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H,O oder OsO(OH),, wenn man das Tetrahydroxyd Os(OH), auf 200“ im Gl
trockenen Stickstoffgas erhitzt. ve
Das Hydrat OsO,-2H,0 oder Os(OH), wurde von Craus und JAcoB: durch
Zusatz von stark verdünnter Schwefelsáure zu einer Lósung von osmiumsaurem | ste
Kalium, von Fremy durch Zusatz von Salpetersäure erhalten, wobei zugleich | de
Ueberosmiumsáure entsteht: Lö
2K,0sO0, + 4HNO, = 4K NO, + Os(OH), + OsO,. | re
Das niederfallende Hydroxyd bildet eine schwarze, lockere, etwas schleimige eir
Masse, die beim Trocknen stark zusammenschrumpft zu sehr schweren braun- Pi
schwarzen Stücken von schwachem Kupferglanz Das feuchte Hydrat lóst sich or
leicht, das getrocknete schwierig in Salzsäure. In Salpetersäure und Schwefelsäure fet
ist es nicht ohne Oxydation lôslich. Die Lôsung in concentrirter Salzsäure ist an- u.
fangs purpurfarben, wird dann gelbbraun, grün und beim Erhitzen bräunlich tie
gelb. Zink fällt aus dieser Lösung Osmiummetall in schwarzen Flocken we
[WÖHLER (13)]. Su
Osmiumtrioyyd, Osmiumsäure, osmige Säure ist nur in Form von mc
Salzen bekannt. Eine von MALLET (14) erhaltene, als ein Gemisch von Osmium- br:
tri- und tetraoxyd angesehene gelbliche destillirbare Masse scheint etwas anderes Lö
gewesen zu sein. sc
Osmiumtetraoxyd, Ueberosmiumsäure, OsO,. Je nach seiner lockeren Wü
oder dichten Beschaffenheit oxydirt sich das Osmium mehr oder weniger leicht. Sa
Das Verbrennungsprodukt ist OsO,. Auch die niedrigeren Oxyde des Osmiums nu
verflüchtigen sich als Ueberosmiumsáure, wenn sie an der Luft erhitzt werden ; bo:
(Berzerius). Nach Craus zersetzt Osmium in der Hitze Wasserdampf unter | sal
Bildung von Ueberosmiumsáure. Auch beim Lósen der Osmiumoxyde und des
Osmiums (nur das sehr kráfüg geglühte Metall ist unlóslich) in Salpetersáure oder
Kónigswasser entsteht Ueberosmiumsáure; ferner, wenn Chlorosmiumdampf, mit
Chlorgas gemischt, in Kalkmilch geleitet wird (BERzELIUs), oder wenn Chlor in Sch
Kalilauge geleitet wird, in welcher Osmiumhydroxyd suspendirt ist (CLaus). Bei
der Zersetzung von osmiumsaurem Kalium durch verdünnte Sáuren entsteht m
Ueberosmiumsáure neben Osmiumhydroxyd (s. oben). Far
Zur Darstelluug erhitzt man Osmium, das man in die erste Kugel einer Doppelkugelróhre
gebracht hat, gelinde im Sauerstoffstrome, oder man schmilzt 3 Thle. Osmium-Iridium mit Va
1] Thl. Salpeter zusammen, laugt die erkaltete Masse mit Wasser aus, neutralisirt die Lösung
mit Schwefelsäure und destillirt die Ueberosmiumsäure ab. Br
Das T'etroxyd sublimirt in langen, farblosen, durchsichtigen, nach MALLET des
(14) monoklinischen Nadeln. Die nach dem Schmelzen wiedererstarrte weisse, set;
krystallinische Masse ldsst sich bei Handwürme wie Wachs biegen. Die Säure gie
schmilzt schon unter 100? und siedet bei einer nur wenig über dem Schmelz- Sch
; y : j Uel
punkt liegenden Temperatur. Die Dampfdichte wurde von DEvILLE und DEBRAY + o.
zu 8:89 und 8:88 (bei 246 und 285^) bestimmt, entsprechend der Formel OsO,. | bei
Der Dampf riecht furchtbar stechend, schon in geringer Menge greift derselbe | Sit)
Augen und Lungen heftig an [DEviLLE und DEBRAY (15). Nach DzviLLE, der Os:
beim Arbeiten mit Ueberosmiumsáure beinahe sein Augenlicht verlor, kann mit
1 Milligrm. Osmium die Atmosphäre eines Raumes von 100 Cbcm. vergiftet Lós
werden. Beim Arbeiten mit diesem Kórper ist desshalb áusserste Vorsicht noth-
wendig. Als Gegenmittel empfiehlt CLAus, sofort Schwefelwasserstoff einzuathmen.
Die Ueberosmiumsäure lässt sich unzersetzt im Wasserstoffstrome eindampfen.
Beim Hindurchleiten des Gasgemenges durch ein an einer Stelle glühendes