Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 5. Band)

   
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theil des »griechischen Feuers« bezeichnet wird. Unter mehreren Recepten, welche 
dieser Autor giebt (in Ziber ignium ad comburendos hostes«), befindet sich eins, 
welches der Vorschrift zur Herstellung des Schiesspulvers sehr nahe kommt: 
] Thl. Schwefel, 2 Thle. Linden- oder Weidenkohle und 6 Thle. Salpeter. Diese 
Mischung diente als »fliegendes Feuer«; von einer Detonation derselben wird 
nichts erwähnt. Der angewendete Salpeter war wahrscheinlich zu unrein, um 
eine solche hervorrufen zu können. Auch in der lateinischen Uebersetzung der 
Schriften des arabischen Alchemisten GEBER (im 8. Jahrhundert) wird Sal petrace 
erwühnt. Durch Destillation desselben im Gemisch mit Kupfervitriol stellt GEBER 
zuerst Salpetersáure dar. 
Seit diesen Zeiten entwickelten sich die Methoden zur Gewinnung des Sal- 
peters und die Kenntniss seiner Eigenschaften und seiner Zusammensetzung. 
Bildung. Salpeter bildet sich, wenn stickstoffhaltige organische Stoffe und 
auch Ammoniak bei Gegenwart von Alkali oder Alkalicarbonat durch den Sauer- 
stoff der Luft eine langsame Oxydation erleiden. Wenn das Alkali Kalk ist, wie 
es bei Mauern von Ställen u. dergl., die mit organischen Abfallstoffen in Be- 
rührung sind, der Fall ist, so bildet sich wesentlich Calciumnitrat. Wenn der 
Boden die Verwitterungsprodukte von Kalifeldspath enthält, so entsteht wesentlich 
Kaliumnitrat. Poröse Stoffe begünstigen die Oxydation, ein sehr starkes Licht 
beeinträchtigt dieselbe. 
SCHLÔSING und MüNTz (68) haben nachgewiesen, dass diese Nitrification des 
Ammoniaks und der stickstoffhaltigen organischen Stoffe unter dem Einfluss von 
Mikroorganismen statt hat. Dieselben sind abgerundet oder leicht in die Länge 
gezogen, manchmal zu zwei an einander haftend, von sehr kleinen Dimensionen 
und scheinen die Keime von Bacterien zu sein. Diese Lebewesen finden sich 
in jedem Ackerboden und in den Canalisations- und Abwässern. Sie bewirken 
die Oxydation des Ammoniaks und der stickstoffhaltigen Stoffe, gewöhnlich unter 
Bildung von salpetersauren Salzen, bisweilen auch von salpetrigsauren Salzen, 
wenn die Temperatur niedriger als 20° oder der Luftzutritt ungenügend ist. 
Letztere können auch durch Reduction der ursprünglich gebildeten salpetersauren 
Salze entstehen, welche Reduction durch Buttersäureferment und analoge Fermente 
bewirkt wird [DEHERAIN und MACQUENNE (69)]. 
Die Wirkung dieser Mikroorganismen findet nur innerhalb bestimmter Tem- 
peraturgrenzen statt. Unterhalb + 5° ist sie nicht vorhanden; bei 12° ist sie 
wahrnehmbar. Bei 37° ist die Nitrification zehnmal rascher als bei 14°; dann 
nimmt sie wieder ab und hórt bei 55? ganz aut. Bei 100? oder bei Mangel an 
Feuchtigkeit sterben die Organismen ab. Zur Entwicklung und Bethátigung des 
nitrificirenden Ferments ist ferner ausser stickstoffhaltiger organischer Materie eine 
schwache Alkalitát, etwa 2—3 Tausendstel kohlensaurer Kalk oder kohlensaures 
Alkali, nothwendig. Eine stärkere Alkalität ist demselben schädlich. 
Diese Mikroben bewirken die Nitrification schon bestehender stickstoff- 
haltiger Verbindungen. Wie immer bei Fermentwirkungen ist dazu kein Aufwand 
eigener Energie erforderlich, denn die Oxydation des Ammoniaks u. s. w. geht 
immer unter Entwicklung von Wärme vor sich, ohne dass eine fremde Energie 
dabei nöthig ist. Aber auch der freie Stickstoff wird in der Natur beständig in 
Verbindungen übergeführt, freilich nicht auf rein chemischem Wege, sondern 
durch die Elektricitit und zwar bei gewöhnlicher Temperatur und unter den 
schwachen Spannungen, welche die Elektricitit zu jeder Zeit und an jedem Orte 
der Erdoberfläche besitzt. Diese Wirkung ist wohl zu unterscheiden von der- 
LADENBURG, Chemie. V. 28 
   
  
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
   
  
   
    
  
   
   
   
   
   
   
  
  
   
  
   
   
      
  
  
  
    
	        
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