Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

     
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ab, so scheidet sich so lange Salz oder Eis aus, bis die Lösung die obige Con- 
centration erreicht hat. Dies ist bei — 17:5? der Fall. Bei —17:5? scheidet 
sich ein Gemisch von Salz und Eis aus, das, wie die Lösung, 76:39 Salz enthält. 
Erst wenn alles erstarrt ist, kann eine weitere Abkühlung eintreten. Man hat 
geglaubt, dass die sich bei der niedrigsten vor dem vollkommenen Festwerden 
erreichten Temperatur abscheidenden Gemische bestimmte chemische Verbindungen 
darstellen. Das sind sie aber, da sie keine einfache stöchiometrische Zusammen- 
setzung besitzen, nicht; so hat beim Ammoniumnitrat das Gemisch die Zusammen- 
setzung (N H,)NO, + 582H,0. 
Man nennt diese Gemische Kryohydrate (GurHRI, Phil. Mag. (4) 49, 
pag. 1, 206, 266. 1875; (5) I, pag. 49, 351, 446; 2, pag. 211. 1876, 6, pag. 35, 105. 
1876; 18, pag. 22, 105. 1884; Beibl. 1, pag. 1; 2, pag. 544; 9, PAG. 13- 
Gerade ebenso wie Salzlósungen in Wasser verhált sich auch eine Lósung 
von Essigsäure in Wasser (Rübomrr, PocG. Ann. 140, pag. 415. 1870); aus ver- 
dünnter Essigsiure scheidet sich Eis, aus concentrirter dagegen feste Essigsáure ab. 
Ganz dasselbe, was für wüssrige Lósungen gilt, gilt auch für solche in anderen 
Flüssigkeiten, die erstarren kónnen. 
Zur Bestimmung der Löslichkeit wendet man folgende Methoden an, 
deren Princip zunächst mitgetheilt sel. 
Man erhitzt das Lösungsmittel mit einem Ueberschuss des Salzes unter 
stetigem Schütteln lüngere Zeit bei der betreffenden Temperatur. Hierauf trennt man 
die gesättigte Salzlósung von dem überschüssigem Salz und bestimmt, sei es 
durch Eindampfen, sei es durch eine Analyse, den Gehalt der Lósung an Salz. Die 
Hauptschwierigkeit liegt in dieser Trennung, da weder überschüssiges Salz mit- 
gerissen werden darf, noch Wasser bei der Trennung verdampfen darf. 
V. MEYER (1) verwendet dazu folgenden Apparat (ganz dieselbe Methohe ist spüter noch 
einmal von H. KOHLER, DINGL. pag. 234, pag. 44. 1879, beschrieben worden). Die Lösung 
sammt den ungelösten Krystallen bringt man in eine Kugel, nachdem man sie bereits vorher in 
einem anderen Gefäss bei der gewünschten Temperatur möglichst gesättigt hergestellt hat. An den 
unteren Theil der Kugel ist ein Rohr angesetzt, das in den oben verengerten Theil eines Trichters 
mittelst eines Kautschukstöpsels eingesetzt ist. Ein eingeschliffener Glasstab gestattet, das Rohr 
zu verschliessen. Das Rohr des Trichters ist selbst durch einen Kautschukstöpsel in einen 
Kolben A' eingesetzt. Durch letzteren geht noch ein zweites Rohr 7 in die Umgebung. Die 
Kugel sammt den mit ihr verbundenen Theilen befindet sich in einem Dampfmantel von der Tem- 
peratur, bei der man die Lóslichkeit untersuchen wil. Nachdem lüngere Zeit eine constante 
Temperatur erhalten worden ist, hebt man den Glasstab in die Hóhe und óffnet dadurch den 
Zutritt zu dem mit einem Filter versehenen Trichter, durch den dann die Flüssigkeit in den 
Kolben A fliesst; die Luft entweicht aus A durch das mit einem Chlorcaleiumrohr verbundene 
Rohr » Nach der Filtration lisst man erkalten und analysirt. 
Zu Bestimmungen über 100? benutzen W. A. SHENSTONE und W. A. TILDEN (2) den folgenden 
Apparat. Zwei an den Enden verschlossene, auf galvanischem Wege innen versilberte metallische 
Róhren konnten aneinander geschraubt werden. .Die Dichtung wurde durch eine zwischengelegte 
Bleiplatte erzielt. In die eine Hälfte 4 des Rohres brachte man das Salz mit dem Wasser und legte 
darüber eine Scheibe von Platingaze. Vor die Oeffnung der anderen Hülfte 7 setzte man eine 
halbkreisfórmige Silberplatte, welche dieselbe halb verschloss. Die beiden Hälften wurden sodann 
fest zusammengeschraubt und in einem Paraffinbade auf die gewünschte Temperatur erhitzt. Nach 
vier bis fünf Stunden neigte man das Rohr langsam, sodass 4 gehoben wurde und die Lösung 
durch die Gaze nach 7 hinüberfloss, während das ungelóste Salz hinter ihr liegen blieb. War die 
Lósung übergeflossen, so wurde das Rohr um seine Achse so herumgedreht, dass die Silberplatte 
die Flüssigkeit verhinderte, von dem zurückbleibenden Salz fortzufliessen. Dann enthielt nur 2 
die Lösung und das Rohr wurde aus dem Bade sorgfältig herausgehoben und abkühlen gelassen. 
     
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
    
  
   
   
  
  
    
  
   
  
  
   
   
    
   
   
  
   
  
  
  
    
      
    
   
  
  
  
   
   
  
    
   
  
  
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