und stehen die Atom- 
gewichte zu einander in einer gesetzmüssigen Beziehung. In dem, aus diesem 
Gesetz erschlossenen, natürlichen System der Elemente kommt jedem Element 
eine bestimmte, seinem Atomgewicht und seinen Eigenschaften nach entsprechende 
Stellung zu. Hierdurch sind die Eigenschaften der Elemente und ihre Zahl im 
Voraus bis zu einem gewissen Grade gegeben. Jeder unbesetzten Stellung oder 
Lücke im System entspricht ein noch zu findendes neues Element. Zwei solche 
frühere Lücken sind jetzt durch das Gallium (Ga — 69:8) von LECOQ DE Boıs- 
BAUDRAN und das Scandium (Sc — 44) von NizsoN ausgefüllt worden, welche den 
von MENDELEJEFF theoretisch erschlossenen, als Ekaaluminium und Ekabor be- 
zeichneten Elementen vóllig entsprechen. Von den niederen Elementen bis zum 
Didym (Di = 145) fehlen gegenwürtig nur noch zwei, das Ekasilicium (Ek — 73) 
und das Ekamangan (Em — 100), während von den weiteren Elementen bis zum 
Uran (Ur = 240) nur noch etwa 20 als überhaupt möglich erscheinen. Wie für 
die Existenz der Elemente, so ergiebt sich in dem Gesetz der Periodicität eine 
Controle auch für die experimentell gefundenen Atomgewichte, welche früher 
regellos und gleichsam zufällig zu sein schienen. Alle solche durch das perio- 
dische System vorausgesehenen Berichtigungen sind durch die neueren Unter- 
suchungen als vôllig begründet erwiesen worden. Weiter gewinnen wir aus den 
gesetzmässigen Beziehungen der Atomgewichte die Ueberzeugung, dass die Sub- 
stanzen, welche wir nur deshalb als elementare betrachteten, weil sie rein empi- 
risch bisher nicht weiter theilbar waren, in der That Elemente gleicher Art sind, 
dass es nicht gelingen kann, ausnahmsweise die eine oder die andere zu zer- 
legen, sondern dass sie wirklich Zmd/oidua sui generis darstellen, welche etwa den 
Pflanzenzellen verglichen werden kónnen. 
Aber noch bedeutsamer als die praktischen Ableitungen — die Prognose 
*) J. M. CRAFTS und Fr. MEYER, Ber. chem. Ges. 13, pag. 851. Compt. rend 92, (1881) 
pag. 39. AL. NAUMANN, Ber. chem. Ges. 13, pag. 1050. V. MEYER, ibid I3, pag. IOIO; I4, 
pag. 1453). V. MEvER und C. LANGER, Pyrotechnische Untersuchungen 1885. 
     
    
   
    
   
   
  
   
   
   
  
   
   
  
  
  
   
  
   
   
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
  
  
   
      
     
	        
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