Handwörterbuch der Chemie.
Aus den oben gegebenen Gleichungen leitet PLANCK (3) die folgende ab:
Tesi "M
go 74,
Hier ist 47 das gewóhnliche Molekulargewicht des gelösten Stoffes, 77, das des Lósungs-
mittels, 7' die Gefrierpunktserniedrigung, 7 ist die Zahl der wirklich vorhandenen (gleichartigen
oder ungleichartigen) Moleküle des gelösten Stoffes, z, die Zahl derer des Lósungsmittels,
mn, M, ist die Masse des Lósungsmittels, dagegen ist z 7/7 die des gelösten Stoffes, wo zZ einen
Maassstab für den Grad der Zersetzung liefert. ^ Haben die Moleküle das normale Molekular-
gewicht, so ist 7 — 1; sind lauter Doppelmoleküle vorhanden, so ist 7 — $ etc.
Für eine Lösung, die 1 Thl. Salz auf 100 Thle. Lösungsmittel enthält, ist:
£
7 AL inu M, — 1:100, und damit wird: 7'— 0:0197 e 7
70
Die normale molekulare Gefrierpunktserniedrigung /norm. ist diejenige bei Lósungen, wo
— ], und man hat Znorm, — 0:0197 (82/4,). Ist der beobachtete Werth 7^ so ist Z | 7norm. == à
Die folgende Tabelle enthält eine Zusammenstellung der hier in Betracht kommenden Grössen,
Lösungsmittel | DA | 70 | Zhorm. | T nach RAOULT
2902 | 44:34 | 375 | 36—40; 19
2819 | 5844 | 26:8 | 28; 14
2184 | 299-09 | 52:5 | 41—51; 25
Essigsäure . .
Ameisensäure .
Benzol. .… y.
Nitrobenzol . . . 918 | 22:30 | 687 68; 34
Wasser: ae 2704 | 79:58 | 18:5 | 33—43; 17—20
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Der theoretische Werth von 7' füllt stets mit einem der gefundenen Werthe zusammen.
Es giebt also bei jedem der fünf Lösungsmittel Stoffe, die sich mit unverändertem Molekular-
gewicht lösen. Bei den ersten vier Lösungsmitteln ist in Uebereinstimmung mit der Annahme
von RAOULT der gróssere der beiden Werthe der normale; bei dem Wasser ist das Umgekehrte
der Fall. Die Stoffe, die den Erniedrigungscoéfficient 18:5 liefern, werden sich ohne Zersetzung
lósen, die anderen werden dabei eine Dissociation erfahren, indem sich jedes Molekül in zwei
oder gar drei, wie bei den Bariumverbindungen, spaltet.
Wollen wir die Schlüsse aus der Theorie bis in ihre letzten Consequenzen in diesen Füllen
anerkennen, so müssen wir annehmen, dass in diesen Füllen die Salze in den Lösungen in ihre
Bestandtheile zersetzt sind, und zwar nach ARRHENIUS nicht etwa in die Basis und die Säure,
sondern in die beiden Ionen, d. h. die beiden Theile, in die sie primär durch den galvanischen
Strom zerlegt werden.
Man kann, wie erwähnt, in verschiedener Weise zu diesen Resultaten gelangen, einmal, indem
man die molekularen Gefrierpunktserniedrigungen betrachtet oder die Spannkraftserniedrigungen,
zweitens, indem man den osmotischen Druck untersucht, d. h. die Hóhe, bis zu der eine Flüssigkeit
auf der einen Seite einer Membran steigen kann, wenn sich auf derselben eine Salzlósung von
bestimmter Concentration befindet, auf der anderen Wasser und die Concentration der Salzlósung
unverändert erhalten wird. Drittens, indem man die elektrischen Leitungsfihigkeiten untersucht.
Zu beachten ist indess, dass eine Reihe von Consequenzen sich aus der obigen Anschauung
ergeben, die nicht mit den Thatsachen übereinstimmen, worauf schon PLANCK (4) selbst auf-
merksam gemacht.
Berechnet man nämlich aus den Dampfspannungen den Zersetzungsgrad mit steigender Con-
centration, so nimmt dieser zu, statt wie die Theorie verlangt, abzunehmen. Auch die Con-
sequenzen für die Abhängigkeit des Leitvermögens von der Concentration lassen sich da, wo Be-
sonderheiten wie Maxima auftreten, nicht durch diese Theorie erklären.
Ueber die Art der Constitution einer solchen Lösung, in der die Salzmoleküle in ihre
Bestandtheile zerfallen sind, spricht sich ARRHENIUS folgender Maassen aus.
Obgleich der gelöste Körper sich so verhält, als ob er in seinen Ionen theilweise dissoclirt
wäre, so ist doch die Dissociation, die hier in Frage kommt, nicht völlig gleich mit derjenigen,
die z. B. bei dem Zerfallen eines Ammoniumsalzes bei höherer Temperatur vorkommt. Im ersten
Fall sind nümlich die Produkte der Dissociation (die Ionen) mit sehr grossen Quantitäten Elek-