Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
     
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Lymphe. 615 
von der sonstigen Lymphe sowohl áusserlich, als auch der chemischen Zu- 
sammensetzung nach sehr erheblich abweichende Flüssigkeit, welche speciell 
Chylus genannt wird. Man hat also »Verdauungslymphe« oder »Chylus« und 
»Gliederlymphe« oder Kórperlymphe oder Lympheimengeren Sinn zuunterscheiden. 
In vollkommen nüchternem Zustand des 'Thieres ist die Verdauungslymphe, der 
Inhalt des Ductus ?horacicus, von der gewóhnlichen Lymphe nicht verschieden. 
Physikalische Eigenschaften. — Die Lymphe, erhalten durch An- 
schneiden der grossen Lymphgefássstimme des Halses oder der Extremitáten 
bei grcssen Thieren stellt eine in der Regel leicht getriibte, seltener klare, 
bisweilen in Folge stärkeren Fettgehaltes auch weisslich trübe Flüssigkeit dar 
von alkalischer Reaction, schwachem salzigem Geschmack. Die Färbung der 
Lymphe ist wechselnd, in der Regel ist sie ganz schwach gelblich gefürbt, mit- 
unter fast farblos, mitunter stärker gelb. Mitunter röthet sich die Lymphe ein 
wenig beim Stehen an der Luft, mitunter ist sie auch von vornherein schwach 
röthlich gefärbt in Folge von Beimischung von Blutkörperchen. In der Regel, 
jedoch nicht constant, scheiden sich beim Stehen der Lymphe weiche Fibrin- 
gerinnsel aus, welche mit den aus Blut ausgeschiedenen identisch sind. Die Ge- 
rinnung bleibt regelmässig aus bei solchen Thieren, denen man Peptonlösungen 
in die Venen eingesprizt hat [Fano (2)] in Uebereinstimmung mit dem Verhalten 
des Blutes, welches dadurch gleichfalls seine Gerinnbarkeit einbüsst. 
Ungelöste Bestandtheile. Von geformten, nicht gelösten Bestandtheilen 
enthält die Lymphe nur sogen. Lymphkörperchen oder Lymphzellen, welche mit 
den farblosen Blutzellen, den Leukocyten, identisch sind. Ausserdem regelmässig 
äusserst feine, auch bei starken Vergrösserungen nur staubförmig erscheinende 
Körnchen, die im Wesentlichen jedenfalls aus Fett bestehen, vielleicht von einer 
Eiweisshülle umgeben. 
Chemische Zusammensetzung: Die Lymphe steht ihrer chemischen 
Zusammensetzung nach dem Blutplasma oder, falls sie nicht gerinnbar ist, dem 
Blutserum sehr nahe. Wie dieses besteht sie, der Hauptsache nach, aus einer 
Lösung von Eiweisskörpern und Chlornatrium in Wasser. 
Die Eiweisskörper der Lymphe sind Serumalbumin und Globulin. Die 
Relation der Gewichtsmengen beider Eiweisskörper zu einander ist wechselnd, 
ebenso wie im Blutserum, sie ist bei ein und demselben Thier in Blutserum, 
Lymphe, Chylus nahezu dieselbe. So betrug nach SALVIOLI (3) bei einem in Fleisch- 
verdauung begriffenen Hunde das Globulin im Blutserum 36, im Chylus 43, in 
der Lymphe 409 des Gesammteiweisses. Als Bestandtheil der gerinnenden 
Lymphe ist auch das Fibrin anzuführen oder vielmehr richtiger die Fibringenera- 
toren von ALEX. Scuwipr, nümlich Fibrinogen und fibrinoplastische Substanz. 
Ausserdem werden als constante Bestandtheile angegeben: a) von organischen 
Körpern: Dextrose, Seifen, Fette, Cholesterin, Harnstoff, ein diastatisches Ferment, 
b) von anorganischen: Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Spuren von Eisen, 
Chlor, Phosphorsäure, Kohlensäure. Auch Schwefelsäure wird in den Analysen auf- 
geführt, doch ist es zweifelhaft, ob diese präformirt ist oder nicht erst beim Veraschen 
aus dem Schwefel des Eiweiss entsteht. Ausserdem enthält die Lymphe Gase 
gelöst und zwar Kohlensäure, sehr geringe Mengen von Stickstoff und zweifelhafte 
Spuren von Sauerstoff. 
1. Für den Gehalt an Dextrose liegen ältere Angaben von POISEUILLE und 
LEFORT (4) sowie neuere von v. MERING (5) vor. P. und L. geben folgende 
Zahlen für den Zuckergehalt pM in Blut, Chylus, Lymphe.
	        
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