Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 5. Band)

   
  
  
486 Handwörterbuch der Chemie. 
Verfahren liefert‘ namentlich für dickere Schichten ein ungleichmissig durch- 
gearbeitetes Material. 
Nach dem GoopvEAR’schen Verfahren mengt man den zu vulkanisirenden 
Kautschuk schon in der Knetmaschine mit 10—24% seines Gewichtes Schwefel 
(zu vollstándigem Vulkanisiren wáren nur ca. 6—79 erforderlich) und erhitzt dann 
die Masse auf 130—140? C. 
Da der mit Schwefel vulkanisirte Kautschuk die üble Eigenschaft hat, bei 
längerem Aufbewahren den nicht chemisch gebundenen Theil des Schwefels aus- 
blühen zu lassen, wodurch die Waare ein staubiges, schimmliges Aussehen be- 
kommt, so hat man schon lange versucht, den Schwefel durch andere Substanzen 
zu ersetzen. ; 
Hancock empfahl das Schwefelantimon, welches dem Kautschuk die nament- 
lich in England beliebte rothliche Farbe giebt. — MOULTON verwendete unter- 
schwefligsaures- und Schwefelblei sowie die entsprechenden Zinkverbindungen. — 
Hancock beniitzte die Schwefelverbindung der alkalischen Erden zum Vulkanisiren 
von Guttapercha, namentlich Schwefelcalcium. — Schwefelquecksilber wirkt gleich- 
zeitig vulkanisirend und fárbend — eine Mischung von Schwefelblei und Schwefel- 
wismuth empfahl ToNNER — wichtiger als diese Methoden ist die von GIRARD 
angegebene, das Vulkanisiren unter Druck bei 138—140? in einer 25? B. starken 
Lósung der Schwefelalkalien vorzunehmen. — Die beliebteste und einfachste 
Methode ist jedoch die Pankzs'sche, nach welcher man die Kautschukgegenstünde 
je nach ihrer Dicke 14 —3 Minuten lang in eine Lósung von 21 Thln. Schwefel. 
chlorür in 100 Thln. Schwefelkohlenstoff oder Petroleum taucht, bei 25? C. trocknen 
lässt und nun nochmals 1—14 Minuten in die Lósung eintaucht. Für dickere 
Gegenstände (3—4 Millim.) werden schwächere Lösungen genommen und dafür 
die Zeit des Eintauchens verlängert. 
Die nach diesem Verfahren hergestellten Artikel heissen im Handel Patent- 
Gummiwaaren. 
Das Brennen des Kautschuks. Der mit Schwefel oder Schwefelver- 
bindungen durchsetzte Kautschuk muss zum Zwecke der Vulkanisirung auf hóhere 
Temperatur, für Weichkautschuk 120—140°, fiir Hartgummi resp. hornisirten 
Kautschuk über 140? erhitzt werden. Die Temperatur, die Menge des Schwefels 
bezw. seiner Verbindungen und die Natur des Kautschuks sind bestimmend für 
die Güte der fertigen Waare. Bei der erhóhten Temperatur gehen Schwefel und 
Kautschuk eine wahre chemische Verbindung ein, denn beide Componenten sind 
für sich in Schwefelkohlenstoff lóslich, vulkanisirter Kautschuk nicht. — Nur der 
kleinere Theil des verwendeten Schwefels wird chemisch gebunden, der gróssere 
Theil bleibt mechanisch beigemengt und efflorescirt beim Lagern. Der Hart- 
gummi ist eine schwefelreichere Verbindung als Weichgummi. In Folge des 
mechanisch eingeschlossenen Schwefels brennen sich manche Gummisorten nach, 
d. h. nicht ganz durchvulkanisirte werden bei lüngerem Liegen noch »gar«. — 
Gare Sorten von Weichgummi werden, indem sie noch mehr Schwefel binden, 
hart und rissig. — Diesem Uebelstande ist durch das sogen. Entschwefeln des 
Kautschuks abzuhelfen, was geschieht, indem man die vulkanisirten Waaren bei 
90° C. 2—3 Stunden lang mit Lösungen von ätzenden oder kohlensauren 
Alkalien behandelt. Der entschwefelte Gummi zeigt eine etwas gróssere Adhision 
wie der nicht entschwefelte. 
Das Vulkanisiren geschah früher und geschieht jetzt noch für die Fabrikation 
von Gummischuhen in gemauerten, von unten heizbaren Luftbädern. Zweck- 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
   
on 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.