Handwörterbuch der Chemie.
dadurch eine starke Verdunstung des Wassers herbeizuführen. Dies geschieht entweder so, dass
man sie aus einem hochgelegenen Behälter mehrere terassenförmig aufgestellte flache Behälter
durchströmen lässt (T a felgradirung), oderan geneigten Flächen (Da chgradirung), oder anSeilen
oder Leinwandstreifen (Coulissengradirung), oder an einer Dornenwand (Dorn- oder Tróplel-
gradirung) langsam herabfliessen lässt. Letztere Art ist dic gebrüuchlichste. Die Gradirwerke
bestehen aus starken Balkengerüsten (in Schónebeck von 2 Km. Linge), welche beiderseitig mit
Biindeln von Schwarzdorn ausgelegt sind. Diese sind nach aussen zu etwas geneigt, so dass
die aus einer auf dem Balkenwerk ruhenden Rinne herabsickernde Soole stets nach aussen
fliessen muss. Die Basis der Wand ist etwas breiter als die Hohe, damit die Soole nicht frei
durch die Luft fallen kann, sondern von Dorn zu Dorn rieselt. Das Gradirwerk steht über
einem wasserdichten Behälter aus Bohlen, der die herabfliessende Soole aufnimmt. Auf der
Hohe der Wand befindet sich in der ganzen Linge derselben ein Kasten, in den die zu gradirende
Soole gepumpt wird. Aus diesem lässt man durch Oeffnen der Tropfhähne die Soole in Rinnen
fliessen, in denen sıch Einschnitte befinden. Aus siesen gelangt die Soole auf die Dornen, Je
nach der Windrichtung öffnet man die Hähne auf der einen oder auf der andern Seite, so dass
die Flüssigkeit immer vom Winde getroffen wird. Man lässt die Soole meistens 3—4 mal fallen,
wodurch eine Concentration von 259 Chlornatrium erzielt werden kann. Je weiter die Concen-
tration. getrieben wird, um so stärker ist allerdings auch der durch Verstüuben der Flüssigkeit
herbeigeführte Verlust. Die Gradirung bewirkt nicht allein die Concentration der Soole, sondern
auch deren Reinigung, insofern an den Dornen sich diejenigen Salze ausscheiden, welche schwerer
lóslich sind als Kochsalz. Dieser Dornstein besteht wesentlich aus Gips, Magnesium und Calcium-
carbonat und etwas Natriumsulfat.
Die Gradirung kommt mehr und mehr ausser Anwendung, da es zweckmässiger ist, die
Salzlager, denen die natürliche Soole ihren Salzgehalt verdankt, durch Bohrlócher zugünglich
zu machen und schwache Soole oder Wasser in den Salzstock zu leiten, so dass auf diese Weise
eine direct siedewürdige Soole erhalten wird. Zur Bezeichnung des Gehalts der Soole an
Kochsalz haben die Salinisten verschiedene Ausdrücke. »Lóthigkeite bedeutet den Procent-
gehalt; »Pfündigkeite die Menge Salz, in Pfunden ausgedrückt, welche in einem Cubikfuss
Soole enthalten ist; »Grüdigkeit« bezeichnet die Gewichtsmenge Wasser der Soole, in welcher
ein Gewichtstheil Kochsalz aufgelöst ist.
Die 16- bis 26lôthige Soole wird nun bis zur Ausscheidung des Salzes gekocht. Dies
geschieht in Siedepfannen aus zusammengenieteten Eisenblechplatten, welche eine Länge von
10 m und eine Tiefe von 0:6 m haben. Unter der Pfanne befinden sich gewöhnlich zwei
Feuerungen, von welchen aus die Feuerluft in strahlenförmig oder zickzackförmig angeordneten
gemauerten Canälen circulirt, Die Pfanne ist mit einem hölzernen Brodenfang bedeckt, der in
eine Esse ausmündet. Am unteren Theil hat derselbe Klappen, die auf dem Borde der Pfanne
aufliegen, und durch deren Oeffnen der Inhalt der Pfanne zugänglich wird.
In dem Maasse als das Wasser verdampft, wird frische Soole in die Pfanne gebracht. In der
ersten Periode des Versiedens scheiden sich Veruneinigungen ab, besonders ein Doppelsalz von
Calciumsulfat und Natriumsulfat. Dieselben werden theils als Schaum abgehoben, theils als
schlammiger Bodensatz herausgezogen, theils brennen sie als Pfannenstein an. Wenn sich auf
der Oberfläche der Soole Kochsalzkrystalle zeigen, so beginnt die Periode des Soggens. Die
bei fortdauerndem Verdampfen sich sammelnden, würfelfömigen Kochsalzkrystalle lagern sich
so an einander, das sie kleine Trichter bilden, die zu Boden sinken. Dieselben werden aus-
gekrückt. Je höher die Temperatur beim Soggen ist, um so feinkörniger ist das Salz; bei 80
bis 90° wird feinkörniges, bei 68 bis 70° grobkörniges Salz erhalten. Die grössten Krystall-
conglomerate bildet das Sonntagssalz, so genannt, weil des Sonntags bei ruhendem Betriebe die
Krystalle lange an der Oberfläche schwimmen und sich daher sehr vergrössern können, Aus dem
ausgekrückten Salz lässt man zunächst auf schrägen Flächen die Mutterlauge abtropfen. Dann wird
das Salz in besonderen Trockenpfannen oder Trockenstuben, welche durch die Abwärme der
Pfannenfeuerung geheizt werden, getrocknet und event. noch gemahlen.
Das abfallende, zusammengekehrte Salz, das sogen. Kehrsalz, wird als Gewerbesalz und
Viehsalz benutzt. Die Siedeabfälle bestehen aus dem Schaum, dem Schlamm, dem Pfannenstein,
dem Kehrsalz und der Mutterlauge; sie betragen je nach der Natur der Soole 6 bis 123.
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