480 Handwörterbuch der Chemie.
löst zurückbleibt. — Das Ungelöste ist zähe, wenig klebend, weich und wenig
elastisch, gefärbt und von netzartiger Struktur. Die Fäden dieses Netzes schwellen
beim Absorbiren von Flüssigkeiten an und schrumpfen nach deren Verdunsten
wieder zusammen. Das Gelöste erweist sich nach Verflüchtigung des Lösungs-
mittels als eine wenig zähe und wenig elastische Masse. Man hat es demnach
wohl mit zwei im Kautschuk vereinigten Isomeren zu thun.
Seiner chemischen Natur nach ist der Kautschuk ein Kohlenwasserstoff
von folgender, der einfachsten empirischen Formel C,H,, entsprechenden
Zusammensetzung:
FARADAY C. G. WILLIAMS ADRIANI (20) Berechnet für C,H,
a b
C 812 869 87-3 87:91 87-27
H 12:8 12:4 12:1 11:94 12-72
100°0 99:8 99:4 99:85 99-99
Die ADkIANI'sche Analyse stimmt besser auf die Formel C,,H,, (20).
Das Verhalten des Kautschuks gegen chemische Agentien ist im All-
gemeinen ein recht indifferentes. Verdiinnte Sduren und concentrirte kaustische
Alkalien verändern denselben kaum, ebenso greift concentrirte Salzsäure und
Salzsäuregas nur langsam an. Chlor macht ihn dagegen hart und brüchig, eine
Eigenschaft, die HurziG (45) benützt, um Kautschuk hart herzustellen. Concen-
trirte Schwefelsäure verkohlt den Kautschuk unter Entwicklung. von schwefliger
Säure; Salpetersäure färbt ihn erst gelb und zersetzt ihn dann unter Entwicklung
von Stickstoff, Kohlensäure, Blausäure, Oxalsäure und Abscheidung eines fett-
artigen Körpers, der sich bei anhaltendem Kochen in Camphresinsäure umsetzt
(46). Salpetrige Säure zerstört ihn schnell; mit Ammoniak längere Zeit digerirt,
wird Kautsckuk in eine emulsionsartige Flüssigkeit, welche beim Verdunsten
reinen Kautschuk hinterlässt, verwandelt (47). Erhitzt man Kautschuk mit
80 Thin. Jodwasserstoffsiure auf 2807, so entstehen nach BERTHELOT (48) zühe,
über 3509? unzersetzt destillirende Kohlenwasserstoffe der Reihe C,Ho,45. Der
Sauerstoff der Luft greift den Kautschuk an und macht ihn hart und brüchig,
man bewahrt deshalb aus diesem Material gefertigte Gegenstände am besten
unter Wasser und vor Licht geschützt auf. Sehr energisch zerstórend wirkt Ozon
auf Kautschuk ein.
Schwefel wird in geschmolzenem Zustande in wechselnden Mengen vom
Kautschuk aufgenommen und ertheilt dabei letzterem vollkommen neue Eigen-
schaften, wovon weiter unten die Rede ist.
Trockene Destillation. Beim Erhitzen auf 120? C. schmilzt der Kaut-
schuk zu einer theerigen, schmierigen Masse, gegen 200° beginnt er Dämpfe ab-
zugeben, und es entweichen nun aus rohem Handelsprodukte zunächst Schwefel-
wasserstoff, Kohlensäure und Kohlenoxyd, Salzsäure und ammoniakhaltiges
Wasser; bei weiterem Erhitzen destillirt eine Glartige Flüssigkeit, das sogen.
Kautschukôl, und es hinterbleibt endlich in der Retorte ein kohliger, aschen-
armer Rückstand. Beim Zutritt der Luft verbrennt der Kautschuk, auf etwa
360? C. erhitzt, mit stark leuchtender, russender Flamme. Das zwischen 33° bis
über 250? siedende Kautschukól wurde von GREGORY (49), DALTON (50), HimLy
(51), BOUCHARDAT (52) und WILLIAMS (53) untersucht und hauptsächlich aus un-
gesättigten Kohlenwasserstoffen bestehend gefunden. Die Angaben über diese
Kohlenwasserstoffe sind sehr verschieden.
BOUCHARDAT fand in durch Kältemischung condensirten Destillationsprodukten
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