Handwörterbuch der Chemie.
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zu einer leicht beweglichen klaren Flüssigkeit zusammen, welche beim Erkalten
zu einer undurchsichtigen amorphen Masse erstarrt [BERTHIER (200)]. x
Natriumthiosulfat (auch unterschwefligsaures Natron und Natrium- odd
hyposulfit genannt), Na,S,O, 4- 5H,O. TC
Dies Salz entsteht, wenn man eine Lósung von schwefligsaurem Natrium mit Schwefel 1:0
längere Zeit kocht. Die filtrirte Lösung wird zur Krystallisation eingedampft. Wenn man statt 1:0
des Natriumsulfits Natriumbisulfit verwendet, so entsteht wesentlich Natriumsulfat. 1:0
Das Salz entsteht ferner, wenn man Schwefligsäuregas in die Lösung von Natriumpolysulfid 1:0
bis zur Entfárbung einleitet; ferner wenn das durch Reduction von Natriumsulfat mittelst Kohle 1:0
erhaltene Natriummonosulfid nach dem Anfeuchten in dünner Schicht der Einwirkung von Kohlen- 1:0
sáure ausgesetzt wird. WALCHNER (204) empfiehlt, ein Gemisch von 32 Thln. Rohsoda und 1:0
10 Thln. Schwefel mässig zu glühen, das entstandene Sulfid in Wasser zu lösen und die Lösung 10
mit Schwefel zu digeriren. 10
In industriellem Maassstabe stellt man das Thiosulfat dar, indem man schweflige Säure 1:0
auf in Wassser suspendirten Sodarückstand einwirken lässt, wobei zunächst das Schwefelcalcium 1-0
desselben in Calciumthiosulfat umgewandelt wird. Die abdecantirte Losung des letztern wird LC
durch Natriumsulfat zersetzt; Die aus dem Filtrat vom ausgefallenen Gips durch Abdampfen 1-0
erhaltenen Krystalle von Natriumthiosulfat sind gelb und müssen umkrystallisirt werden. 1-0
Das Natriumthiosulfat bildet grosse monokline Prismen, die an der Luft ver- Ic
änderlich sind. Ihr Volumgewicht ist nach BuIGNET 1‘672, nach Scurrr 1734,
nach H. KorP 1:736 (geschmolzen und wieder erkaltet). Beim Schmelzen erfährt
das Salz eine Volumvermehrung von 5 Procent. Das Schmelzen in Krystall- sich
wasser tritt bei 45° (Kopp), bei 48° nach DEBRAY (auch KREMERs) ein. In der Luf
trocknen Luftleere verlieren die Krystalle schon bei gewöhnlicher Temperatur ihr
Wasser, sicl
Das Natriumthiosulfalt lóst sich in Wasser unter starker Temperaturerniedrigung. unc
Nach [Rüponrr (203)] wird durch Lósen von 110 Thln. Salz in 100 'Thln. Wasser Ma
von 10? die Temperatur um 18:7? erniedrigt. Tei
Die Lôsungswärme beträgt nach BERTHELOT — 5:8 Cal. Nach KnEMEmns (206) sulí
lósen 100 Thle. Wasser. drü
bei 09 . . ... 4975 Thle. wasserfreies. Salz
20°, (4 , : ; ed
» 409 . ..«* « 10416. ,, n »
» 60° , ... . 192930, n D
H. ScurrF (207) giebt an, dass eine wissrige Losung, die bei 19:5? ge- die
sättigt ist, 635 Proc. gewässertes oder 458 wasserfreies Thiosulfat enthält und
das Vol.-Gew. 13875 besitzt; d. h. 100 Thle. Wasser kônnen bei 19:5° 171 Thle.
gewáüssertes oder 108:9 'Thle. wasserfreies Salz lósen. Diese ganz abweichende ge
Lóslichkeitszahl deutet auf eine übersáttigte Lósung. Die Erscheinung der Ueber- we
sáttügung tritt bei den Lösungen des Natriumthiosulfats überhaupt sehr leicht und Do
deutlich auf. KmkMwERS hat bis zu 217:4 Thln. getrocknetes Salz in 100 Thln. "
Wasser lösen können. Nach BAUMHAUER (208) kann eine solche Lösung bis rn
auf — 10° abgekühlt werden, ohne fest zu werden. Wird aber ein Krystall der se
| des gewässerten Salzes hineingebracht, so tritt sofort Krystallisation ein unter Na
| beträchtlicher Wärmeentwickelung. Die Temperaturerhöhung steigt aber nie bis
zu dem Schmelzpunkt des Salzes [PARMENTIER und AMAT (200)].
Die Volumgewichte von Natriumthiosulfatlösungen bei 19° werden von Fli
H. Scurrr folgendermaassen angegeben.