Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 8. Band)

416 Handwörterbuch der Chemie. 
bindung C,H,NSO,'CHjJ (?). Durch alkoholisches Ammoniak oder Aminbasen werden Thiox- 
amid oder substituirte Thioxamide gebildet. 
Thioxaminsáure-Isobutylester, C)H,NSO,'C,H, (565). Gelbe Prismen. Schmelz- 
punkt 58?. 
Oxamid, NH,.CO-.CO'NH,. Zuerst 1817 von Baunor(467) durch Einwirkung 
von wüssrigem Ammoniak auf Oxalsáureüthylester dargestellt und für eine Ver- 
bindung von Oxalsáure, Alkohol und Ammoniak gehalten. Duwas (566) gewann 
es 1830 durch Erhitzen von oxalsaurem Ammoniak. Liksic erkannte 1834, dass 
der aus Oxalesfer durch Ammoniak entstehende Kórper mit dem aus oxalsaurem 
Ammoniak gewonnenen Oxamid identisch sei (568, vergl. 567). ^Oxamid bildet 
sich auch durch Wasseraufnahme aus dem Dicyan, wenn eine wüssrige Lósung 
des letzteren mit Aldehyd versetzt und lüngere Zeit stehen gelassen (569), oder 
wenn Dicyan in verdünntes wássriges Ammoniak (573), oder concentrirte Salz- 
säure (574) eingeleitet wird. (CN), + 2H,0 = NH,-CO-CO-NH,. Es entsteht 
in geringer Menge bei der Einwirkung von Salpetersäure auf Blutlaugensalz (570), 
beim Erwärmen von Cyankalium mit Braunstein und wenig Schwefelsäure (571), 
bildet sich auch bei der Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd auf Blausäure (571) 
Dicyan (572), Glyoxalin oder Glyoxaläthylin (575). 
Darstellung. Oxalsäureäthylester, welcher nicht rein zu sein braucht, wird mit überschüssigem 
wässrigem Ammoniak geschüttelt, wobei sich unter Wärmeentwicklung das Oxamid abscheidet. 
Lockres, weisses, krystallinisches Pulver. Fast unlöslich in Wasser und 
namentlich in Alkohol und Aether. Von Wasser braucht es bei 7:3? 2700 Thle. 
zur Lósung (577), von heissem Wasser weniger (576). Leichter als in Wasser 
löst es sich in wáüssrigem Ammoniak, sowie in Lósungen von Chlorcalcium 
oder oxalsaurem Kalium. Aus etwas Chlorcalcium  enthaltendem heissem 
Wasser, sowie durch mehrtägiges Erhitzen mit absolutem Alkohol auf 210 
bis 220° lässt es sich in deutlicheren Krystallen, — derben, rechtwinkligen 
Prismen, erhalten (576), die dem monoklinen System angehören (238). Spec. 
Gew. 1:667 (263) Bildungswürme: (579, 218). Unschmelzbar. Beim Erhitzen 
für sich auf 180? bleibt es unverändert; mit wasserhaltigem Glycerin auf 
diese Temperatur gebracht, spaltet es sich in Kohlenoxyd und kohlensaures 
Ammoniak (573). Kleine Mengen lassen sich vorsichtig sublimiren. In höherer 
Temperatur zerfällt es zum Theil in Dicyan und Wasser (566, vergl. 578). 
Beim Durchleiten des Oxamiddampfes durch schwach glühende Róhren entsteht 
unter andern Produkten Harnstoff (568). Siedendes Wasser und kalte Alkali- 
laugen wirken nicht ein. Beim Erhitzen mit Wasser auf 294?, ebenso beim 
Kochen mit verdünnten Säuren oder wässrigen Alkalien (566) wird das Oxamid 
in Oxalsäure und Ammoniak gespalten. Ebenso erzeugt concentrirte Schwefel- 
säure in der Hitze schwefelsaures Ammoniak, Kohlensäure und Kohlenoxyd, 
während sie das Oxamid in der Kälte ohne Zersetzung löst (580). Beim Erhitzen 
mit Alkohol auf 210—220° tritt theilweise Spaltung in Oxalester und Ammoniak 
ein (576). Beim Kochen mit wässrigem Ammoniak entsteht oxaminsaures Am- 
moniak (530). Gegen wasserfreie Salpetersäure verhält sich das Oxamid wie die 
Oxaminsäure (536). Zink und Essigsäure erzeugen Glycolsäure (581). Beim Er- 
hitzen mit trocknem Quecksilberoxyd entstehen Harnstoff und Kohlensäure (583). 
Zinkoxamid, C,O,N,H,Zn. Eine Verbindung dieses Körpers mit Zinkäthyl entsteht 
beim Erhitzen von Zinküthyl mit Oxamid auf 100? (584). Vergl. (585). — C,O,N,H,HgO. 
(= C,0,N,H,Hg -- H,O?) (586). Entsteht als weisses, unlósliches Pulver beim Kochen von 
Oxamid mit Wasser und Quecksilberoxyd. — 4C,0,N,H, + 5CuO (607, 581). Wird durch 
Kochen von Oxamid mit Wasser und Kupferhydroxyd, oder durch Zusatz von essigsaurem Kupfer 
   
    
    
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
     
    
  
      
    
  
  
   
   
  
  
   
   
    
  
  
   
  
  
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