Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

   
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Theer wird bei den Rostófen durch einen Dampfstrahl fein zerstiubt mit oder 
ohne Beihülfe von Coke direkt zu Kohlensáure und Wasser verbrannt, bei den 
Generatorófen werden dagegen die Verbrennungsprodukte des in der Náhe des 
Schlitzes oder Rostes in den Generator eingeführten Theers wieder in den oberen 
Cokeschichten reducirt (31). Durch 1 Kgrm. Theer sollen 1:6—2 Kgrm. Coke 
ersetzt werden kónnen. Bei der Verwendung von Theer werden aber die Oefen 
und Generatoren sehr stark angegriffen, wahrscheinlich durch Bildung einer 
Stichflamme von hoher Temperatur. 
Die Ladung oder Charge einer Retorte beträgt 100—150 Kgrm. Kohlen und darüber. 
Die Einführung derselben wird meistens durch geschicktes Einwerfen mit einer Kohlenschaufel 
bewirkt  Zuweilen wendet man auch eine Lademulde an, welche die Linge der Retorte hat 
und die ganze Charge fasst. Dieselbe wird gefüllt in die Retorte geschoben, umgedreht und 
leer wieder herausgezogen. Die Kohlen liegen in ziemlich gleich hoher Schicht in der Retorte 
und bleiben in derselben, nachdem diese sofort nach der Chargirung geschlossen ist, 9 bis 5, 
meistens 4 Stunden. Nach dieser Zeit wird die Retorte unter gleichzeitiger Anzündung der 
noch in geringer Menge entweichenden Gase geóffnet; die darin zurückgebliebene Coke wird 
mittelst einer langen Stange, welche mit einem hakenfórmigen Ende versehen ist, herausgezogen 
und entweder in eisernen Karren auf den Dümpferplatz gefahren und mit Wasser abgelóscht 
oder direkt zur Heizung der Oefen verwandt. Zum Laden und Ziehen der Retorten hat man 
häufiger Maschinen zu benutzen versucht; dieselben haben jedoch wenig Eingang gefunden. 
Um eine zu starke Abkühlung des Ofens zu vermeiden, wird immer nur die halbe Anzahl seiner 
Retorten zu gleicher Zeit chargirt. 
Das in den Retorten entwickelte Rohgas gelangt durch Steigeróhren D (Fig. 213), 
welche 150—180 Millim. weit sind und sich 
oben zuweilen bis auf 125 Millim. verjüngen 
und durch das Sattelrohr S (Fig. 214) in 
die auf dem Ofen ruhende, horizontale, 
rghrartige Vorlage oder Hydraulik. Die- 
selbe ist für mebrere Oefen gemeinschaft- 
lich, hat einen U-fórmigen, selten kreis- 
fórmigen Querschnitt, 40—45 Centim. Hóhe 
und ist aus Schmiedeeisen, seltener Guss- 
eisen hergestellt. Sie hat den doppelten 
Zweck, die aus den Retorten übergehenden 
Destillationsprodukte aufzunehmen und als 
hydraulischer Verschluss für die von den (Ch. 214.) 
Retorten kommenden Steigeróhren zu dienen. Dieser Vérschluss ist erforderlich, 
damit nach dem Oeffnen der Retorte weder das Gas rückwärts entweichen, noch 
Luft in die Vorlage und die folgenden Betriebsapparate eintreten kann. Zu dem 
Zwecke taucht das Rohr S in die in der Vorlage aus dem Gase sich ab- 
scheidenden flüssigen Destillationsprodukte, Theer und Ammoniakwasser, ein und 
zwar 90— 30 Millim. bei vorhandenem und 50—75 Millim. bei fehlendem Exhaustor- 
betrieb. Damit die Vorlage stets nur bis zu einer bestimmten Hóhe mit Flüssig- 
gefüllt ist, ist am Ende eine Abflussvorrichtung angebracht, welche meistens in 
das das Gas weiter führende Betriebsrohr mündet. In Fig. 214 wird Theer und 
Ammoniakwasser durch die Oeffnung O abgeführt, steigt wieder nach oben und 
fliesst über den zur Regulirung des Niveaus in V dienenden Stellhahn A, welcher 
aus einem in den Boden des Abgangsrohrs eingelassenen halbirten Habhnküke besteht. 
Da in Folge des Durchdringens der Gase durch die Sperrflüssigkeit ein Wachsen 
und Fallen des Druckes in der Retorte eintritt nnd ein erhóhter Druck die Zer- 
  
   
   
  
  
   
   
   
  
   
   
   
    
   
   
    
   
   
  
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  
   
   
  
   
   
   
  
   
   
   
  
   
   
   
   
  
   
   
  
   
  
    
  
  
  
  
 
	        
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