Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

    
    
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
   
   
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
   
    
    
       
     
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
es 
  
438 Handwôrterbuch der Chemie. 
schehen sollte, sobald das Gas in geschlossenen und bewohnten Räumen ver- 
brannt wird. Der erwähnten Umstände wegen hat das Oel- oder Fettgas sehr 
viel Anwendung gefunden in einzelnen industriellen Etablissements und kleineren 
Ortschaften. J. PrNTscH (4) in Berlin hat zuerst comprimirtes Oelgas in aus- 
gedehntem Maasse zur Beleuchtung von Eisenbahnwaggons verwandt. 
Die Darstellung des Oel- oder Fettgases, gleichgültig ob man Mineral- oder 
Erdoele und deren Rückstánde verwendet, geschieht in der Weise, dass man das 
Oel in einem dünnen Strahle in eine auf Kirschrothglühhitze, ca. 1000?, erwärmte 
stehende oder liegende Retorte aus Gusseisen einfliessen lässt. Die stehende 
Retorte eignet sich mehr für einen ausgedehnten Betrieb. Sie besteht aus einem 
äusseren, unten geschlossenen Cylinder, an dessen Wandungen das durch ein l4 fórmig 
gekrümmtes Rohr eingeführte Oel herabfliesst. Derselbe ist oben geschlossen 
durch die Auflageplatte eines hineingehüngten zweiten Cylinders, Einhüngerohres, 
welcher oben und unten offen ist und fast bis zum Boden herabreicht. Die durch 
Zersetzung des Oeles gebildeten Dämpfe treten unten in das Einhángerohr ein 
und oben aus demselben aus und gelangen in eine auf die Retorte aufgesetzte 
Haube und von dort durch eine Rohrleitung zur Vorlage. Die liegende Retorte 
hat meistens einen halbkreisfórmigen Querschnitt, damit das Oel sich rasch auf 
dem Boden ausbreite und nicht eine Rinne auf demselben bilde, wie das bei 
einer ovalen Gestalt möglich ist. An dem einen Ende der Retorte wird das Oel 
eingeführt, während am andern Ende das Gas durch ein Steigerohr zur Vorlage 
gelangt, ähnlich wie bei der Steinkohlengasbereitung. Die liegende Retorte ist 
háufig durch eine horizontale, fast bis zum andern Ende reichende Scheidewand 
in zwei mit einander communicirende Ráume getheilt, damit die in dem einen 
Raume aus dem Oele entstehenden Dümpfe auf ihrem zickzackfórmigen Wege mit 
einer grossen, erhitzten, die Zersetzung begünstigenden Oberflüche in Berührung 
kommen. Das zu vergasende Oel befindet sich in einem Gefässe auf dem Ofen, 
dessen Abfluss in die Retorte durch einen Hahn regulirt wird. HimzEL (5) bringt 
das Oel in einen Cylinder und drückt es durch einen belasteten, herabsinkenden 
Kolben, dessen Bewegung durch ein Uhrwerk regulirt wird, in die Retorte. 
Bei der Oelgasdarstellung kommt neben dem Erhitzungsgrad der Retorte 
sehr viel auf die richtige Einstellung des Oelzuflusses an. Derselbe darf nicht zu 
stark sein, damit die Zersetzung vollkommen ist, und nicht zu schwach, damit die 
Zersetzung nicht zu weit, bis zur Zerstórung der schwereren Kohlenwasserstoffe 
gehe. Ebenso treten beide Uebelstinde ein bei zu starker oder zu schwacher 
Erhitzung der Retorte. Zur Erkennung der richtig geleiteten Vergasung ist an 
dem in die Vorlage mündenden Steigrohre ein Probirhahn und eine zu einem 
Manometer führende Zweigleitung angebracht. Die Vergasung soll unter einem 
Drucke in der Retorte von 75—100 Millim. erfolgen. Entstrómt dem geôffneten 
Probirhahn ein dickflockiger, weisser Dampf, so ist die Zersetzung nicht hin- 
reichend. Es fliesst dann entweder zuviel Oel zu, wenn der Manometerdruck 
über 100 oder 125 Millim. beträgt, oder es ist die Retorte nicht heiss genug, 
wenn der Manometerdruck weniger wie 60 Millim. ist. Bráunlich gefürbte dünne 
Dámpfe zeigen dagegen eine zu starke Zersetzung an; diese ist hervorgerufen 
entweder durch zu starken, mehr als 125 Millim. betragenden Druck in Folge 
von Verstopfungen in den nachfolgenden Betriebsapparaten oder durch zu ge- 
ringen Oeleinfluss oder Ueberhitzung der Retorte. In letzterem Falle betrágt der 
Manometerdruck unter 60 Millim. 
Eine Vorlage oder Hydraulik dient wie bei der Steinkohlengasfabrikation als 
   
	        
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