38 Handwörterbuch der Chemie,
eine starke zweibasische Säure, zersetzt selbst die meisten Metallchloride unter
Bildung ihrer sauren Salze. Essigsaure Salze, mit Ausnahme des Ammoniak-
und des Kaliumsalzes, werden bis zur Bildung der neutralen hydurilsauren Salze
zersetzt. Charakteristisch ist die schön dunkelgrüne Färbung, welche die Hydu-
rilsäure und ihre Salze mit Eisenchlorid geben.
Die Salze (10) können meistens nicht durch Doppelzersetzung, sondern nur mittelst der
freien Säure dargestellt werden, weil die Hydurilsäure grosse Neigung zur Bildung von Doppel-
salzen besitzt. — C,H.N,O,:NH,. Aus der ammoniakalischen Lósung der Sáure durch Essig.
sdure in kleinen octaédrischen Krystallen fállbar. — C,H,N,O,(NH,),. Ziemlich leicht löslich
in Wasser, sehr leicht in Ammoniak, unlóslich in Schwefelammonium und in Alkohol. Krystal-
lisirt bei schnellem Erkalten in Nadeln mit lIT,O, beim Verdunsten in grossen, monoklinen
Krystallen, welche 2H,O enthalten und an der Luft unter Verlust von Wasser und Ammoniak
verwittern. — Ein bestimmtes Kaliumsalz konnte nicht erhalten werden. — C,H,N,O, Na,
+ 4H,0. Kleine, glinzende Prismen, ziemlich leicht löslich. — Ein saures Natriumsalz
scheint nicht zu existiren. — (C;H,N,O,),Ca-- 8H,O. Unlósliche, kleine, glünzende Prismen.
C,H,N,O,Ca + 3H,0. Aus Hydurilsäure und essigsaurem Calcium als weisser, anfangs
amorpher Niederschlag erhalten. — C,H,N,O,Ba + H,0. Dem vorigen Salz ähnlich. Giebt
mit Chlorbarium ein in Nadeln krystallisirendes Doppelsalz. — (C,H,N,0ç),Zn. Gut krystal-
Hisirbar. — C,H,N,0,Zn + 2H,0. Zunächst‘ amorpher Niederschlag. — (C,H,N,0ç)gCu
-+8H,0. Feine gelbe Nadeln oder dünne Prismen, die beim Erhitzen rothes, wasserfreies Salz
zurücklassen. — C,H,N,O,;Cu--4H,O. Rother, aus kurzen Nadeln bestehender Niederschlag,
der beim Erhitzen das dunkelbraunrothe, wasserfreie Salz hinterlisst. — Eisenoxydulsalz.
Weisser, bald grün werdender Niederschlag. — Eisenoxydsalz. Dunkelgrüner, leicht zersetz-
licher Niederschlag. — Bleisalz. Weisser Niederschlag, unlöslich in Essigsäure. — Silber-
salz. Kleine glänzende Prismen, die sich sehr leicht unter Schwärzung zersetzen.
Dichlorhydurilsáure, C,H,CI,N,O, + 2H,O (10). Weisses Pulver, selbst in heissem
Wasser sehr schwer lóslich. Unzersetzt lóslich in concentrirter Schwefelsäure und daraus durch
Wasser in kleinen, rhombischen Krystallen füllbar. Starke zweibasische Süure. Sehr beständig
gegen Mineralsáuren. Selbst heisse Salpetersüure greift nur langsam an, unter Bildung von Ni-
trobarbitursáure. Siedende Kalilauge wirkt zersetzend, wobei Rothfürbung auftritt und Chlorkalium
entsteht. — Das Kaliumsalz, C,H,CI,N,O,K, -- 2H,O, ist ein in kaltem Wasser schwer
lósliches, aus kleinen, sechsseitigen Tafeln bestehendes Krystallpulver.
Purpursäure, C,H,N,O, Das saure Ammoniaksalz dieser im freien Zu-
stande nicht bekannten Sáure ist die purpurrothe Substanz, welche man nach
dem Verdampfen von Harnsáure mit Salpetersáure beim Behandeln des Rück-
stands mit Ammoniak beobachtet. Schon Pnour (74) stellte dieselbe durch Ver-
dunsten der so gewonnenen, ammoniakalischen Lósung in rothen, grün schillernden
Krystallen dar und betrachtete sie als das Ammoniaksalz der von ihm »Purpur-
sdure« genannten Verbindung, welche daraus durch Säuren erhalten wurde.
LIEBIG und WôHLER (6) zeigten, dass diese letztere Verbindung mit Ammoniak
kein rothes Salz wieder bilde, nannten sie »Murexan« (= Uramil) und glaubten,
dass die von ihnen »Muraxid« genannte rothe Substanz überhaupt kein Ammoniak-
salz sei. Sie legten diesem Murexid statt der früher von Kopwzrs (214) gefundenen
Formel C,H,N,O, die Formel C,H,N,O, bei. FnrrIZsCHE (215) fand die Zu-
sammensetzung C,H,N,O;;, und betrachtete das Murexid wieder als das Am-
moniaksalz einer »Purpursáure«, von der er auch verschiedene andre Salze dar-
stellte, die sich aber in freiem Zustande nicht abscheiden liess (vergl. 216).
GMELIN (217) stellte nach den vorliegenden Analysen und Beobachtungen die jetzige
Formel C,H,N,O, auf, die er durch den Nachweis stützte, dass aus Alloxantin
und Ammoniak Murexid entstehe. Von BEILSTEIN (203) wurde erkannt, dass die
wirkliche Purpursáure, deren Ammoniaksalz das Murexid ist, beim Freiwerden
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