Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

   
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fernt ist, engt man dieselbe ein und füllt mittelst Soda das Lithium als Carbonat. Das Ver- 
fahren ist mehr für die Gewinnung des Lithions im kleinen als im grossen Maasstabe ge- 
eignet. 
FILSINGER (17) empfiehlt zur fabrikmüssigen Darstellung eine von Joss angegebene Methode. 
Nach derselben wird der feingepulverte Lepidolith mit conc. Schwefelsiure und etwas Salpeter- 
süure zu einem dicken Brei angerührt. ^ Nachdem die Digestion an einem warmen Orte einige 
Zeit angedauert hat, wird die Masse calcinirt und dann mit Wasser ausgelaugt. Die Lauge 
wird mit soviel Kaliumsulfat versetzt, dass das vorhandene Thonerdesulfat damit Alaun bilden kann, 
welcher beim Eindampfen auskrystallisirt. Durch Zusatz von Chlorbarium zu der Lösung 
werden die Sulfate in Chloride umgewandelt. Nach dem Eindampfen zur Trockne werden 
mittelst absoluten Alkohols Chlorlithium und Chlorcalcium ausgelaugt. Man verjagt den Alko- 
hol aus der Lösung, fällt den Kalk mit oxalsaurem Ammoniak aus, concentrirt die Chlorlithium- 
16sung und fällt das Carbonat mittelst kohlensauren Ammoniaks aus. 
Das kohlensaure Lithium des Handels ist selten ganz rein und muss unter Benutzung 
einer der angegebenen Methoden von Magnesia, Kalk, den übrigen Alkalien und Chloriden be- 
freit werden. 
Darstellung des Metalls. 
Als ARFVEDSON die grosse Aehnlichkeit der Lithiumsalze mit denen der Alkalien erkannt 
hatte, versuchte er natürlich auch, das Metall Lithium auf dem Wege zu isoliren, den Davy 
zehn Jahre früher zur Darstellung der Alkalimetalle angegeben hatte. Aber die von ihm ange- 
wendete elektrische Batterie war nicht von genügender Stürke, um die Reduction des Lithiums 
zu bewirken. Auch ein Versuch GMELIN's (18) scheiterte an demselben Umstande. KRALOWANSKI 
(19) versuchte, das Lithion durch Kohle, durch Eisen und durch Kalium zu reduciren, aber 
auch ohne Erfolg. 
Später gelang es BRANDES (20), unter Anwendung einer krüftigen Batterie, das Metall in 
kleinen Kügelchen darzustellen. | Auch Davy erhielt dasselbe Resultat. Die bis dahin ge- 
wonnenen Mengen des Metalls waren aber zu gering, um seine Eigenschaften festzustellen. 
Im Jahre 1855 wurde es in grósseren Mengen von BUNSEN und MATTHIESSEN (21) durch 
elektrolytische Zersetzung des Chlorids dargestellt. Nach diesem Verfahren wird das Chlorid 
in einem dickwandigen Porcellantiegel geschmolzen, und in die geschmolzene Masse wird der 
Strom von 4—6 Bunsen-Elementen geleitet. Der positive Pol ist ein aus Retortengraphit ge- 
schnittener Cylinder, der negative ein Eisendraht von der Dicke einer Stricknadel. An diesen 
setzt sich das Metall in erbsengrossen Kiigelchen an, die man mit einem eisernen Loffel ab- 
nimmt und schliesslich aus dem Loffelchen unter Petroleumüther ablóst. Während der kurzen 
Berithrung mit Luft entziindet sich der Metallregulus nicht, da er durch eine diinne Schicht 
Chlorlithium geschützt ist. 
Nach TRoosT (22) ist es zweckmiüssig, den positiven Pol mit einem Cylinder zu umgeben, 
um Verluste an Chlordithium zu vermeiden, welches sonst leicht während der Zersetzung 
durch die sich entwickelnden Chlorgasblasen in kleinen Trópfchen herausgeschleudert wird. 
HILLER (23) führt den Eisendrraht duch eine gewóhnliche Thonpfeife, so dass deren breite 
Mündung mit dem Ende des Eisendrahtes in das geschmolzene Chlorid taucht. Das andere 
Ende der Thonpfeife ist durch Glasrohr, Kork und Kautschukschlauch mit einem Wasserstoff- 
gasentwicklungsapparat verbunden. Man entfernt nun die Luft aus der Pfeife durch Einleiten 
von reinem und trocknem Wasserstoffgas und taucht sie in die geschmolzene Masse. Das redu- 
cirte Metall kann dann nicht verbrennen. Nach Beendigung des Versuchs zerschlägt man die 
Pfeife und sammelt das Metall unter Petroleumüther. Zweckmässig erhält der Pfeifenkopf eine 
Graphitauskleidung, damit das Metall kein Silicium aus der Thonwandung aufnehmen kann. 
Eigenschaften. Das Lithium ist silberweiss, bei gewóhnlicher Temperatur 
fest und leicht schneidbar. Es ist indess merklich härter als Kalium und Natrium, 
wird aber von Blei, Calcium und Strontium geritzt. Es lässt sich zu Draht aus- 
ziehen, der geringere Zähigkeit als Bleidraht besitzt. Einzelne Stücke des Metalls 
lassen sich bei gewöhnlicher Temperatur zusammenschweissen. Sein Volumgewicht 
beträgt nach BUNsEn und MATTHIESSEN 0‘5936; es ist der leichteste aller bekannten 
LADENBURG, Chemie, VI, 33 
    
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
   
   
  
  
  
   
     
   
    
   
   
  
  
   
    
   
   
   
  
  
   
   
  
  
  
  
   
     
    
   
  
  
   
   
  
      
    
   
  
   
   
  
   
     
    
    
  
   
  
  
  
  
  
    
  
  
   
 
	        
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