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Handwórterbuch der Chemie.
plastischer und leichter knetbar als Kautschuk, andererseits elastischer als Guttapercha. Sie
wird aus dem Milchsaft von Sapota Milleri, einem zu den Sapotaceen zählenden, auf Guyana
heimischen Baume gewonnen und stellt im Handel röthlich weisse oder braunröthliche Klumpen
dar. Bei gewöhnlicher Temperatur ist sie hornartig, gegen 50° weich und formbar.
Das aus Schwefelkohlenstofflösung gewonnene reine Produkt hat nach SPERLICH (72) die
Zusammensetzung der Gutta, nämlich C — 88:52, H — 113$. — Die Balata ist so gut wie
unempfindlich gegen Licht und Luft (59); mit Schwefel ist sie vulkanisirbar.
Ausser Kautschuk, Guttapercha und Balata kamen im Laufe der Zeit noch eine ganze
Reihe aus Pflanzensüften gewinnbarer Produkte mit #hnlichen oder gleichen Eigenschaften wie
die genannten in den Handel, ohne Bedeutung zu gewinnen.
Ersatz für Kautschuk zu finden ist schon lange das Bemühen vieler Chemiker, es sind
darauf mehrere Preise ausgeschrieben, ohne dass das Problem bislang befriedigend gelöst ist.
SACHS und JoNas stellten 1848 den sogen. Oelkautschuk durch Erhitzen von Leinól
auf hohe Temperatur und nachherigem Kochen mit Salpetersüure dar. Das Produkt ist in den
Lósungsmitteln des Kautschuks, ausserdem in kaustischen Alkalien lóslich. In der Kälte ist es
elastisch, von kautschukühnlicher Beschaffenheit, gegen 50? wird es weich und knetbar. —
NICKLES und ROCHLEDER erhielten durch Behandlung fetter Oele bei 25— 30? mit Schwefel-
chlorür einen dem vulkanisirten Kautschuk sehr ähnlichen Körper.
Die Technik der Kautschuk- und Guttapercha-Verarbeitung.
Der Rohkautschuk des Handels enthält, wie oben schon gesagt wurde, ausser
lóslichen Verunreinigungen noch mechanische Beimengungen wie Sand, Steinchen,
Holz- und Rindenstückchen, Russ, Wasser u. dergl.
Ueberdies stellen die grösseren Blöcke durchaus keine in allen Schichten
völlig homogene Masse dar, es ist deshalb einmal, um eine solche zu erzielen,
ferner aber, um die genannten Verunreinigungen zu entfernen, zunächst eine
mechanische Reinigung und Bearbeitung erforderlich. Für diesen Zweck wie
überhaupt für die ganze Kautschuk-Verarbeitung war die 1836 gleichzeitig von
CHAFFU und NiıckeLs gemachte Beobachtung, dass Kautschuk bei mässig erhöhter
Temperatur durch Kneten in eine weiche, fast unelastische Masse übergeht, von
grosser Bedeutung.
Die erste der auszuführenden Operationen ist das Zerschneiden der
Kautschukblócke. Ist das Rohprodukt sehr stark mit Sand oder Thon ver-
unreinigt, so lässt man auch wohl, jedoch nur selten, eine Waschung mit Wasser
vorhergehen. Das Schneiden wird entweder auf Maschinen, ähnlich den Häcksel-
maschinen, mit auswechselbaren Messern oder auf Schneidetrommeln bewerk-
stelligt. Letztere bestehen aus zwei kreisrunden Scheiben, welche auf einer etwa
20 Centim. langen, horizontalen Achse festsitzen. Die Mantelfláche der Trommel
wird durch scharfe, nur wenig gegen die Mantelfláche geneigte Messer gebildet.
Die Trommel wird durch ein Getriebe in sehr rasche Umdrehung versetzt und
nun der Kautschuk durch ein federndes Hebelwerk gegen die Messer gedrückt.
Sowohl die Messer an dieser Maschine, wie die an der oben erwáhnten müssen
wührend der Arbeit durch auffliessendes Wasser nass und kalt erhalten werden,
weil sich andernfalls dieselben so stark erhitzen, dass sie am Kautschuk festkleben.
Der Kautschuk geht aus diesen Maschinen in Form dünner Späne hervor
und wird nun in Holländern, wie sie in der Papierfabrikation Anwendung finden
und wie sie im Artikel »Spiritusfabrikation« von uns beschrieben wurden, mit
immer sich ergänzendem Wasser gewaschen. Es werden dadurch erstens Sand,
Steinchen und Holzstückchen abgeschlämmt, ferner aber auch die in Wasser
lóslichen Stoffe, etwa 49 vom Gewichte des Rohkautschuks weggewaschen. Das
Waschwasser wird theils warm, theils kalt gehalten, warmes Wasser beschleunigt
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