278 Handwörterbuch der Chemie,
d. h. sich durch Sprossung und nicht durch Spaltung, wie die Bacterien oder
Spaltpilze, vermehren. Die bei anderen Gährungen, wie bei der Milchsäure-
bildung, auftretenden Organismen gehören dagegen zu den Spaltpilzen.
Gährung ist also meist Zerfall complicirterer Moleküle in einfachere
(oder Umwandlung in andere) mit Hilfe eines organisirten Gährungs-
erregers oder »Fermentes«.
Gáhrung ist somit sehr áhnlich der Fáulniss, in welcher letzteren ähnlich
wie bei jener, complicirte Stoffe, z. B. Eiweiss, Fleisch, Blut, zu Ammoniak,
Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, Leucin, verschiedenen Sàüuren etc. zerfallen
und zwar ebenfalls mit Hilfe eines organisirten Fermentes (Bacterien, Schizo-
myceten, Spaltpilze), welches nicht fehlen darf. In der That liegen besonders
im früheren Sprachgebrauch die Ausdrücke »faulen« und »gühren« einander sehr
nahe, und wird Fáulniss háufig als Gáhrung bezeichnet. Aber es ist der grosse
Unterschied vorhanden, dass die Stoffe, welche man jetzt im Allgemeinen als der
Gührung fühig bezeichnet, wie der Zucker, stickstoffrei, die der Fáulniss
fáhigen Stoffe, wie Fleisch, Blut, stickstoffhaltig sind, und mir scheint am
einfachsten, um Verwirrung zu verhiiten, und eine Trennung zwischen den so
sehr ähnlichen und doch verschieden benannten Vorgängen der Gährung und
Fäulniss festzustellen (s. auch 4), alle Vorgänge, in welchen stickstofffreie
Stoffe sich durch die Thätigkeit organisirter Fermente umsetzen, als
Gährungen aufzufassen, alle Vorgänge, in welchen stickstoffhaltige Stoffe
sich auf gleiche Weise zersetzen, dagegen nicht Gährung, sondern Fäulniss
zu nennen. Die oben genannte Zersetzung des Harnstoffs zu kohlensaurem
Ammonium gehört also nicht zu den Gährungen, sondern ist den Fäulniss-
erscheinungen des Fleisches zuzurechnen, wie ja ammoniakalisch gewordener
Harn als »gefaulter« bezeichnet wird. Fäulniss ist also meist »Zerfall stick-
stoffhaltiger, organischer Stoffe zu einfacheren mit Hilfe eines
organisirten Fermentes«.*)
Einige Autoren fassen den Begriff Gährung etwas weiter, so theilt
A. HENNINGER (3b) die Bacterien-Géhrungen (s. unten) ein in:
1. Hydratisirende Gährungen.
2. Zerlegende Gährungen.
3. Reductionsgährungen.
4. Oxydationsgährungen.
Zu 1. werden die Harnstoffgährung und die bei der Fäulniss anfänglich statt-
findende Peptonisirung der Eiweissstoffe gerechnet.
Zu 2. die Milchsäuregährung.
Zu 3. die später zu betrachtenden Gährungen, mit welchen Reduction ver-
bunden ist.
Zu 4. die Essiggährung.
Mir scheint die obige Bezeichnung sowie Trennung in Gährung und Fäulniss
nach den Bestandtheilen der in Reaction befindlichen Substanzen einstweilen
vorzuziehen.
*) Von den als Fáulniss bezeichneten Vorgüngen muss man andere Spaltungen stickstoft-
haltiger Stoffe fern halten, welche wie die Zerlegung des Amygdalins durch Emulsin, die Um-
wandlung von Eiweiss durch Pepsin oder Pankreasferment mit Hilfe von nicht organisirten Fer-
menten oder Enzymen [NAGELI (2) belegt die letzteren mit dem Namen Ferment, wührend er
die organisirten Gährungs- und Fäulnisserreger collectiv »Hefe« nennt] zu Stande kommen (s.
Fäulniss und Fermente, dieses Handwörterbuch, Bd. 4, pag. 1 u. 95).
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