444 Handwörterbuch der Chemie.
des Lichtäthers in allen Medien dieselbe ist, seine Elasticität aber sich ändert,
oder aber, dass seine Elasticität die gleiche bleibt und seine Dichte sich ändert.
Die Schwingungen im Lichtüther erfolgen senkrecht zu der Fortpflanzungs-
richtung des Lichtstrahles, sie sind transversal; im Gegensatz zu denen des Schalles
in der Luft, die longitudinal sind.
Bei dem natürlichen Licht, wie es uns eine gewóhnliche Flamme liefert,
nehmen wir an, dass die Richtung der Schwingungen sich sehr schnell ändert.
Durch besondere Kunstgriffe können wir es aber dahin bringen, dass die
Schwingungen stets in derselben Ebene erfolgen. Dies tritt z. B. ein, wenn ein
Lichtstrahl unter einem Einfallswinkel von ca. 53° von einer Glasplatte reflektirt
wird. Derselbe verhält sich nach verschiedenen Richtungen durchaus verschieden.
Von einem, dem ersten paralielen Spiegel wird er nur wenig geschwächt zurück-
geworfen, während ihn ein Spiegel, der so gestellt ist, dass die durch den ein-
fallenden Strahl und das Loth auf die Fläche gelegte Ebene, die sogen. Einfalls-
ebene, auf der analogen Ebene des ersten Spiegels senkrecht steht, ihn gar nicht
zurück wirft.
Ein solcher Lichtstrahl heisst geradlinigt polarisirt, die Reflexionsebene des
ersten Spiegels heisst die Polarisationsebene des Lichtstrahles; ob in ihr oder
senkrecht zu derselben die Schwingungen erfolgen, ist noch nicht mit Sicherheit
festgestellt. Je nachdem wir das eine oder das andere annehmen, müssen wir
dem Lichtäther die eine oder andere der oben angeführten Eigenschaften er-
theilen. Neben den gradlinigt polarisirten Strahlen kennen wir auch cirkular und
elliptisch polarisirte, bei denen die Aethertheilchen in Kreisen oder Ellipsen ihre
Gleichgewichtslage umkreisen. Sie entstehen, wenn ein solches Aethertheilchen
gleichzeitig von zwei gegen einander geneigten Bewegungen von gleicher Schwingungs-
dauer ergriffen wird, die es aber nicht gleichzeitig durch die Ruhelage führen würden.
Das Gesetz für die Bewegung eines Aethertheilchens im Lichtstrahl ist das-
selbe, wie für die eines Pendels mit sehr kleinen Schwingungen. Bezeichnet nim-
lich 7 die Zeit, gerechnet vom Durchgang des Theilchens durch die Gleichgewichts-
Lage, 4 die Verrückung des Theilchens gegen diese, 7'die Schwingungsdauer,
a die Amplitude oder grosste Schwingungsweite, so ist:
SH
U = asm 2n.
Ist 7 die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes und bezeichnet man wie
bei jeder anderen schwingenden Bewegung als Wellenlánge À die Strecke, um die
sich dieselbe während eines Hin- und Herganges des schwingenden Kórpers fort-
pflanzt, so erhält man für die Wellenlänge beim Licht
= 07.
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit ist im luftleeren Raum für Strahlen von
jeder Schwingungsdauer gleich und beträgt nach den neuesten Bestimmungen
299860 2- 50 Kilometer in der Sekunde. Durch die Schwingungsdauer 7'ist die
Farbe der homogenen Strahlen bestimmt (von Mischfarben sehen wir ab), wie
in der Akustik die Tonhóhe.
Lassen wir einen weissen Lichtstrahl durch ein Prisma gehen und fangen ihn
auf einer weissen Wand auf, so sehen wir ein Farbenband, ein Spectrum.
Dasselbe besteht aus Roth, Orange, Gelb,.Grün, Blau, Indigo, Violett, die kon-
tinuirlich in einander übergehen. Blendet man aus diesem Spectrum irgend
einen schmalen Theil aus und lässt ihn auf ein zweites Prisma fallen, so ändert
er seine Farbe nicht mehr. Er ist homogen.
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