454 Handwörterbuch der Chemie.
Ammoniumpalladodiammoniumhydroxyd, Pd(NH,NH,), (OH)».
Die freie Base wird durch Zersetzen ihres Sulfates mit Barythydrat und Ver-
dunsten der blassgelben Lósung als krystallinische Masse erhalten. Die geruch-
lose Lósung derselben reagirt stark alkalisch und fállt aus vielen Metallsalz-
lösungen die betr. Hydroxyde, so bei den Kupfer., Eisen-, Kobalt.,, Nickel- und
Aluminiumsalzen, wührend Silberlósungen nicht gefállt werden; aus Salmiaklósung
macht sie beim Sieden Ammoniak frei. Durch làngeres Kochen wird sie, nament-
lich in Berührung mit organischen Stoffen, ebenso wie die Lósung des Pallado-
diammoniumhydroxyds leicht zersetzt und absorbirt gleich dieser Kohlensäure
aus der Luft, jedoch weniger begierig. Wird die Base mit einer Säure genau
gesättigt, so entsteht das Salz der betreffenden Säure, ein Ueberschuss von Säure
aber, namentlich der Halogenwasserstoffsäuren, bewirkt eine Spaltung in Palladodi-
ammonium- und in Ammoniumsalz:
Pd(NH,NH,),(OH), + 4HCI = Pd(NH;), Cl, + 2NH,C1 + 2H,0.
Die Salze dieser Base werden auch durch Versetzen von Palladiumoxydul-
salzen oder von Palladodiammoniumsalzen mit überschüssigem Ammoniak und
Eindunsten der Lósung erhalten, wasserfrei auch durch Behandeln des Palladium-
chlorürs oder -Jodürs mit trockenem Ammoniakgas, von welchem 4 Mol. mit Be-
gierde aufgenommen werden:
PdCl, + AN H,— Pd (NH4N H,),Cl,.
Ammoniumpalladodiammoniumchlorid, Pd(NH,NH,),Cl, + H,O.
Verdunstet man die Lósung des gelben Palladodiammoniumchlorids bei Anwesen-
heit eines Ueberschusses von Ammoniak, so krystallisirt dieses Salz in grossen,
farblosen, monoklinen Prismen, die bei 120? unter Verlust des Krystallwassers
und zweier Moleküle Ammoniak wieder in das gelbe Chlorid übergehen; ebenso
füllt gelbes Chlorid aus der Lösung des Salzes auf Zusatz einer Säure,
Ammoniumpalladodiammoniumchlorid-Palladiumchlorür, VAU-
QUELIN's rothes Salz, Pd(NH,-NH,),Cl,-PdCl,, entsteht als fleischrother
Niederschlag beim Zufügen von Palladiumchlorür zu einer Lósung des vorgenannten
Salzes oder auch beim Versetzen einer Lósung von Palladiumchlorür mit wenig über-
schüssigem Ammoniak. Ueber das Verhalten des Kórpers s. ob. unter Pallado-
diammoniumchlorid. Durch Einwirkung von Kalilauge entstehen sauerstoffhalüge
basische Verbindungen. (KANE, FEHLING).
Ammoniumpalladodiammoniumchlorid-Palladiumchlorid
Pd(NH,-NH,),Cl,: PdCl,, wird durch Behandeln des vorgenannten Salzes mit
Konigswasser und Salmiak (68) oder auch des gelben Salzes mit Chlor (DEvILLE)
als róthlich schwarzer Niederschlag erhalten, der in Wasser nur wenig lóslich ist.
Ammoniumpalladodiammoniumbromid, Pd(NH,NH,),Br,, lisst sich
aus Palladiumbromür oder Palladodiammoniumbromid analog wie das entsprechende
Chlorid erhalten und stellt grosse, fast farblose, tafelförmige Krystalle des monoklinen
Systems dar. Es bildet unter analogen Verhältnissen wie die Chlorverbindung
mit Palladiumbromür eine rothe Doppelverbindung Pd(NH,NH,),Br, -PdBr,.
Ammoniumpalladodiammoniumjodid, Pd(NH,-NH,)aJa, stellt farb-
lose Krystalle dar, die aber bald unter Abgabe von Ammoniak gelb werden,
Es wird analog der Chlor- und Bromverbindung erhalten, wenn Palladiumjodür
oder Palladodiammoniumjodid mit Ammoniak übersättigt und die Lösungen bei
steter Anwesenheit von überschüssigem Ammoniak verdunstet werden. Trockenes
Palladiumjodür absorbirt lebhaft 4 Mol. Ammoniak, wobei ebenfalls dieses Salz
entsteht.