Handwörterbuch der Chemie.
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Der Alkohol- und Milchsäuregährung ist sie unfähig.
Mit Kali liefert Phenose eine Verbindung, aus welcher mit Bleiessig
C,H,O, Pb, ausgefállt wird.
Kalk, Baryt und kohlensaurer Kalk werden gelóst.
Das oben genannte Trichlorhydrin der Phenose schmilzt bei etwa 10?
und ist in Alkohol, Aether, Benzol sehr leicht lóslich, schwerer in Wasser, zieht
aber leicht Wasser an, wobei es sich verflüssigt.
Mit Jodwasserstoff entstehen f-Hexyljodür und bei 68—72? siedendes
Hexylen.
5. Inosit, C;H,,06 + 2H,0.
Phaseomannit. Nucit.
Eine im Pflanzenreich und vielleicht auch im 'Thierreiche sehr verbreitete
Substanz, deren Zusammensetzung diejenige eines Kohlenhydrates ist, deren
Eigenschaften jedoch nicht zu denen der Kohlenhydrate passen, so dass [wie
schon im Jahre 1850 MARCHAND (969)] ich mit WEHMER (970) vor einiger Zeit
Zweifel an der Zugehörigkeit des Inosites zu den Kohlenhydraten ausgesprochen
haben, welche in der neuesten Zeit durch MaQUENNÉ's Untersuchung glänzend be-
státigt sind, indem Inosit zu den Additionsprodukten des Benzols gehört
und also kein Kohlenhydrat ist.
Inosit wurde von ScHxeERER im Fleischsaft entdeckt (971), von SokoLow
und Anderen (972) in verschiedenen Organen gefunden, ebenso in niederen
Thieren (973). Im Harn bei Diabetes insipidus (974), doch nicht immer (974),
weiter im Harn bei Morbus Brighti (972) und bei übermässiger Wasserzufuhr
(975), ferner auch zuweilen neben Dextrose bei Diabetes mellitus (975).
Inosit oder ein ähnlicher Kôrper scheint von DANILEWSKY (1186) aus Fi-
weisskórpern mit Pankreas z. Thl. isolirt zu sein.
Aus grünen Schnittbohnen isolirtte VoHL (976) eine von ihm zuerst
Phaseomannit (von Phaseolus) genannte Substanz, welche sich als identisch
mit Inosit erwies, und spáter wurde Inosit in sehr vielen Vegetabilien gefunden,
so in Erbsen, Kartoffelsprossen, Spargelkraut, Pilzen u. s. w., s. bes. MARMÉ (977).
In den Blättern der Esche, in jungen Weinblättern (978) (50 Kilo Blätter geben
1:6 Grm. Inosit, Nussbláttern (979, 982) (dieser Inosit wurde zuerst als Nucit
beschrieben), den Blutungssäften des Weinstocks (980), dem Traubensaft (981),
stets neben Glycosen. Ganz kürzlich ist ferner aus vielen verschiedenen Vege-
tabilien, u. a. auch aus Rankengewächsen und gekeimten Bohnen, Inosit herge-
stellt [Fick nnd KoBERT (981a)).
Zur Darstellung aus Fleisch, Harn, Gehirn sowie aus den genannten
Vegetabilien benutzt man die Eigenschaft des Inosits, nicht durch Bleizucker
oder Bleiessig, wohl aber durch ammoniakalischen Bleiessig ausgefällt zu
werden, man befreit also die betreffenden mit Wasser bereiteten Extracte durch
Bleiessig von anderen fällbaren Substanzen und schlägt den Inosit dann mit
Bleiessig und etwas Ammoniak nieder. Diesen 2. Niederschlag zersetzt
man mit Schwefelwasserstoff, filtrirt, dampft ein und setzt Alkohol und etwas
Aether zu, worauf der Inosit krystallisirt (977).
Griine Bohnen kann man nach einmaligem Aufkochen mit etwas Wasser
auspressen und den eingedampften Saft mit etwas Alkohol versetzen, worauf all-
mählich sich Inositkrystalle abscheiden, welche durch Umkrystallisiren ge-
reinigt werden (976).
MAQUENNE (982) hat aus Nussblättern fast 45, 9 Inosit erhalten, bei dessen
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