294 Handwörterbuch der Chemie.
Darstellung des Kupfers dienen, weil die Róstung nicht vollstindig ist und einige metallische
Beimengungen sich nicht mit einem Male, sondern nur mittelst verschiedener Zwischenoperationen
entfernen lassen. Durch das Rósten werden flüchtige Bestandtheile (Antimon, Arsen, Bitu-
men u. s. w.) entfernt und besonders die fremden Schwefelmetalle unter Entwickelung von
schwefliger Sáure und Verflüchtigung von Schwefel in Oxyde übergeführt. Es soll aber stets
soviel Schwefel zurückbleiben, dass das vorhandene Kupfer mit demselben Kupfersulfür bilden
kann. Bei dem darauf folgenden Schmelzen verschlacken die Oxyde mit der Gangart, wührend
das Kupfersulfür nicht in die Schlacke übergeht.
Der Róstprocess wird entweder in freien Haufen, oder in Stadeln, oder in Schacht- oder
Flammófen ausgeführt.
Dem Rósten in Haufen werden besonders arme, aber schwefelreiche Erze in gróberen
Stücken unterworfen. Im Mansfeld'schen, wo der dort unter dem Zechstein vorkommende
Kupferschiefer schon seit Jahrhunderten verarbeitet wird (LUTHER's Vater arbeitete als Berg-
mann in den Gruben bei Eisleben), wird das Erz besonders zum Zweck, das vorhandene Bitumen
zu entfernen, in freien Haufen gerdstet. Man bringt auf die gestampfte Róstsohle von 6 bis
9 Meter Breite und 15:5 bis 31 Meter Lünge eine Lage Schiefer, bildet lings deren Seiten einen
Kranz von Holzbündeln (Wasen), legt nach der Mitte zu auch Reihen von Wasen und bringt
darauf eine etwa 2 Meter hohe Schicht Schiefer. Das Holz wird an den Seiten und Ecken
entzündet, und der Haufen brennt 10 bis 20 Wochen. Neuerdings werden mehr Róstófen an-
gewendet, denn beim Haufenrósten verliert man den Schwefel in Form von schwefliger Sáure,
die ausserdem die Vegetation in der Umgebung der Hütte im höchsten Grade schädigt.
Eine Modification des Verfahrens ist das sogen. Kernrösten. Der Process wird so ge-
führt, dass die Oberfläche der Stücke in Oxyde und Sulfate besonders des Eisens übergeht.
Sollte sich auch Kupferoxyd gebildet haben, so wird dieses durch die aus dem Inneren des
Haufens kommenden Schwefeldämpfe wieder geschwefelt. Das leicht flüssige Schwefelkupfer
schmilzt und vereinigt sich mit dem noch unzersetzten Schwefelkupfer des Kerns. Indem die
Luft durch die poröse Hülle von Eisenoxyd dringt, findet dieser Vorgang wiederholt statt, so
lange als sich noch Schwefeldämpfe entwickeln. Dann wird die Röstung unterbrochen. Man
scheidet Kern und Rinde von einander, laugt aus letzterer die Sulfate aus, in deren Lösung
man Kupfer durch Eisen ausfällen kann, und verschmilzt den kupferreichen Kern.
Das Rösten in Stadeln gestattet eine bessere Regulirung des Luftzutritts, Ersparniss an
Brennmaterial und Gewinnung von Schwefel. Die steirischen Röststadeln, die z. B. zu
Agordo im Venetianischen zur Anwendung kommen, sind dort 17 Meter lang, 4°3 Meter breit
und 2:5 Meter hoch. Sie haben 1:6 Meter starke Wände, in welchen sich die zur Auffangung
des Schwefels dienenden Kammern c befinden. Aus dem Innern des Röststadels führen zu
jeder Kammer 12 Canile Z Die Sohle @ ist aus ausgelaugten Rinden von der Kernróstung,
die mit Holzstücken durchsetzt sind, hergestellt. / sind Kühlkanále in dem Ofengemáuer, welche
mit Steinplatten überdeckt sind, ^ die Thüren zu den Schwefelkammern. Auf die Steinplatteri
wird zunächst ein Rost von Torfklein und Holzabfállen gelegt; auf diesen werden die Holz-
platten 7 aufgestellt, welche nach dem Ausbrennen durch Deckmaterial o verstürzt werden.
# sind Schwefelgruben in der Decke. Der Theil 4 bedeutet rohen, 2 in Róstung begriffenen
Kies, C die Rostsohle (5) (Fig. 195 u. 196).
Das Rósten der Kiese in Oefen geschieht hüufig in Schwefelsüurefabriken, wo das Róst-
(Ch. 195.)