Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 5. Band)

  
424 Handwörterbuch der Chemie. 
Mineral Sylvin genannt, kommt in grosser Menge in dem Abraumsalzlager von 
Kalusz, in geringer Menge auch in dem von Stassfurt vor. In der Pflanzen- 
asche, also auch in der rohen Potasche, in Rübenmelasse, im Kelp, der Asche 
von Seepflanzen, findet sich ebenfalls Chlorkalium. 
Darstellung. In chemisch reinem Zustande erhált man das Chlorkalium durch Neu- 
tralisiren einer Lósung von reinem Kaliumcarbonat mit reiner Salzsäure und Verdampfen der 
Lósung zur Krystallisation. 
Die grósste Menge des von den Gewerben gebrauchten Chlorkaliums wird aus den Stass- 
furter Abraumsalzen gewonnen (48). Die Darstellung beruht auf der Zersetzbarkeit des Carnallits 
durch Wasser, der leichteren Löslichkeit desselben im Vergleich zu Steinsalz und Kieserit 
(MgSO, + H,0), der Läslichkeit desselben in Chlormagnesiumlauge und darauf, dass Chlor- 
kalium in kaltem Wasser schwerer lóslich ist als Chlornatrium. 
Am meisten wird die sogen. Süsswasserlósungsmethode angewendet. Das Abraumsalz, 
welches von der Bergbehórde den Fabriken mit einem bestimmten Gehalt an Chlorkalium 
(16 Proc.) geliefert wird, kommt in Stücken oder gemahlen in einen Kessel mit Siebdoppel- 
boden, wo es mit $ seines Gewichtes Wasser, das vorher zum Auswaschen von Chlorkalium ge- 
dient hatte, übergossen wird. Dann wird Dampf von 120? eingeleitet, wobei die grósste Menge 
Steinsalz und Kieserit ungelóst bleibt. Die warme Lósung, welche im Durchschnitt 109 Chlor- 
kalium, 6—'/$ Chlornatrium, 15— 1692 Chlormagnesium und 49 Magnesiumsulfat enthält, kommt 
in Krystallisirgefásse und scheidet während des Erkaltens bei 60— 70? zunüchst Kieserit, An- 
hydrit (CaSO,) und einen Theil Kochsalz aus; später krystallisirt 65—'75 proc. Chlorkalium 
aus. Die Mutterlauge wird in eisernen Pfannen mit seitlicher Feuerung oder mit Dampfheizung 
concentrirt. Ein dabei sich ausscheidendes Gemenge von Kochsalz, Magnesiumsulfat und Chlor- 
kalium wird herausgesaugt; es ist das sogen. Fisch- oder Bühnensalz, welches als Düngemittel 
Verwendung findet. Beim Erkalten lässt die conc. Lauge fast alles Chlorkalium in Form von 
Carnallit ausfallen. Dieser wird in Mengen von etwa 3 Tonnen in wenig heissem Wasser ge- 
löst, worauf beim Erkalten die grósste Menge Chlorkalium auskrystallisirt. Dieses, sowie das 
vorher gewonnene Chlorkalium wird durch Auswaschen mit kaltem Wasser (Decken) von Chlor- 
natrium und Chlormagnesium befreit und dann getrocknet. Dies geschieht durch Centrifugiren 
und Darren oder meistens durch Erhitzen im Flammofen. Man erhält so eine Waare von 
80—98$ Chlorkalium. Die Mutterlauge, welche wesentlich Chlormagnesium und etwas Brom- 
magnesium enthalt, wird auf Chlormagnesium und Brom verarbeitet. Aus den Lôserickständen 
von der ersten Behandlung des Abraumsalzes mit Wasser gewinnt man Kieserit und Natrium- 
sulfat. 
Nach der Laugenlósungsmethode wird das Abraumsalz mit erhitzter Chlormagnesium- 
lósung in mit mechanischem Rührwerk ausgestatteten Gefássen behandelt. Der Carnallit lóst sich 
leicht in der Chlormagnesiumlósung, wührend Steinsalz und Kieserit ungelóst zurückbleiben. Aus 
der abgezogenen Lauge scheidet sich beim Erkalten Carnallit aus, welcher, wie vorhin erwühnt, 
behandelt wird. Er liefert ein 98— 99 proc. Chlorkalium. Die Mutterlauge wird zur Auslaugung 
neuer Mengen Abraumsalz verwendet. 
In Kalusz, wo wesentlich Sylvin im Gemisch mit Steinsalz verarbeitet wird, ist die Chlor- 
kaliumgewinnung einfacher. Die Sylvinerze werden so gattirt, dass sie etwa 24 Proc. Chlorkalium 
enthalten, und dann mit einer kalt gesüttigten Lósung von Chlorkalium und Chlornatrium erhitzt. 
Die Löslichkeit des Kochsalzes in Wasser ist in höheren Temperaturen ungefähr dieselbe wie in 
niedrigen, während das Chlorkalium in der Wärme bedeutend löslicher ist als in der Kälte. In- 
folge dessen löst die Lauge beim Erhitzen wesentlich nur Chlorkalium auf, das sich beim Er- 
kalten in sehr reinem Zustande wieder ausscheidet. Die Mutterlauge wird wiederholt zum Lösen 
benutzt. 
Da, wo Kochsalz aus dem Meerwasser gewonnen wird, besonders in den »Salzgürten« an 
der West- und Südküste Frankreichs, kann die Mutterlauge von der Kochsalzkrystallisation zur 
Gewinnung von Chlorkalium und Natriumsulfat benutzt werden. Dieselbe wird nach dem Ver- 
fahren von GIRAUD in cementirten Bassins aufbewahrt, wo während des Sommers ein Gemisch 
von schwefelsaurem Magnesium und Kochsalz, während des Winters nur ersteres auskrystallisirt. 
       
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
     
     
  
    
     
   
  
  
  
  
  
    
  
     
  
   
    
  
  
   
    
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