Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

   
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Kohlenhydrate. 143 
sehr starke Salpetersäure oder Gemenge von Salpetersäure resp. Salpeter mit conc. 
Schwefelsäure bilden sich die früher wohl als Nitrosubstitutionsprodükte betrachteten 
Salpetersäure-Ester der Cellulose, welche je nach der Menge der eingetretenen Salpeter- 
säure mehr oder weniger explosiv sind und sich weniger oder mehr in Aether, Alkohol, 
Essigäther lösen. 
Das salpetersäurereichste Produkt scheint C;H,OO,(NO,), oder vielmehr C,H;O,(NOj),, 
d. h. wohl ein Vielfaches dieser Formel zu sein. Ferner existiren Verbindungen mit 21, 2 und 
14 NO,, so dass am besten ist C, .H,,0,(N0,),, C,H, ,0,(NO,};, C,,H,,0,(NO,), etc. 
zu Schreiben und von Hexa-, Penta-, Tetra- etc. Nitrat der Cellulose mit 12 At. C zu 
sprechen (901). 
Schiessbaumwolle ist von SCHÖNBEIN, BÖTTGER und OTTO zuerst herge- 
stellt und von diesen, von BÉcHAMP (9oo) und vielen Andern, sowie neuerdings 
besonders von EpER (9or) náher untersucht [s. (gor, 902), wo die früheren Formeln 
zusammengestellt sind]. 
Alle diese Nitrate geben mit Kalk sowie Ammoniak Salpetersáure ab, und 
sie lassen beim Behandeln mit reducirenden Mitteln, besonders Eisenchlorür, 
reine Baumwolle, welche wie die ursprünglich angewandte aussieht, wieder ent- 
stehen, was entschieden für Betrachtung dieser Stoffe als Salpetersäure-Ester 
aber nicht als Nitrokörper spricht. 
Cellulose-Dinitrat, C, ,H, ,0,(NO;),. 
Niedrigstes Nitrat, entsteht beim Behandeln von Baumwolle mit einem 
etwas verdiinnten und heissen Gemenge von Salpetersäure und Schwefel- 
säure und ferner beim Behandeln der übrigen Nitrate mit Kali oder Ammoniak 
und späteren Zusatz von verdünnter Schwefelsäure, wobei es sich abscheidet (903). 
Mononitrat entsteht hierbei nicht, sowohl aber wird bei weiterer Einwirkung 
das Dinitrat völlig zersetzt. 
Löslich in absolutem Alkohol, Essigäther, Aether-Alkohol, aber schwer in 
reinem Aether. Die Lösungen lassen beim Verdunsten eine opake, milchigtrübe, 
mürbe Schicht. 
Cellulose-trinitrat, C,,H,;0,(NO,);, und 
Cellulose-tetranitrat, C,,H, ,O,(NO,),. 
Ein Gemenge dieser beiden entsteht bei Behandlung von Baumwolle mit 
stärkerer Salpetersäure und Schwefelsäure oder mit Salpeter- und 
Schwefelsäure (s. Collodiumwolle), ist in Aether-Alkohol leicht und dünn- 
flüssig löslich und lässt beim Verdunsten eine klare, durchsichtige (als Unter- 
lage für das photographische Bild brauchbare) Schicht (Collodiumhaut). 
Cellulose-pentanitrat, C,4,H,,O0,(NO,),, und 
Cellulose-hexanitrat, C,,H,,0,(NO;),. 
Beim Digeriren von Baumwolle mit einem Gemenge von sehr concen- 
trirter Schwefelsäure und stärkster Salpetersáure (1:5 spec. Gew.) bilden 
sich Körper, welche dem Hexanitrat nahe stehen (eigentliche Schiess- 
baumwolle). 
Das Pentanitrat erhált man nach EpER am besten durch Lósen von T etra- 
nitrat in warmer Salpetersäure und Fällen mit Schwefelsäure. Es ist in 
Aether-Alkohol leicht, in reinem Aether und reinem Alkohol schwer löslich. 
Das Hexanitrat erhält man, wenn man Baumwolle in ein 10° warmes Ge- 
menge von 3 Mol. Scwefelsäure von 1:845 spec. Gew. und 1 Mol. Salpetersäure 
1°5 spec. Gew. einträgt, nach 24 Stunden herausnimmt, sehr gut wäscht, trocknet 
und dann mit einem Gemenge von 3 Thl. Aether und 1 Thl. 95proc. Alkohol 
von Pentanitrat etc, befreit. 
    
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
    
  
  
  
   
  
   
   
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
 
	        
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