618 Handwörterbuch der Chemie.
Eiweisskorper (Albumin und Globulin) sehr wenig in Alkohol lósliche Substanz,
sowie sehr wenig Fett und Cholesterin.
Eine grosse Zahl von Untersuchungen liegt vor über die Gase der Lymphe.
Sie sind fast ausschliesslich von dem Gesichtspunkt aus angestellt worden, aus
der Vergleichung des CO, der Lymphe mit der des Blutes resp. des Blutserums
Aufschluss zu erhalten über die fundamentale Frage, ob die Oxydationsvorgánge,
welche zur Bildung von Kohlensáure führen, der Hauptsache nach in den Ge-
weben des Kórpers ausserhalb der Blutgefásse verlaufen oder im Blute selbst; ob
der Sauerstoff des Oxyhámoglobin durch die Capillaren diftundirt oder ob leicht
oxydabele Substanzen aus den Geweben in die Blutgefásse übertreten und dort
eine Oxydation durch das Blut erfahren. Aus Gründen, deren Erórterung hier
zu weit führen würde, sind Schlussfolgerungen derart bisher weder aus der Quan-
titàt der Kohlensäure in beiden Flüssigkeiten, noch aus ihrer Spannung möglich.
Die bei diesen Untersuchungen ermittelten "Thatsachen sollen indessen kurz an-
geführt werden.
HAMMARSTEN (13) fand die nur durch gleichzeitiges Erwármen, nicht durch
Evacuiren allein, vollstándig zu erhaltende Kohlensáüre der Lymphe in 9 Ver-
suchen schwankend von 28:50 bis 40:36 Vol.-2 (bei 0°, 1 Meter Hg-Druck) und
Sauerstoff fehlte fast völlig. Das Blutserum des venósen Blutes zeigt bei einem
erstickenden Thier regelmássig einen etwas hóheren CO;-Gehalt, als die Lymphe
desselben 'Thieres. "TscumrEw (14) bestütigt diesen Befund für die Lymphe und
das Blutserum des arteriellen Blutes des erstickten "Thieres. Ferner zeigte sich
der CO,-Gehalt der Lymphe des erstickten Thieres nicht höher, wie beim nor-
malen 'Thier. Ja, BUCHNER (15) constatirte sogar eine Abnahme des CO,-Gehaltes
der Lymphe bei der Erstickung, während der CO,-Gehalt des Blutes zunahm,
nahm der der Lymphe ab.
Die CO,-Spannung der Lymphe ergab sich nach den Versuchen von G.
STRASSBURG (16) etwa um 0'6 bis 19 kleiner als im venósen Blut und etwa in
der Mitte liegend zwischen venôsem und arteriellem Blut. , Dasselbe fand GAULE
(17) beim erstickten Thier, dagegen war die CO,-Spannung des Blutserums bei
erstickten Thieren gleich oder geringer wie in der Lymphe desselben Thieres
Die Quantität der Lymphe, die man aus durchschnittenen Lymphgefässen
erhält, ist auch bei gleicher Grôsse der Versuchsthiere äusserst wechselnd, ohne
dass die Ursachen hierfür durchweg klar erkannt sind. Als sichergestellt kann
nur angesehen werden, dass ihre Menge gesteigert wird durch Unterbindung
der Venen des zugehörigen Bezirkes [THOMSA (18), EMMINGHAUS (10)], durch
aktive und passive Bewegungen [LESSER (2o0)] der zugehörigen Extremität, durch
die Verdauung, letzteres namentlich in Bezug auf den Chylus. Sie hängt ferner
nach NassE von der Art der Nahrung ab; bei Fütterung mit Fleisch wurden vom
Hund rund 369 mehr Lymphe erhalten als nach Fütterung mit Kartoffeln und
549 mehr als beim Hungern.
Physiologische Bedeutung. — Die Lymphe ist ohne Zweitel ein aus
den Blutgefässen in die Gewebe ausgetretenes Filtrat und Diffusat, das natur-
gemáss, entsprechend der Zusammensetzung des Blutplasma's aus leichter und
schwerer filtrirbaren und diffundirbaren Substanzen, dem ursprünglichen Blutplasma
nicht vollstindig gleicht Dem Lymphgefásssystem fállt die Aufgabe zu, dieses
noch sehr wohl für den Kórper verwerthbare Filtrat dem Blute aufs Neue zuzu-
führen.
Anhangsweise sei hier noch der von PREUSSE (20) analysirte Inhalt einer