Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 5. Band)

  
170 Handwörterbuch der Chemie. 
Hufe, Hörner (nicht abfallend und nicht verästelt), Haare, Schuppen, Schildpatt, 
Federn; b) innere Horngebilde: alle Epithelien der Schleimhäute etc. bei allen 
Wirbelthieren, Zungenstacheln und Zungenplatten (bei Katzen, einigen Vögeln 
und Amphibien), Hornzähne (Schnabelthier etc.), Oesophagusstacheln (Chelonier), 
Walfischbarten (Fischbein), Hornplatten des Vogelmagens, innere Schwielen und 
Schuppen (Lippen, Zunge etc.), Penisstacheln, Hornscheiden der Kiefer (Schnabel- 
thier, Vögel etc.), Kiemenbogen der Fische und Froschlarven; c) das Linsen- 
gewebe. Vermuthlich gehören auch noch andere Gebilde hierher, wie z. B. die 
Schalenhaut der Hühnereier, und die Scheiden der Nervenfasern, in welchen 
man Keratin; bez. Neurokeratin gefunden hat (s. u. Eiweisskórper, pag. 570). Alle 
Horngewebe sind in Wasser, Alkohol, Aether und verdünnten Sáuren unlóslich, 
die genannten Reagentien entziehen ihnen nur gewisse Beimengungen (wie Fett, 
Salze) und lassen eine als Keratin bezeichnete Substanz, welche aber wohl fast 
in allen Fillen ein Gemenge ist, zurück. In verdünnten Alkalien lósen sich die 
genannten Gebilde unter starker Quellung um so schwieriger, je fester und 
ülter sie sind, und unter Bildung von Schwefelalkali; durch Salpetersáure werden 
sie gelb gefärbt; durch längeres Kochen mit mässig verdünnter Schwefelsäure 
oder conc. Salzsäure werden sie unter Bildung von Leucin, Tyrosin etc. völlig zer- 
setzt (s. u. Keratin). Bezüglich des Verhaltens der einzelnen Gebilde möge hier 
noch Folgendes erwähnt werden: 
1. Die Oberhaut, Epidermis, bildet die oberste Lage der menschlichen 
und thierischen Haut, und besteht selbst wieder aus zwei Schichten: der Schleim- 
schicht (rete Malpighii) und der Hornschicht (stratum corneum). Während die 
unmittelbar unter der Oberhaut befindliche Lederhaut (cutis) mit Wasser gekocht 
Leim bildet, thut dies die Hornschichte der Epidermis nicht. Die Schleim- 
schicht ist häufig der Sitz von Pigmentablagerungen (z. B. bei den Negern), die 
Hornschicht dagegen nicht. Der Schwefelgehalt der Epidermis ist geringer als 
der der anderen Horngebilde. Die Nigel und Krallen verhalten sich in jeder 
Hinsicht der Epidermis sehr áhnlich, sind aber etwas schwefelreicher. 
2. Die Substanz der Hórner ist schwefelreich und dadurch ausgezeichnet, 
dass sie schon in feuchter Luft, noch mehr beim Kochen mit Wasser Schwefel- 
wasserstoft ausgiebt. Ochsenhorn enthält nach v. BiBra (5) 2:12, Büffelhorn 0:223. 
Fett. Das Horn des Rhinoceros scheint nicht hierher zu gehören, da es sich in 
kochendem Wasser allmählich völlig unter Leimbildung auflöst, wie die Leder- 
haut, aus welcher es hervorwächst (2). 
3. Die Haare enthalten am meisten Schwefel, aber in sehr wechselnder 
Menge, und bilden mit Wasser in Berührung keinen Schwefelwasserstoff. Der 
Wassergehalt derselben beträgt beim Menschen ca. 139 (im Winter 11--122, im 
Sommer 13—159), derjenige der Nägel ca 14%; das Wachsthum der ersteren 
erfolgt im Sommer und in der Jugend etwas schneller als im Winter und im 
Alter, und ähnlich verhalten sich auch letztere (3). Der Fettgehalt menschlicher und 
thierischer Haare schwankt nach v. BrbRA (5) zwischen 0:02 und 443. In der 
Asche der Haare finden sich neben den gewöhnlichen Salzen häufig grössere 
Ann. d. Chem. u. Pharm. 66, pag. 321. 7) CHURCH, Ber. d. d. chem. Ges. 2, pas: 314; 3, 
pag. 459; C. F. W. KRUKENBERG, Vergleichend-physiolog. Studien 5, pag. 75; (2), I, pag. 151. 
8) LEYER u. KOLLER, Ann. d. Chem. u. Pharm. 83, pag. 336. 9) v. GORUP-BESANEZ, Ann. d. 
Ghem. u. Pharm. 61, pag. 46; 66, pag. 321. 10) s. SCHLOSSBERGER, l c., pag. 276. 11) N. SIE- 
BER, Arch. f. exper. Pathol u. Pharmakol. 20, pag. 362. 
   
    
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
   
  
  
   
  
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
    
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