488 Handwörterbuch der Chemie.
Wie schon angedeutet, giebt man sowohl dem Weichgummi wie auch dem
Ebonit beim Vulkanisiren bisweilen Zusätze ausser dem Schwefel, theils zum
Zwecke der Färbung, theils zur Vermehrung der Härte und Elasticität, endlich
aber auch als Beschwerungsmittel. Solche Zusätze sind: Harze und kautschuk-
ähnliche Körper, Asphalt, Steinkohlenpech, Kreide, Gyps, Talk, Schwerspath,
mineralische, vegetabilische und thierische Fette, Seifen, anorganische Metallsalze,
welche färbende Eigenschaften haben, wie Kupfer-, Chrom-, Blei- und Quecksilber-
salze u. a. m.
Die Qualität der Waare wird durch solche Zusätze meist nicht verbessert.
Der hornisirte Gummi ist sehr politurfähig, und deshalb geeignet, Horn und
Bein zu ersetzen. Auf seiner Unempfindlichkeit gegen chemische Agentien,
Säure, Salze und Alkalien — beruht seine vielfache Verwendung in der Maschinen-
technik und der chemischen Industrie. — In Folge seiner beim Reiben hervor-
tretenden, hochgradigen Electrizitätsentwicklung findet er vielfach Verwendung
zur Herstellung elektrischer Apparate sowie als Isolator für Leitungsdrähte etc. —
Auffallend ist sein grosses Ausdehnungsvermôgen in der Wärme. Von allen
Lösungsmitteln wirken nur Schwefelkohlenstoff und Steinkohlentheeröl bei längerer
Berührung in geringem Grade schwellend.
Die Verarbeitung der Guttapercha ähnelt bezüglich ihrer vorberciten-
den Operationen vollkommen der des Kautschuks. Das Material wird auch zu-
nächst in Wasser eingeweicht, auf Schneidemaschinen in feine Spáhne zerschnitten,
und diese in warmem oder kaltem Wasser kráftig durchgearbeitet und gleichzeitig
in hollánderartigen Apparaten zerrissen oder zwischen Brechwalzen zerkleinert. —
Andererseits hat man versucht, die Guttapercha durch Lósungsmittel oder durch
Wárme aufzuweichen und nun in Cylindern mit Stempeln durch ein System
inmer enger gelochter, in kleinen Abständen unter einander angeordneter Sieb-
bóden hindurch zu pressen. Die Verunreinigungen bleiben auf diesen Siebbóden
zurück, während die erweichte Guttapercha hindurch gepresst wird. — Die auf
die eine oder andere Weise gereinigte Waare wird nun in mit Dampf erhitzten
Trommeln erweicht und in Knetmaschinen gleichzeitig zu einer homogenen
Masse verarbeitet und vom Wasser befreit; etwaige Zusätze, wie Kreide, Schmirgel,
Metalloxyde etc. werden mit in die Knetmaschine gegeben. -— Die aus diesen
Maschinen hervorgehende Guttapercha kann direkt zur Herstellung von Gegen-
stánden benutzt werden.
Das Vulkanisiren macht die Guttapercha ebenfalls widerstandsfähiger
gegen chemische Einflüsse und unempfindlicher gegen Temperaturwechsel; es
geschieht ganz wie beim Kautschuk durch Zusatz von nicht unter 69. Schwefel
oder Schwefelverbindungen. Je härter die Gegenstände werden sollen, desto
mehr Schwefel ist nótig; die Temperatur des Brennens wird zwischen 135—150?
gehalten. "Vulkanisirt man mit 20—304$ Schwefel 6—8 Stunden lang, so erhält
man eine hornartige, tief schwarze, politurfáhige, strukturlose Masse, die Hart-
guttapercha, welche in ihren Eigenschaften mit dem Hartgummi oder Ebonit fast
identisch ist.
Die Herstellung der Kautschuk- und Guttapercha-Waaren ist rein
mechanisch-technischer Natur und muss deshalb hier übergangen werden. Wir
geben zum Schlusse nur noch eine Uebersicht über die wichtigsten Verwendungs-
arten der verschiedenen Kautschuk- und Guttaperchasorten:
l. Nicht vulkanisirter Kautschuk findet Verwendung zu Róhren, Stopfen,
Füden, Platten und Bláttern und als Wischgummi.