Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 4. Band)

     
  
  
  
   
   
    
   
  
   
    
  
   
   
   
   
   
   
   
   
    
  
  
  
  
  
  
   
  
    
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
   
   
   
   
   
  
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zol, Chloroform und Aceton gar nicht löslich, ziemlich leicht aber in heisser Es- 
sigsäure.  Linksdrehend (a)p = — 89° (609). Sehr hygroskopisch. Das Hesperi- 
din kann bei 200° ohne Zersetzung getrocknet werden. Bei 251° schmilzt es 
unter Zersetzung. Von Ammoniak, verdünnten Alkalien und alkalischen Erden 
wird es leicht gelöst. Aus den alkalischen Lösungen fällt Alkohol amorphe, 
gallertartige Alkaliverbindungen, die schon durch die Kohlensäure der Luft. zer- 
setzt werden. Von concentrirten Alkalien wird das Hesperidin, namentlich in 
der Hitze, ileicht unter gelbrother, schliesslich braunrother Färbung zersetzt. 
Concentrirte Schwefelsáure giebt eine gelbe, beim Erhitzen roth, dann missfarbig 
dunkel werdende Lösung. Wird Hesperidin mit etwas verdünnter Kalilauge zur 
Trockne verdampft, der Rückstand mit verdünnter Schwefelsáure übersáttigt und 
schwach erwürmt, so treten charakteristische rothe bis violette Farbennuancen 
auf (332). FErhitzt man Hesperidin einige Minuten mit Natriumamalgam und 
Wasser, so wird aus der filtrirten Lösung durch Salzsäure ein Niederschlag ge- 
fällt, der in Alkohol mit prachtvoll fuchsinrother Farbe löslich ist (334). Alka- 
lische Kupferlösung wird durch Hesperidin nicht reducirt. 
Durch Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure wird das Hesperidin ohne Auf- 
nahme von Wasser in Hesperetin und Traubenzucker gespalten (332—334): 
C55H,,0,5 — C,,H,,0, 4- C;H,50,. 
Die Spaltung erfolgt ziemlich schwierig. Man erhitzt zweckmüssig das Hesperidin mit der 
5—6 fachen Menge 50 proc. Alkohols, der mit 29 Schwefelsäure versetzt ist, etwa drei 
Stunden lang auf 115—120, worauf sich theils beim Erkalten, theils nach dem Verdünnen mit 
Wasser das rohe Hesperetin abscheidet. 
Hesperetin, C,94H,,O, (333, 334), die rohe Verbindung wird mit Wasser gewaschen, in 
Alkohol gelóst, mit essigsaurem Blei bis zur Entfernung aller fürbenden Verunreinigungen ver- 
setzt, das Filtrat mit Essigsäure angesäuert und durch allmählichen Zusatz von heissem Wasser 
das reine Hesperetin gefällt. Es bildet weisse, atlasglänzende Blättchen, leicht löslich in Alko- 
hol, etwas schwieriger in Aether, schwer in Chloroform und Benzol, sehr schwer in Wasser. 
Es schmilzt unter Zersetzung bei 226°. Mit concentrirter Schwefelsäure, sowie bei der Be- 
handlung mit Natriumamalgam zeigt es dieselben Erscheinungen, wie das Hesperidin. Von Al- 
kalien und Ammoniak wird es gelôst und aus solcher Läsung schon durch Kohlensäure wieder 
gefällt. | 
Durch stundenlanges Kochen mit concentrirter Kalilauge oder Barytlósung 
wird das Hesperetin in Phloroglucin und Hesperetinsáure, Cy oH 100. ge 
spalten: C,,H,,0, = H,0 + CHO, + C; H,;,0,. Letztere giebt in der 
Kalischmelze Protocatechusáure (333, 334) Durch Erhitzen mit mássig ver- 
dünnter Salzsüure auf 160? wird Methylchlorid abgespalten und Kaffesäure, 
C,H, (OH)(OH)CH: CH- CO,H, gebildet. Die mittelst Methyljodid und Kalium- 
hydroxyd gewonnene Methylhesperetinsáure wird durch Kaliumpermanganat 
zu Veratrumsáure (Dimethylprotocatechusáure) oxydirt. Dasselbe Oxydations- 
mittel oxydirt die durch Erhitzen der Hesperetinsäure mit Essigsäureanhydrid 
gewonnene Acethesperetinsäure in neutral gehaltener Lôsung zu Isovanillin- 
säure, C,H,(ÔH)(ÔCH,)CO, H. Durch diese Reactionen, durch Ueberführung 
in Hydroisoferulasáure und Dimethylhydrokaffesáure, sowie durch direkte Ver- 
gleichung wurde die Identitát der Hesperetinsáure mit der Isoferula- 
säure constatirt (334). 
Die Constitution der Hesperetinsäure ist danach durch die Formel 
C,H,(OH)(O-CH,)- CH:CH-CO,H, auszudrücken, und für das Hesperetin, 
welches ausserdem einen Phloroglucinrest enthált und selber keine saure Eigen- 
  
	        
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