432 Handwörterbuch der Chemie.
bunden ist. Je nach der Belastung der Glocke steht diese hóher oder tiefer, und
mit ihr wird dann durch den Regulirungskegel die Ausstrómungsóffnung verringert
oder vergrossert. Steigt nun durch irgend eine Ursache der Druck des ein-
strómenden Gases, so wird die Glocke mehr gehoben, und die Ausstrómungs-
öffnung verkleinert; fällt der Druck, so sinkt auch die Glocke und die Ausströmungs-
öffnung wird grösser. Es bleibt daher bei einer bestimmten Belastung die Menge
resp. der Druck des von der Anstalt weggehenden Gases constant. Der Druck
wird durch die selbstthitige Schreibvorrichtung eines multiplicirenden Druck-
messers, einen Registrirapparat, fortlaufend aufgezeichnet.
Die Haupt- oder Strassenleitung besteht aus gusseisernen Róhren, welche durch Blei-,
Kitt- oder Gummidichtung gasdicht zusammengefügt sind. Auch Róhren aus Schmiedeeisen,
umgeben mit einer Hülle aus Werg und Asphalt, sind
in Frankreich hüufiger in Anwendung gekommen
(Róhren von Chameroy in Paris). Damit der durch
die Fortbewegung des Gases und die hierbei statt-
findende Reibung eintretende Druckverlust am Ende
der Hauptleitung nicht ein gewisses Maximunr über-
schreite, ist der Durchmesser der Leitung dem Gas-
durchgang entsprechend weit zu wählen. In der
Leitung scheiden sich durch Condensation noch
Wasser und Oele ab; zu deren Aufnahme sind an
verschiedenen Stellen Wassertöpfe oder Syphons
eingeschaltet, deren Einrichtung und Aufstellung aus
der nebenstehenden Fig. 217 ersichtlich ist. Bis
nahe auf den Boden des Topfes 4, welcher oben
durch einen aufgeschraubten Deckel verschlossen ist,
reicht ein schmiedeeisernes Rohr 4 mit Verschluss-
(Ch. 217.)
schraube z, welches zum Auspumpen der Flüssigkeit
dient. Die Leitung hat nach den Syphons zu eine Neigung von mindestens 95 Millim. auf je
9—10 Meter Lünge. Die Hauptleitung liegt im Mittel 1— 1:25 Meter tief in der Erde; von ihr
zweigen sich die meist aus Schmiedeeisen bestehenden Zweigleitungen zu den Häusern und
Strassenlaternen ab. Vollkommen dicht ist die Leitung nicht herzustellen, der Verlust durch
Undichtheiten und Condensation beträgt meistens 2—10% der Gesammtgasabgabe, steigt aber zu-
weilen bis 159.
Die Prüfung des fertigen Leuchtgases (Strassengases) bezweckt festzu-
stellen:
1. Bis zu welchem Grade das Gas von schädlichen, verunreinigenden Be.
standtheilen (Schwefelverbindungen, Ammoniak und Kohlensáure) befreit ist,
2. welche Leuchtkraft das Gas beim Brennen entwickelt.
Schwefelwasserstoff soll ein gut gereinigtes Gas gar nicht oder nur
hóchstens spurenweise enthalten. | Die Menge der anderen Schwefelverbin-
dungen háüngt ab von der verwandten Kohlensorte und der Destillationstempe-
ratur. In der Regel wird nur der Gesammtschwefelgehalt bestimmt, indem man
ein bestimmtes Volumen Gas (ca. 50 Liter) verbrennt, die Verbrennungsprodukte
durch eine alkalische Flüssigkeit leitet und in dieser die absorbirte Schwefelsäure
ermittelt. 100 Cbm. Gas enthalten durchschnittlich 25 bis 50 Grm. Schwefel.
Kohlensäure wird auf volumetrischem Wege ermittelt. Ammoniak wird
durch Absorption mittelst einer Säure bestimmt (35 Normalschwefelsäure) und ist
meistens nur in geringer Menge vorhanden, 0—0:5 Grm. in 100 Cbm., und kann
bei wirksamen Reinigungsapparaten leicht unter einem Maximum von 2 Grm. ge-
halten werden.
A. heed