Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
       
  
  
  
  
  
  
482 Handwörterbuch der Chemie. 
hierauf auf eine SorEm'sche Doppelquarzplatte, bestehend aus zwei nebeneinander 
liegenden, 3:75 oder 7:5 Millim. dicken, in einer senkrechten Fuge aneinander- 
stossenden Quarzplatten von entgegengesetzter Drehung, geht dann durch eine 
móglichst dicke Schicht der drehenden Substanz, dann durch ein analysirendes Nikol 
und fillt endlich auf ein kleines GariLEPsches Fernrohr. Man stellt das Fernrohr 
scharf auf die Fuge ein und dreht das analysirende Nikol, nachdem die Substanz 
entfernt ist, bis die Quarzplatten die empfindliche Farbe zeigen. Schaltet man 
die Substanz ein, so erscheinen, falls sie dreht, die beiden Quarzplatten ver- 
schieden gefürbt, die eine wird roth, die andere blau; hat man einmal bestimmt, 
ob die rechte oder linke beim Einschalten einer rechts drehenden Zuckerlósung 
blau wird, so kann man daraus auch unmittelbar auf die Drehrichtung des unter- 
suchten Körpers schliessen. 
Zur Messung des Drehungswinkels schlägt man zwei Wege ein: man hebt die Drehung 
durch Einschaltung verschieden dicker Schichten eines entgegengesetzt drehenden Küórpers auf, 
dies geschieht bei den Saccharimetern. Bei den Polaristrobometern werden stets zwei 
Messungen angestellt. Erst wird ohne Einschaltung der brechenden Substanz ein bestimmtes 
Phünomen hervorgerufen, dann die Substanz eingeschaltet und durch Drehen einer polarisirenden 
Vorrichtung wieder dieselben Erscheinungen erzeugt. 
MITSCHERLICH’s Polarisationsapparat. Die von der Lichtquelle kommenden Strahlen werden 
durch eine Linse parallel gemacht, gehen dann durch ein Nikol, hierauf durch die zu unter- 
suchende Substanz. und dann durch das analysirende Nikol, dessen Lage auf einem Theilkreis 
mittelst Nonien abgelesen werden kann. Man stellt zunüchst ohne eingeschaltete drehende Substanz 
auf Dunkelheit ein, resp. bringt den bei grossem Gesichtsfeld und nicht ganz parallelen Strahlen 
auftretenden dunklen Streifen in die Mitte des Gesichtsfeldes und liest die Lage des Nikols 
ab. jetzt schaltet man die drehende Substanz ein und wiederholt die Messung. Sind die beiden 
Ablesungen 4 und Z, so ist die Drehung 4— P. 
Zu genauen Beobachtungen muss man homogenes Licht verwenden, man wühlt dazu meist das 
von einem Bunsenbrenner, in dem sich eine Perle eines Natriumsalzes befindet, ausgesandte Licht; 
um die stets mit Vorhandenen blauen und grünen Strahlen abzufangen, schaltet man noch eine 
Lósung von Kaliumbichromat oder eine Platte eines Krystalles desselben ein. Benutzt man, 
wie das bei ülteren Arbeiten vielfach geschah, weisses Licht, so entspricht der gróssten Dunkelheit 
die Auslóschung des Gelb und man erhilt den Drehungswinkel für dieses. 
Sollen Messungen bei verschiedenen Temperaturen angestellt werden, so legt man den 
Kórper resp. das mit der drehenden Flüssigkeit gefüllte Rohr in eine weitere doppelwandige 
Róhre, durch die Wasser von der betreffenden Temperatur fliesst. 
Soll die Drehung für verschiedene Farben bestimmt werden, so lüsst man entweder ver- 
schiéden farbige Strahlen auffallen, oder man setzt hinter den Analysator noch einen Spektral- 
apparat. Ist irgend eine Farbe des einfallenden weissen Lichtes durch den Analysator ausge- 
lóscht, so erscheint im Spektrum an der betreffenden Stelle ein dunkler Streifen, der bei Drehen 
des Analysators durch das ganze Spektrum wandert. Ist die Rotationsdispersion klein, so ist 
der Streifen verwaschen; es empfiehlt sich dann, ausser dem drehenden Kórper noch eine Quarz- 
siule einzuschalten, dann erscheinen die Streifen scharf begrenzt, und man ermittelt nun die Ver- 
schiebungen, die diese Streifen erfahren, wenn man den zu untersuchenden Körper einsetzt. 
Bei breiten, weit weniger bei schmalen, dunklen Streifen macht sich der Fehler geltend, 
dass das Dunkelheitsmaximum nicht genau mit der Mitte des Streifens zusammenfällt, wenn nicht 
ihre Mitte gerade dem Maximum der Helligkeit im Spektrum entspricht, sondern es wird stets 
von demselben fortgerückt erscheinen. Für weniger brechbare Strahlen als das Gelb wird die 
Drehung‘ zu gross erhalten, für brechbarere zu klein. Daher sind auch die erhaltenen Drehungen 
für das Gelb zu gross, da das Helligkeitsmaximum im Weiss von der D-Linie nach dem Blau 
zu liegt. 
Polaristrobometer von WILD. Das durch ein Nikol polarisirte Licht geht durch eine 
SavarT sche Doppelplatte und ein analysirendes Nikol. Die Doppelplatte wird durch ein kleines 
Fernrohr betrachtet. Die SAvART'sche Platte besteht aus zwei unter 45? gegen die Hauptachse 
  
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