286 Handwörterbuch der Chemie.
gefangen und bei neuen Extractionen wieder verwerthet. Diese Methode hat leider mit dem
Uebelstande zu kidmpfen, dass die bei der Destillation mit Wasser sich ausscheidenden Fette
und Harze ütherisches Oel so fest binden, dass es nur durch lange Destillation vollstindig ge-
trennt werden kann (2).
9. Die Maceration. »Die frischen Pflanzentheile werden mit Oel oder geschmolzenem,
reinem, geruchlosen Fett übergossen und geben an dieses ihren Duft ab (2) «
4. Die Absorption. »Die frischen Pflanzentheile, namentlich Blüthen, werden in dünnen
Schichten auf Netzen ausgebreitet und so zwischen zwei in Holzrahmen ruhende, mit einer dünnen
Fettschicht überzogenen Glastafeln gebracht. Das Fett absorbirt den Duft der Blüthen und
kann daran bereichert werden, indem man nach einiger Zeit frische Blüthen an Stelle der vorigen
bringt. Oder aber man führt einen Luftstrom, oder einen Strom sorgfültig gewaschener Kohlen-
sáure zuerst durch die Blumen und dann die mit dem Wohlgeruche beladene Luft durch das ge-
schmolzene Fett oder Oel, welches das abgedunstete ütherische Oel aufnimmt.« (2). Auf diese
Art kónnen manche schwer isolirbare, für die Zwecke der Parfümerie geschützten Riechstoffe
wie die der Reseda, Veilchen, Jasmin, Heliotrop etc. in greifbare Form gebracht werden. Diese
Gewinnungsweise ist besonders in Südfrankreich üblich, wo sie als »En fleurage« bezeichnet
wird. Zuweilen werden auch nach demselben Princip hergestellte parfümirte Paraffinblócke in
den Handel gebracht (129).
5. Das Pressen ist nur bei frischen Pflanzentheilen anwendbar, und besonders bei sclchen,
die reich sind an Oel und dasselbe in verhiltnismissig grossen Behältern aufgespeichert haben.
Es werden namentlich die átherischen Oele der Aurantieen durch Pressen gewonnen (s..d.) (2).
6. Die Deplacirung besteht in einer unter starkem Druck bewirkten Extraction mit
Alkohol. Die Pflanzentheile werden in einen geschlossenen kupfernen Cylinder gebracht, der
durch ein mindestens 10 m langes Rohr mit einem mit Alkohol gefüllten Behälter communicirt.
Oeffnet man den Hahn der Verbindungsröhre, so fliesst der Alkohol in den tiefer stehenden
Cylinder und löst die Oele, was durch den Druck der hohen Flüssigkeitssäule begünstigt wird,
Von diesen Methoden dienen zur fabrikmässigen Gewinnung ätherischer Oele
nur die sub 1, 2, 5 angeführten, die übrigen finden in der Parfümerie Anwendung
zur Herstellung wohlriechender Pommaden, Essenzen.
Die Verfälschungen ätherischer Oele und deren Erkennung.
Die Fabrikation der ätherischen Oele hat ausserordentlich durch die Fäl-
schungen zu leiden, welche die vom Auslande importirten Rohöle z. B. Rosenöl,
Cassiaöl nicht selten erfahren haben. Das Bekanntwerden derartiger Fälschungen
erweckt schliesslich das Misstrauen des kaufenden Publikums, die abnehmende
Nachfrage wirkt dann deprimirend auf den Preis, wie z. B. die Preisveränderungen
des Rosenöls lehren.
Der sichere Nachweis von Verfälschungen der ätherischen Oele bildet daher
eine wichtige, häufig aber auch schwierige Aufgabe des Handels- und Fabrik-
chemikers. Ein bestimmter Gang für die Entdeckung fremder Beimengungen
kann nicht gut aufgestellt werden, da die Fälle zu mannichfaltig sind und da der
Nachweis in den schwierigeren Fällen auf die Kenntnis der normalen Eigen-
schaften der ätherischen Oele sich stützen muss, welche selbst wieder eine grosse
Mannichfaltigkeit darbietet und innerhalb gewisser Grenzen schwanken kann.
In diesem Sinne bietet das genauere Studium einzelner ätherischer Oele nicht
allein ein wissenschaftliches, sondern auch ein bedeutendes praktisches Interesse
dar. Die Entdeckung fremder billiger Oele etc. in einem ätherischen Oele wird
um so leichter sein, je besser seine chemische und physikalische Natur erforscht
ist. Die Prüfung eines ätherischen Oeles erstreckt sich im Allgemeinen auf Be-
stimmung des specifischen Gewichts, Ermittlung der Siedetemperatur, Beobachtung
des Rückstandes, Verhalten des Oels gegen Alkohol von verschiedenen Concen-
trationsgraden, wobei natürlich die Eigenschaften normaler Oele bekannt sein
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