Handwörterbuch der Chemie.
Das Kaliumtrisulfid bildet eine gelbbraune Masse, die in geschmolzenem Zustande schwarz
ist. Die Verbindung ist bei 900° beständig, verliert erst bei Weissgluth Schwefel (BERZELIUS).
Sie ist leicht löslich in Wasser, auch in Alkohol. Die braune, wässrige Lösung geht an der Luft
in eine farblose Lósung von Kaliumthiosulfat über, indem sich Schwefel abscheidet.
K,S;+0,=K,5,0,-+S.
Säuren zersetzen die Lösung unter Fällung von 2 Atomen Schwefel und Bildung von Schwefel.
wasserstoff.
Kaliumtetrasulfid, K,S,, wird erhalten, indem man über glühendes Kaliumsulfat so
lange Schwefelkohlenstoftdampf leitet, als sich Kohlensäure entwickelt. Ferner bildet es sich,
wenn man Kaliumcarbonat mit einem Ueberschuss von Schwefel (1 zu 2 Thin.) schmilzt und
durch fortgesetztes Glühen den Ueberschuss von Schwefel verjagt und sodann das dabei ent-
standene Kaliumsulfat durch Ueberleiten von Schwefelwasserstoff bei Glühhitze reducirt.
Er ist eine rothbraune, krystallinische Masse, welche bei 800? bis 9009 in Kaliumtrisulfid
und Schwefel zerfällt.
Durch Kochen einer Lösung von Kaliummonosulfid mit der berechneten Menge Schwefel
und Verdunsten der Lösung im luftverdünnten Raum erhült man nach SCHÓNE dünne, orange-
rothe Blüttchen von der Zusammensetzung K,$,-- 2H,O, die in Wasser leicht, in Weingeist
schwer lóslich sind. Auf Zusatz von 90 grüdigem Alkohol zu der wüssrigen Lósung des Tetrasulfids
scheidet sich ein rothbraunes Oel aus, welches sich allmühlich in prismatische Krystalle von der
Zusammensetzung K49,-- 8H,O verwandelt (SABATIER).
Kaliumpentasulfid, K,5,, entsteht immer, wenn eins der niedrigeren Sulfide mit Schwefel
so lange erhitzt wird, bis der Ueberschuss des freien Schwefels verjagt ist, nach SCHÓNE nicht
über 6009. Ferner erhült man die Verbindung, wenn Kaliumcarbonat in trocknem Schwefel-
wasserstoffgas zum Schmelzen erhitzt wird, worauf Schwefel zugesetzt und noch einige Zeit hin-
durch im Schwefelwasserstoffgasstrom erhitzt wird.
Durch Erhitzen von Kaliumcarbonat mit Schwefel bildet sich ein Gemenge von Kalium-
pentasulfid und Kaliumthiosulfat, event. auch Kaliumsulfat. Die letzteren beiden Salze kann man
durch Alkohol, in welchem das Pentasulfid lóslich ist, von diesem trennen.
Auf nassem Wege erhült man Kaliumpentasulfid durch Erhitzen einer Lósung von Kalium-
carbonat mit Schwefel Es bildet sich dabei auch Thiosulfat (FORDOS und GELIS). Ferner ent-
steht es durch Digeriren einer Lósung eines niedrigeren Sulfids mit Schwefel (BERZELIUS), nach
DRECHSEL (38) auch wahrscheinlich durch Erhitzen der alkoholischen Lósung des Kaliumsulf-
hydrats mit Wasserstoffpersulfid.
Man sieht aus dem Vorhergehenden, dass mit dem Steigen des Schwefelgehalts der Kalium-
sulfide die Zersetzungstemperatur derselben abnimmt. Kaliumpentasulfid existirt nur unterhalb
6009, das Tetrasulfid unter 800°, während das 'Trisulfüd bei 900° zersetzt wird. Hiernach ist
die Temperatur bei Darstellung eines gewünschten Sulfids durch Zusammenschmelzen von Kalium-
monosulfid mit Schwefel zu bemessen.
Das Kaliumpentasulfid bildet eine rothe, durchscheinende Masse, die beim Erhitzen schmilzt.
en im Wasserdampf zersetzt sie sich, indem sich Kaliumsulfat bildet (DRECHSEL).
K,S; + 4H,0 — K,50, +4H,5
Das Pentasulfid lóst sich in seinem doppelten Gewicht kaltem Wasser unter Würmeabsorption.
Es ist auch löslich in Alkohol. Die braune wässrige Lösung oxydirt sich langsam an der Luft,
indem sich Schwefel ausscheidet und Kaliumthiosulfat und -carbonat entstehen. Säuren scheiden
unter Schwefelwasserstoff-Entwicklung vier Atome Schwefel des Pentasulfids in Form von Schwefel-
Beim Schmelz
milch aus.
Schwefelleber (Hepar sulfuris) Durch Zusammenschmelzen von kohlensaurem Kalium
mit Schwefel entstehen unter Entwicklung von Kohlensáure leberbraune Massen, welche die
alteren. Chemiker für eine Verbindung von Kali mit Schwefel (AaZ su/fwrafum) hielten. Je nach
der Menge des vorhandenen Schwefels bildet sich Kaliumtri- oder -pentasulfid neben Kaliumthio-
sulfat:
I 3K,CO, + 8S=2K,S; +K,S$,0, +3CO,
II. 3K,CO, + 128 = 2K,S; + H,8,0, + 3CO,