t
me
476 Handwórterbuch der Chemie.
Eine Ausnahme bildet Methylsulfocyanat (Verbrennungswürme 398950, 7? — 33:80) und
das Methylsenfól [Verbrennungswürme 392060, A4 — 35715 (NasiNr)].
Ebenso haben die Kórper mit grosser Molekularrefraktion, also mit sogen. Doppelbindungen
ein grósseres Molekularvolumen. Dies alles spricht vom physikalischen Gesichtspunkt dafür,
dass die Doppelbindungen lockerer als die einfachen sind, womit auch das chemische Ver-
halten in vollkommener Uebereinstimmung ist.
In Bezug auf die Veránderung der Atomrefraction bei doppelten Bindungen hat E. WIEDE-
MANN (65) folgende Anschauungen entwickelt.
Sámmtliche Betrachtuugen bei der Berechnung der Atomrefraction setzen voraus, dass die ein-
zelnen Atome in das Molekül stets mit gleich beschaffenen Aetherhüllen eintreten, da nur dann die
Molekularrefractionen sich als Summe der einzelnen Atomrefractionen darstellen kann, wie sich aus der
Theorie von LORENZ und LORENTZ ergiebt. Da die doppelten Bindungen aber die Atomrefractionen ver-
ändern, so folgt daraus, dass mit denselben wesentliche Veränderungen in den Aetherhüllen der Atome
vor sich gehen. Sie bestehen wahrscheinlich, da der Brechungsindex wächst, in einer Aufnahme
von freiem Aether in die um die Atome gelagerten Aetherhüllen oder aus einem äquivalenten Vor-
gang. Die Atome selbst werden dann auseinander gerückt und die Moleküle nehmen einen
grösseren Raum ein, wie dies auch das grössere Molekularvolumen der sogenannten ungesättigten
Verbindungen gegenüber dem der gesättigten bestätigt. Sind aber die Atome weiter ausein-
ander gerückt, so müssen sie auch leichter chemischen Einwirkungen, der Aufnahme neuer
Atome, wie z. B. bei der Bildung von Bichloräthylen aus Chlor und Aethylen etc., zugänglich
sein, worauf auch BRÜHL aufmerksam gemacht hat. Dass nur drei solcher verschiedener
Bindungsformen, charakterisirt durch drei ihnen eigenthümliche Atomrefractionen, existiren, würde
sich darauf zurückführen lassen, dass der Aether in nur drei stabilen Anordnungen um die
Atome sich lagern kann,
Dispersion.
Von grosser Bedeutung sind noch die Beziehungen zwischen Dispersion,
Brechungsindex und chemischer Zusammensetzung.
Man hat z. B. die Abweichungen von gewissen für die Molekularrefraction
aufgestellten Gesetzen aus der Dispersion der betreffenden Körper zu erklären
gesucht.
Als Maass für die Dispersion nimmt man mit GLADSTONE den Unterschied
zwischen den Brechungsindices der rothen und violetten Wasserstofflinie oder die
Constante J der Caucnuv'schen Formel. Dabei macht man die Voraussetzung,
dass die Constante C in derselben Null ist. Legt man diese Grósse zu Grunde,
so ist die Dispersion eine mit der Temperatur schnell abnehmende Grósse. Daher
ist es richtiger, die obigen Gróssen noch durch die Dichte zu dividiren.
7p — 724
Specifische Dispersion nennt man mit GLADSTONE (71) die Grósse j ^ Wo"g
a
und 74 die Brechungsindices fiir die 77 und A-Linie des Sonnenspektrums sind oder B/d.
Die molekulare Dispersion (oder das Dispersionsäquivalent) ist die obige Grosse,
multiplicirt mit dem Molekulargewicht und hieraus berechnen sich Atomdispersionen unter
der Annahme, dass jedes Molekiil mit einer ihm eigenen Dispersion, die nur durch die Art der
Bindung verändert wird, in die Verbindungen eintritt.
SCHRAUF hat folgende drei Ausdrücke als Maass für die specifischen Dispersionsäquivalente
resp. Molekular-Dispersionen vorgeschlagen und theoretisch zu begründen versucht:
MB da, MBg4:532, MBA 3,
Der letzte genügt am vollkommensten der Bedingung, dass für die Dispersion der Glieder
einer homologen Reihe die einfachsten Beziehungen sich zeigen (67).
Die specifische Dispersion ist eine von der Temperatur fast unabhängige Constante nach
GLADSTONE.
KETTELER hat den Satz aufgestellt, dass
n —]
"g—1 = Const. | )
æ
mn