540 Handwôrterbuch der Chemie.
der lóslichen am meisten enthaltenden eine ganze Anzahl unlöslicher Zwischenstufen, die man
sich durch ein successives Austreten von H,O-Gruppen entstanden denken muss. Lösliche
Kieselsäure und Eisenoxyd haben etwa die Formeln Si(OH), und Fe,(OH),. Bei der Coagulation
bildet sich unter Wasserausscheidung Si(O H),— O — Si(O H), und Fe,(OH),— O — Fe,(OH),
(C. GRIMAUX, Compt. rend. 98, pag. 1578. 1884). Alles nun, was wasserentziehend wirkt, verwandelt
das gelóste Colloid in unlósliche Substanz, z. B. in der Lósung enthaltene Salze und zwar thun
sie dies in so hóherem Grade, je mehr von ihnen vorhanden ist. Um daher Colloide zu erhalten,
kann man unter Beachtung des eben gesagten etwa bei der Erzeugung von Sulfüren die folgenden
Wege einschlagen; bei anderen Klassen von Verbindungen sind dieselben entsprechend zu modificiren.
WINSSINGER füllt entweder diese Substanzen aus relativ concentrirten Lósungen aus und entfernt
dann durch Waschen die fremden Substanzen, oder er vermischt sehr verdünnte Lósungen und
dialysirt dieselben oder endlich, er erzeugt das Sulfür in einer solchen Flüssigkeit, dass keine der
die Coagulation hervorrufenden Substanzen sich bildet, etwa indem er ein in Wasser suspendirtes
Hydrat mit Schwefelwasserstoff behandelt. Dass nicht stets nach den ersten zwei, wohl aber nach
der dritten Methode die gewünschten Kórper erhalten werden konnten, beruht darauf, dass man die
daneben befindlichen Substanzen, die die colloide Modifikation in die unlósliche überführen, nicht
schnell genug entfernen kann. (WiNssINGER, Bull. Acad. Belg. (3) 15, pag. 390. 1888.)
Von Substanzen, die in diesen beiden Formen, der lóslichen und unlóslichen vorkommen,
erwähnen wir die Hydrate von: Kiesel-, Titan-, Zinn-, Molybdän-, Wolframsáure, Aluminium-, Eisen-,
Antimon-, Manganoxyd. Die Sulfüre von Antimon, Arsen, Cadmium, Quecksilber, Zink, Wolfram,
Molybdän, Indium, Platin, Gold, Palladium, Silber, Thallium, Blei, Wismuth, Eisen, Nickel,
Kobalt. Viele organische Substanzen wie Eiweiss u. a. m.
Zwischen der chemischen Constitution und Löslichkeit ergeben sich noch
einige Regelmässigkeiten:
1. Fast alle Salze mit Krystallwasser sind in Wasser löslich und zwar meist
sehr leicht löslich, Calciumsulfat ist das unlöslichste. [Ausnahmen bilden Magne-
siumphosphat und -arsenat sowie einige natürliche Silicate (Zeolithe)].
2. Unlósliche Salze enthalten kein Krystallwasser und auch meist nicht die
Bestandtheile des Wassers.
3. Vergleicht man die Salze nahe verwandter Metalle, so nimmt meist die
Fähigkeit derselben, sich mit Wasser zu verbinden und die Löslichkeit mit zu-
nehmendem Atomgewicht ab. Beispiele sind:
Na,80,10H,0, K,S0,,
Na, CrO, 10H,0, K,CrO,,
MgSO,7H,0, CaSO,2H,0, SrSO,, BaSO,,
CaCl,6H,0, SrCl,6H,0, BaCl,2H,0, PbCI,,
Mg (N O,),6 H,0, Ca(NO,),6H,0, Sr(NO,);4H,0, Ba(NO;),, Pb(NO,),.
Bald sind indess die wasserfreien, bald die wasserhaltigen Salze im Wasser leichter löslich.
So lósen sich (D. B. DoHr, Chem. News. 41, pag. 165. 1880; Beibl 4, pag. 517) von:
Morphiummekonat, (C,,H,,NO,), C;H,O, + 5H,0, bei 12? 1 Thl. in 26 Thln. Wasser,
wührend sich von wasserfreiem Salz 1 Thl. in 22 Thln. lôst.
Von Berberinhydrochlorid, C,, H,,NO,'HCI+2H,0, löst sich bei 18° 1 Thl. in 30 Thin.
Wasser, während das wasserfreie Salz viel lôslicher ist.
Kobaltsulfat (G. VORTMANN, Chem. Ber. 15, pag. 1881. 1882; Beibl. 6, pag. 849) mit 1 Mol.
Wasser löst sich bedeutend schwerer als das wasserfreie Salz.
Die Sulfate hat A. ETARD (29) untersucht. Nach seinen Versuchen zeigen die meisten
Sulfate ein Loslichkeitsmaximum. Die Temperaturen geben die Grenzen, innerhalb deren die bei-
gesetzten Gleichungen für die Lóslichkeitsgróssen gelten.
FeSO, —2 bis +65° y=135+037844 65 bis 98° y=Const., 98 bis 156° y=37'5—0'6685£
CdSO, 0 bis 68? y — 351 -- 021607, 68 bis 200° y = 50:6 — 0:36817.
MgSO, 0 bis 123? y — 20:5 -- 0:22767, 123 bis 190? y — 48:5 — 044037.
Li,SO, — 20 bis — 10:5? y — 18:5 -- 0:84217, — 105 bis 100? y — 26:5 — 002147.