Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 8. Band)

   
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Nitrile und Isonitrile. 145 
Unterwirft man die Nitrile der Reduction mit Schwefelsäure oder Salzsäure 
und Zink (MENDIUS, Ann. 121, pag. 129) oder besser mit Natrium in absolut- 
alkoholischer Losung (LADENBURG, Ber. 18, pag. 2956), so werden sie in Amine 
übergeführt, z. B. 
C,H,(CN); -- 8H — C,H,(NH,); 
Trimethylencyanid Pentamethylendiamin. 
Bei der Einwirkung von Salzsáuregas auf Nitrile in Gegenwart von abso- 
luten Alkoholen gehen dieselben in Imidoüther über (PrxNER und KLziN, Ber. ro, 
pag. 1889; Bd. V, pag. 241). Erhitzt man sie mit salzsauren Ammoniakbasen, so 
liefern sie Amidine (BEnNTHsEN, Bd. I, pag. 523), beim Behandeln mit Hydroxylamin 
#N (OH) 
NH, ' 
Erwärmt man die Cyanhydrine mit Harnstoff, so entstehen Harnstoffabkómm- 
: CN CN 
linge pee R.CHZ ou NH,CONH, == H,0 -- R CH NHCONH, — welche 
durch Salzsäure in Hydantoine übergeführt werden (PINNER und LipscHUTZ, 
Ber. 20, pag. 2351; 21, pag. 2320). 
Den Isonitrilen (Carbylaminen, Isocyanverbindungen) kommt die Formel 
R.NC zu; in ihnen verknüpft der Stickstoff der Cyangruppe diese mit dem Rest 
des Moleküls. Unter der Annahme fünfwerthigen Stickstoffs in den Isonitrilen 
erhalten sie die Formel R — N — C, unter derjenigen dreiwerthigen Stickstoffs 
die Formel R—N-—C-—; sie würden auf Grund dieser Anschauung freie 
Valenzen, resp. ein zweiwerthiges Kohlenstoffatom besitzen. 
Die Klasse der Isonitrile wurde gleichzeitig von A. W. HOFMANN und 
GauTIER entdeckt. Sie bilden sich: 
l. Bei der Einwirkung von Halogenalkylen auf Cyansilber. Dabei entsteht 
zunächst eine Doppelverbindung zwischen dem betreffendem Carbylamin und 
Cyansilber, aus welcher jenes durch Cyankalium in Freiheit gesetzt werden kann 
(GAUTIER, Ann. 142, pag. 294; 146, pag, 110), z. B. 
C,H;J + 2CNAg = C,H;NC-CN Ag 4- Ag]. 
Bereits vor GauTIER hatten schon E. MEYER (Jahresber. 1856, pag. 523) und 
LIEKE (Ann. 112, pag. 316) Untersuchungen über die Einwirkung von Halogen- 
alkylen auf Cyansilber aufgestellt, ohne indessen die Resultate dieser Reaction 
richtig zu deuten. 
Auch andere Metallcyanide liefern mit Halogenalkylen Carbylamine. Die- 
selben bilden sich immer in kleiner Menge bei der Darstellung von Nitrilen 
mit Hilfe von Metallcyaniden und ertheilen den Rohnitrilen den unangenehmen 
Geruch. Ausser dem Cyansilber bilden mit Halogenalkylen der Hauptsache nach 
Carbylamine Cyanquecksilber und Cyanzink (CALMELS, Ber. 17, pag. 419 Ref.). Siure- 
chloride liefern mit Cyansilber nnd Cyanquecksilber Nitrile. 
2. Carbylamine bilden sich bei der Einwirkung von Chloroform und alko- 
holischem Kali auf primáre Amine (A. W. HOFMANN, Ann. 144, pag. 114), z. B. 
CH NH, + CHCl, + 3KOH = C,H,NC + 3K Cl + 3H,0 
Anilin Phenylcarbylamin. 
3. Sie entstehen beim Entschwefeln der Senfóle durch Erhitzen ihrer Ver- 
bindungen mit Triäthylphosphin (A. W. HorMaNN, Ber. 3, pag. 766), z. B. 
C,H,NCS.P(C,H;), — C;H;NC -- (C,H;),PS 
Allylsenfôl-Triäthylphosphin Allylcarbylamin. 
4. Isonitrile bilden sich bei der Einwirkung von Alkalien auf Amide, welche 
wie das Dichloracetanilid, C,H,NHCOCHCI, und a- Dichlorbutyranilid, 
LADENBURG, Chemie. VIII. 
Amidoxime (TIEMANN, Bd. 17, pag. 126), Kôrper von der Formel R — C 
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