Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 8. Band)

    
   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
   
  
  
  
  
2 {fiandwôrterbuch der Chemie. 
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durch die Absorption von Wasserstoff um 9:77 Millim., hatte aber nach der Aus- 
treibung des Gases nur noch 599:44 Millim. Länge, also gegen sein urspriing- 
liches Maass eine Verkürzung von 9:7 Millim. erlitten. Wird die eine Seite eines 
Palladiumbleches mit Wasserstoff beladen, so erfolgt durch die ungleichmässige 
Volumzunahme eine starke Krümmung des Bleches nach der entgegengesetzten 
Seite. Es sind zahlreiche Versuchsanordnungen und Vorrichtungen (28—33) an- 
gegeben, um diese Volumveründerungen zur Veranschaulichung zu bringen. 
Die Legirungen des Palladiums mit Edelmetallen, wie Platin, Gold und 
Silber, zeigen ebenfalls die Fähigkeit, Wasserstoff zu absorbiren, wenn auch in 
geringerem Maasse. Die Volumvermehrung hierbei ist in vielen Fällen grösser 
als beim reinen Metall, aber die charakteristische Contraction unter das ursprüng- 
liche Volum nach dem Austieiben des Wasserstoffs ist meist nicht mehr zu be- 
obachten (34). 
Farbe und Glanz des Palladiums werden durch die Absorption von Wasser- 
stoff nicht verändert, die Zähigkeit und elektrische Leitungsfähigkeit aber ver- 
mindert, ebenso das specifische Gewicht. Die Verbindungswärme bei der Ver- 
einigung beider Elemente beträgt bei 20° 4150 Cal. und wächst bis zu 170° mit 
der Temperatur. 
Der von Palladium absorbirte Wasserstoff besitzt grosse Reactionsfähigkeit; 
er vermag gleich dem nascirenden Wasserstoff eine Reihe von Reductionen zu 
bewirken, so die Abscheidung von Quecksilberchlorür und metallischem Queck- 
silber aus Quecksilberchloridlösungen (25); mit Chlor und Jod verbindet er sich 
im Dunkeln zu den entsprechenden Wasserstoffsäuren. Bemerkenswerth ist, dass 
der Palladiumwasserstoff bei Zutritt von Luft indirekt kräftig oxydirend wirkt, so 
z. B. aus Jodkaliumlôsung Jod frei macht, Indigolósung entfárbt, Ammoniak in 
salpetrige Sáure umwandelt u. a. m. (37, 38). Diese Oxydationswirkungen finden 
ihre Erklärung durch die Bildung von Wasserstoffsuperoxyd, wie sie beim 
Schütteln von Palladiumwasserstoff mit Sauerstoff und Wasser nachweisbar ein- 
tritt [TRAUBE (39)]. 
Das mit Wasserstoff beladene Palladium erhitzt sich an der Luft oft plötzlich 
unter Oxydation des Wasserstoffs, ja diese Reactionswärme kann sich, wenn ein 
Palladiumblech auf galvanischem Wege mit Palladiumschwarz überzogen und 
dann mit Wasserstoff gesättigt wurde, fast bis zur Glühhitze steigern, so dass 
Schiessbaumwolle zur Entzündung gebracht wird (40). Untersuchungen von 
TRoosr und HAUTEFEUILLE (41) deuten darauf hin, dass. der von Palladium ab- 
sorbirte Wasserstoff eine wirkliche chemische Verbindung mit diesem eingeht, 
also ein Palladiumhydrür ist. GRAHAM (42) nahm für die Zusammensetzung die 
Formel Pd,H, an, obgleich das Atomverhältniss aus der Menge des absorbirten 
Wasserstoffs sich nur wie 2:1:544 berechnet, wihrend Troost und HAUTEFEUILLE 
(41) aus ihren Tensionsbestimmungen die Formel Pd,H oder Pd,H, ableiten; 
der darüber (über 600 Vol.) hinaus aufgenommene Wasserstoff ist nach ihnen nur 
mechanisch absorbirt. Durch Einwirkung von unterphosphorigsaurem Natrium 
auf Palladiumsulfat erhdlt man ebenfalls eine Verbindung von Palladium mit 
Wasserstoff als schwarzes Pulver (43), die wesentlich andere Eigenschaften zeigt, 
als die oben besprochene, namentlich sich schon bei 0° unter Entwicklung von 
Wasserstoff zersetzt, und vielleicht das eigentliche Hydrür darstellt [vergl. WURTZ(44)]. 
Der Palladiumwasserstoff kann übrigens auch, nach GmAHAM's Vorgang, als 
eine Legirung von Palladium mit Wasserstoft aufgefasst werden, welch’ letz- 
gerer durch starke Kondensation metallische Eigenschaften erlangt hat, für welche 
   
    
	        
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