Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 5. Band)

    
  
  
  
  
    
   
   
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
    
   
  
  
  
  
   
   
   
   
  
472 Handwôrterbuch der Chemic. 
elastica und Hevea-Arten, sowie von den Apocyneen: Urceola elastica, Hancornia, Vehea und Lan- 
dolphia auf dem indischen Archipel und in Atrika (4). Letztere sind ausser Hascornia Kletter- 
und Schlingpflanzen, welche zum Theil eine Länge von über 300 Meter erreichen. — In GEHE’s 
Handelsbericht für 1881 wird mitgetheilt, dass in neuerer Zeit die wichtigsten Kautschuk-Pflanzen, 
nämlich Syphonia, Ficus und Castilloa auch auf Ceylon und zwar bei Calcutta, Madras und Burma 
angepflanzt sind (5). Cross, welcher mit der Herbeischaffung des erforderlichen Materials be- 
traut war, entdeckte bei dieser Gelegenheit in Süd-Amerika Janihot-Glasiovii als einen guten 
Cerea-Kautschuk liefernden Baum. Einen Kautschuk von ausgezeichneter Güte, wegen seiner 
weissen Farbe Caucho ölanco genannt, liefert die in Columbien wachsende Æxcoccaria gigantea (6). 
Ferner werden in Paraiba und der Provinz Rio grando do Norte namhafte Mengen Kautschuk 
aus Hancornia speciosa gewonnen. Eine in den Wäldern von Cochinchina heimische Apocinee, 
Prameria glandulifera, wird nach PIERRE (7) im südlichen Indien wegen ihrer bedeutenden Ertrags- 
fähigkeit angebaut. Alle hier genannten Pflanzen, mit Ausnahme der Apocineen, sind Bäume 
von meist gigantischen Dimensionen; so fand GRIFFITH eine Æcus von 34 Meter Hôhe und 
BROCKEDON berichtet, dass Urceola elastica so rasch wächst, dass sie in 5 Jahren eine Höhe von 
68 Metern bei einem Stammdurchmesser von 0:5—0-75 Metern erreicht, und nun jährlich etwa 
25 Kilo Kautschuk liefert. 
Nach G. KassNER (8) enthält die als Unkraut überall vorkommende Günsedistel, Sozckus 
oleraceus, in ihrem Safte 0:419 Rohkautschuk und 0:162 Reinkautschuk, der durch Schwefel- 
kohlenstoff aus der getrockneten und gepulverten Pflanze ausgezogen und in entsprechender 
Weise gereinigt werden kann (9). 
Es mógen die oben genannten Pflanzen als die für die Gewinnung des Kautschuks haupt- 
sáchlichsten Repräsentanten genügen.*) 
Die den kautschukhaltigen Milchsaft führenden Gefässe durchziehen die Pflanze entweder 
in allen ihren Theilen oder nur in der Rinde; sie lassen bei ihrer Verletzung den Saft als eine 
milchähnliche, trübe Flüssigkeit austreten, aus welcher sich der in Form von kleinen Kügelchen 
suspendirte Kautschuk bei längerem Stehen, wie Rahm auf der Milch, abscheidet. 
Zusammensetzung und Eigenschaften (10) der aus den verschiedenen 
Pflanzen gewonnenen Milchsáfte sind sehr wechselnd; dieser Umstand erklärt 
denn auch die grossen Abweichungen in den Angaben verschiedener Autoren 
über die Natur dieser Flüssigkeit. — Während z. B. ADRIANI an dem frisch aus- 
fliessenden Safte von Ficus elastica schon saure Reaction beobachtete, giebt 
JOHNSON an, dass die saure Reaction erst beim Stehen an der Luft eintritt und 
durch Zusatz von 7 Vol. Ammoniakflüssigkeit verhindert werden kann. Dem- 
gegenüber fand wieder BOUSSINGAULT bei mexikanischem Safte, dass durch 
Ammoniakzusatz aller Kautschuk aus dem Safte abgeschieden wurde. 
Das spec. Gew. des frischen Saftes ist — 1:019—1:014. Mit wenig Wasser 
verdünnt, scheidet sich der Kautschuk nicht ab, mehr Wasser, etwa das 5—6fache 
des Volumens, und ebenso ein Zusatz von Salzwasser oder Säuren bewirkt augen- 
blickliche Abscheidung des Kautschuks in Form einer rahmartigen, auf der 
Flüssigkeit schwimmenden Schicht. Durch Alkohol oder Erwärmung werden 
einige Saftarten coagulirt, andere nicht, wie URE nachgewiesen hat; dieses Ver- 
halten spricht dafür, dass nicht alle Kautschuksäfte Albumin enthalten. Nicht 
nur ist der Saft verschiedener Pflanzen von verschiedener chemischer Zusammen- 
setzung, sondern innerhalb desselben Pflanzenorganismus wird, wie ADRIANI nach- 
wies, der Saft um so wasserhaltiger, je höher nach oben derselbe entnommen 
wird, er fand im Safte der Endknospe einer 277 Meter hohen Pflanze nur 17:70 
Trocken-Rückstand, während aus einem Blattstiele 0:35 Meter über dem Boden, 
*) Ausführliche Angaben über die wichtigsten Kautschuk-Pflanzen finden sich in dem Werke 
von JAMES COLLINS »Report on the Caoutchauc of commerce« sowie im Auszuge in FRANZ 
CLOUTH die Kautschuk-Industrie. Weimar 1879. 
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