550 Handwörterbuch der Chemie.
Diese Temperatur liegt z. B. bei Natriumcarbonat zwischen 367 und 37, bei Blei-
acetat zwischen 188:8 und 1897.
Blosse Erschütterungen sind in vielen Fällen ohne Einfluss auf das Aus-
krystallisiren aus übersättigten Lösungen, wie sich zeigte als man Glasthränen
in übersättigten Lösungen explodiren liess, dabei trat ebensowenig Krystallisation
ein, wie wenn man einen galvanischen Strom durch dieselben leitete, der eine
Ausscheidung von Gasen an den Elektroden hervorruft,
' Werden gemischte übersáttigte Lósungen durch Hinzubringung eines Krystalls
des einen Salzes zur Krystallisation gebracht, so scheidet sich nur dieses eine Salz
aus, Bei gemischten Lösungen isomorpher Salze fallen bei rascher Abscheidung
Krystalle aus, welche beide Salze in demselben Verhältnisse wie die Lösung ent-
halten; bei langsamem Fortwachsen scheidet sich nur das schwerer lósliche
Salz aus (8).
Je kleiner die Menge übersättigter Salzlösung ist, um so länger lässt sie sich
an einem ruhigen Orte aufbewahren, und bei Salzen, die man in grösseren Quanti-
täten nicht in übersättigten Lösungen erhalten kann, ist dies in Capillarröhren
leicht möglich, besonders leicht ist die Uebersättigung bei mikroskopischen
Tropfen (9) zu beobachten, die die Ausscheidung verlangsamt.
Wenn indess einmal die Ausscheidung aus einer übersättigten Lösung ein-
geleitet ist, so schreitet sie in den meisten Fällen sehr schnell voran. Da die
meisten Salze beim Lösen Wärme absorbiren, beim Ausscheiden derselben also
Wärme frei wird, so ist die Krystallisation in vielen Fällen, so beim Glaubersalz,
mit einer grossen Wärmeentwicklung verbunden, welche die Ausscheidung ver-
langsamt.
Es sind indess auch Fälle bekannt, in denen die Ausscheidung nur langsam
vor sich geht. So hat PickERING (10) gezeigt, dass, wenn man in einer Lösung
von Kupfersulfat, in welcher sich bereits Krystalle abgesetzt haben, einen Glas-
stab, an den sich vorher auch schon Krystalle angesetzt haben, hin und her be-
wegt, eine plótzliche Ausscheidung von kleinen Krystallen in betráchtlicher Menge
statt hat. In diesem Fall kónnte sich um den zuerst gebildeten Krystall ein nicht
mehr ubersittigter Hof gebildet haben. Das Calciumlactat (11) scheidet sich gleich-
falls aus übersátügten Lósungen nur sehr langsam aus.
Unterhalb einer für einen jeden Kórper bestimmten Temperatur kónnen keine
iibersittigten Lósungen existiren (bei Bleiacetat und Natriumphosphat 10°).
Die sich abscheidenden Krystalle entsprechen nicht den bei hóheren Tem-
peraturen entstehenden.
Ausser dem Wasser kónnen auch die mannigfachsten anderen Substanzen mit
Salzen übersättigte Lösungen bilden (12).
Die Alkohole (Aethyl, Methylalkohol etc.) mit einer grossen Zahl von Salzen; es können
ja diese Flüssigkeiten auch mit denselben ganz den Hydraten entsprechende Verbindungen bilden,
so z. B. CaCl,, 2(C,H,0); MgNO,, 3(C,H,O) u. s. f.
Besonders geeignet zu Versuchen sind Acetate von Cd, Mg, Pb, Na, Zn; Kaliumbiacetat;
Nitrate von Cd, Ca, Co, Cu, Fe, Li, Mg, Mn, Ni; Chlorcalcium und -cadmium.
Die betreffenden alkoholischen Lösungen verhalten sich ganz analog den wässerigen. Von
den mehratomigen Alkoholen bildet das Glycerin besonders interessante übersättigte Lösungen,
z. B. mit dem Acetat von Cd, Mg, Pb, Na; Kaliumbiacetat; Kaliumarseniat; Nitrat von
Ca, Fe, Mg, Zn; Natriumcarbonat; Chlor-Calcium, -Kobalt, -Mangan; Natriumchromat;
Natriumhy posulfit; Mannit; Sulfat von Cu, Fe, Mg, Mn, Ni, Na, Zn; Alaun von NH,, Cr, K, TI.
Einige dieser übersáüttigten Lósungen besitzen fast ganz denselben Brechungsexponenten, wie
die sich aus ihnen ausscheidenden Krystalle, deren Bildung daher oft nur mit Mühe erkannt wird.