298 Handwôrterbuch der Chemie.
Die Darstellung der Terpentinóle im Grossen geschieht am zweck-
mássigsten mit Hilfe von Wasserdampf (2). Der Terpentin wird in einer kupfernen
Blase durch eine geschlossene Spirale mit Hilfe von Wasserdampf geschmolzen
und dann das Oel durch offenen Dampf abgetrieben. Den Destillationsrückstand
bildet das als Colophonium bekannte Harz. (s. Bd. V, pag. 129).
Bestandteile und Eigenschaften der Terpentinóle: Die rohen
Terpentinóle enthalten etwas Säure, wie Ameisensüure und Essigsáure, von denen
sie durch Rectification über wenig Kalkmilch befreit werden (auf 900 Thle. Oel
| Thl. gebrannter Kalk) (2). Man erhilt dann das rectificirte Terpentinól, welches
im Wesentlichen aus Terpen oder einem Gemenge von Terpenen besteht. Die
Zusammensetzung ist daher C,, H,,.
Die rectificirten Terpentinóle bilden klare, farblose Flüssigkeiten von
eigentümlichem Geruche und scharfem Geschmack, hohem Lichtbrechungsver-
mögen. Sie sind mit absolutem Alkohol, Aether, Benzol, Chloroform, Schwefel-
kohlenstoff, festen und flüchtigen Oelen in jedem Verhiltniss mischbar. Weingeist
von go % löst etwa ein Fünftel (87) seines Vol; in Wasser unlóslich. Angaben
über die Lóslichkeit verschiedener Terpentinólsorten in Weingeist verschiedener
Concentration vergl. LEDERMANN und Gopperroy (16). Die Terpentinöle bilden
selbst Lösungsmittel für Schwefel, Phosphor. Die geringste Menge Phosphor im
Terpentinöl lässt sich an der auf Zusatz von Schwefelsäure eintretenden
Phosphorescenz erkennen (17). Jod löst sich anfangs mit dunkelgrüner Farbe,
bald aber tritt Verpuffung ein. Auf der Löslichkeit vieler Harze in Terpentinöl
beruht die Fabrikation mannigfacher Firnisse.
Die Siedepunkte verschiedener Terpentinöle liegen im Allgemeinen zwischen
160 und 180°, ihr spec. Gewicht zwichen 0:850 und 0:890 (2). Die einzelnen
Oele unterscheiden sich durch ihr optisches Drehungsvermógen. Das letztere
wird durch Erhitzen für sich oder mit Säuren und Salzen verändert. Die ver-
schiedenen bei einer Rectification erhaltenen Fractionen zeigen differirendes
Drehungsvermögen (2).
Alles dies deutet darauf hin, dass die Terpentinöle im Allgemeinen Gemenge ver-
schiedener Terpene sind, deren Isolirung auch bereits in vielen Fállen gelungen ist.
Die beim Erhitzen der Terpentinöle eintretenden Veränderungen sind z. Th.
durch die Verwandlung optisch activer Terpene in das inactive Dipenten, z. Thl.
durch Polymerisirung zu erklären. Näheres darüber vergl. Artikel Terpene.
Bei der folgenden kurzen Beschreibung der wichtigeren Terpentinôle beschränken
Wir uns auf eine kurze Aufzählung der in denselben bisher nachgewiesenen Ter-
pene, wobei wir uns vorwiegend auf die Arbeiten WALLACH’s (4) stützen, welche
eingehender zu berücksichtigen, dem Artikel »Terpene« vorbehalten bleiben muss.
Im Handel unterscheidet man folgende 'Terpentinóle (2):
Franzósisches Terpentinól, wird namentlich in der Umgegend von
Bordeaux aus dem Terpentin von pus Pinaster, ATroN s. Maritima, Dc. gewonnen.
Farblos oder schwach gelblich, siedet bei 155—160? (2, 3) spec. Gew. 0:864 (2),
0:8749 bei 0^; Ausdehnungscoefficient von 0—920? — 0:00096; Refractionscoefficient
na = 1,464496—0:0006 75; Molecularrefraction — 71:67; (3) optisches Drehungs-
vermógen [a] p — — 434° (3); — 29-3 (WIEDEMANN) (7). Es enthält Links-
Pinen (87).
Amerikanisches oder Englisches Terpentinöl, aus amerikanischem
Terpentin von Pinus Falustris, AITON und 2P. taeda, 1.., spec. Gew. 0-878 (2), rechts-
drehend (3, 9), Siedep. 159—161? (4c); enthált daher Rechts-Pinen.
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