Handwörterbuch der Chemie.
Phytolaccasäure ist eine unkrystallisirbare, gummiartige Säure aus den Beeren von
Phytolacca Kaempferi und decandra (288).
Phytosterin, C,,H,,0 + H,0, wird durch Ligroïn aus den Saaterbsen aus-
gezogen. — Es bildet wasserfreie Nadeln (aus Ligroïn, Chloroform, Aether);
wasserhaltige Blättchen (aus Alkohol); ist unläslich in Wasser und Alkalien.
Schmp. 132—133" (HzssE) 136—137? (ScuurzE) [«]p — — 33:2? (Hesse);
= — 36'4° (SCHULZE). — Das Phytosterin zeigt alle charakteristischen Reac-
tionen des im thierischen Organismus vorkommenden Cholesterins.
Pikrolichenin, C,,H,,0, (289), Bitterstoff aus Variolaria amara, ACH,
(290). — Farblose, durchsichtige, glänzende Rhombenoctaéder, die geruchlos
und sehr bitter sind. Spec. Gew. 1:176. Es schmilzt bei 111? und erstarrt zu
einer durchsichtigen, spróden Masse; es ist nicht unzersetzt flüchtig. Unlóslich
in kaltem, wenig löslich in heissem Wasser, leicht in heisser Essigsäure, in
wässrigen Aetzalkalien, Alkohol, Aether, Schwefelkoblenstoff und ätherischen
Oelen. Die alkalischen Lósungen róthen sich an der Luft und geben dann mit
Säuren einen nicht oder kaum bitter schmeckenden Niederschlag.
Pikroroccellin, C4;H534N,O; (291), ist das bittere Princip in einer Varietüt
von Roccella fuciformis. — Es bildet lange Prismen vom Schmp. 192—194°, ist
unlóslich in Wasser, Schwefelkohlenstoff, Ligroïn, mässig lóslich in heissem Al-
kohol, lóst sich wenig in Aether und Benzol. Giebt beim Kochen mit Kalium-
bichromat und Schwefelsáure Benzoésáure. Entwickelt beim Erhitzen Ammoniak.
Geht bei kurzem Erhitzen auf 220? oder besser durch Kochen mit Salzsáure in
Xanthoroccellin, C,,H,7N,0,, über. — Dasselbe bildet lange, gelbe
Nadeln (aus Alkohol) vom Schmp. 183?, ist unlóslich in Ligroin, wenig lóslich
in heissem Schwefelkohlenstoff und in Aether, müssig in heissem Benzol, leicht
in kochendem Weingeist. Beim Erwärmen mit Eisessig und Salpetersäure (spec.
Gew. 1145) entsteht ein bei 275° schmelzender und in hexagonalen Platten
krystallisirender Körper, der in kaltem Alkohol fast unlöslich ist. —
Bei dreistündigem Kochen von 10 Thln. Pikroroccellin mit 3 Thln. Natron-
lauge und 180—200 '"Thln. Wasser entsteht unter Ammoniakentbindung ein
Kórper C,,H4,N,O,, der grosse, bei 154? schmelzende Prismen bildet und
bei der Oxydation mit Salpetersáure oder Chromsáure Bittermandelól und dann
Benzoësäure liefert.
Pikrotoxin, C,,H,,O0, -- H,O oder C,,H,,O,,, findet sich neben Ana-
mirtin und Cocculin in den Samenkórnern von Menipsermum cocculus (292, 293). —
Darstellung: Die Kokkelskórner werden zweimal mit siedendem Alkohol ausgezogen,
die Lösungen verdunstet, der Rückstand mit Wasser gekocht und die wüssrige Lósung mit
etwas Bleizucker gekocht. Das mit Schwefelwasserstoff entbleite Filtrat wird eingedampft und
das ausgeschiedene Pikrotoxin zunáüchst aus Wasser, dann aus Benzol und schliesslich nochmals
aus Wasser umkrystallisirt. — Durch wiederholtes, sechsstiindiges Aufkochen mit der 50 fachen
Menge Benzol lässt sich aus dem käuflichen Pikrotoxin das reine, in Benzol leichter lösliche
Produkt ausziehen. Ungelöst bleibt Pikrotin (294).
Dieses Pikrotoxin, C,,H,,O0,-4- H4,O, bildet stark glànzende, rhombische
Prismen. Schmp. 201°. Es schmeckt ausnehmend bitter und ist sehr giftig.
Es wird von concentrirter Schwefelsäure allmählich intensiv orangeroth gefärbt.
Es reducirt beim Erwärmen ammoniakalische Silber- und FrHLING'sche Lôsung.
Beim Einleiten von Chlorwasserstoff in die ätherische Lösung wandelt es sich in
das isomere Pikrotoxid um; bei längerem Kochen mit Wasser oder Benzol geht
es in Pikrotoxinin über. Zersetzt sich, in verdünnter Kalilauge gelóst, schon
nach zwei Stunden (295).