594 Handwörterbuch der Chemie.
Solche erhielten z. B. PATERNO und Nasini (20) bei Acetonitril (CoN H,) und
bei Cyanometin (CH,CN),.
Verschiedene Resultate an den Lösungen von Oximen in Benzol und Eisessig
erhielten BECKMANN und v. MEYER. Ersterer fand diese Körper der doppelten
Formel, letzterer der einfachen entsprechend. Welches Lösungsmittel im speciellen
Fall das richtigere Resultat giebt, lässt sich wohl a priori nicht entscheiden.
Spannkraft der Dämpfe aus Lósungen.?)
Löst man in einer flüchtigen Substanz einen festen Körper, so wird die
Spannkraft derselben vermindert.
Die Spannkräfte der Lösungen werden in derselben Weise ermittelt, wie die
von anderen Flüssigkeiten. Auch kann man, statt die Spannkräfte selbst zu messen,
die Siedepunkte ermitteln und ist dies letztere besonders geschehen, wenn man
untersuchen wollte, wie sich die Spannkräfte des Wassers ändern, wenn man
steigende Mengen einer nichtflüchtigen oder auch flüchtigen Substanz in dem-
selben löste. Man bestimmte dann einfach den Siedepunkt bei verschieden
concentrirten Lósungen.
Um Siedeverzüge zu vermeiden, verwendet man nach GERLACH am besten
bei Salzlósungen einen Becher von emaillirtem Eisenblech, bei Säuren einen
solchen von rauhem Biscuitporcellan, bei Aetzlaugen ein blankgescheuertes Ge-
fäss aus gestanztem Eisenblech.
Leitet man aber in eine Salzlösung Wasserdampf von 100°, so erhitzt sich
dieselbe bis auf ihren Siedepunkt. Der sich condensirende Wasserdampf giebt
eben seine latente Wärme an die Salzlösung ab, bis .sie zu ihrem Siedepunkt
erhitzt ist. Dann geht der Wasserdampf durch dieselbe hindurch.
Als Maass für die Aenderung der Spannkräfte bei Aenderungen der Con-
centration führt man die relative Spannkraftsverminderung ein. Es sei Z' die
Spannkraft des Dampfes aus reinem Wasser, 7, die aus der Salzlósung, P die
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; ; Er 7
Anzahl Gewichtstheile Salz in 100 Thln. Wasser, dann ist P. die relative
Spannkraftsverminderung (A SV). Sie ist die procentische Aenderung des Dampfes
aus reinem Wasser für 1 Thl. Salz in 100 Thln. Wasser.
Um nicht zu kleine Werthe zu erhalten, multiplicirt man zweckmissig die
in der eben angegebenen Weise berechneten Werthe von AS / mit 1000.
Statt die auf die Gewichtseinheit bezogene AS 7 zu betrachten, kann man
auch die molekulare relative Spannkraftsverminderung XA ermitteln, indem man
den obigen Ausdruck mit dem Molekulargewicht 7/7 multiplicirt, es ist dann
Z—T,
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*) 1) Tg. G. RiFrirHs, PoGG. Ann. 2, pag. 227. 1824 (Siedep. von Lösungen), MAGNUS,
PocG. Ann. 61, pag. 225. 1844. v. BABo, Verhandlungen d. Freiburger Naturf.-Gess. 17 u. 18.
1847. P. KREMERS, POGG. Ann. 97, pag. 19. 1856. WULLNER, POGG. Ann. 103, pag. 529.
1858. WüÜLLNER, POGG. Ann. 105, pag. 85. 1858. WÜLLNER, PoGG. Ann. 110, pag. 564. 1860.
MOSER, WIED. Ann. 14, pag. 62. 1881. TAMMANN, WIED. Ann. 24, pag. 523. 1885. TH. GER-
LACH, FRESENIUS’ Zeitschr. 26, pag. 413 (Siedep. von Lösungen). J. LEGRAND, PoGG. Ann. 37,
pag. 379. 1836. 2) G. TAMMANN, WIED. Ann. 29, pag. 165. 1887. 3) A. KunDT, Pocc.
Ann. 140, pag. 489. 1870. 4) KONOWALOW, WIED. Ann. I4, pag. 51. 1881. 5) FRIEDEL,
Bull. Soc. Chim. 24, pag. 160. 1875. 6) BERTHELOT, Compt. rend. 67, pag. 430. 1868.
7) Roscog, LIEB. Ann. 112, pag. 327. 1859; 116, pag. 203. 1860.
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