Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

94 Handwörterbuch der Chemie. 
Nach Merz und WerrH (62) verlieren die Amalgame des Goldes, Silbers, 
Kupfers, Wismuths, Bleis, Zinns, Zinks und Cadmiums ihr Quecksilber ganz oder 
zum weitaus grössten Theil schon bei der Siedetemperatur des Quecksilbers, oft 
auch noch unter derselben. Die Amalgame des Kaliums und Natriums halten 
das Quecksilber fester. Beim Erhitzen in Schwefeldampf und in einem Gas- 
strome geben sie das Quecksilber nur sehr langsam ab. 
Aluminiumamalgam. Ein solches entsteht durch Erwármen beider Me- 
talle in einer Atmosphäre von Kohlensäure; ferner durch Einwirkung von Natrium- 
amalgam auf Alaun, indem man in einen Alaunkrystall eine Höhlung bohrt, das 
Natriumamalgam hineinbringt und schüttelt; letzteres nimmt dabei eine gewisse 
Menge Aluminium auf. Wenn man Aluminium mit Ammoniumamalgam schüttelt, 
so entwickelt sich Wasserstoff und Ammoniak, und das Aluminiumblech bedeckt 
sich mit Quecksilber. Ebenso wirkt Natriumamalgam bei Gegenwart von Wasser. 
Wenn die Aluminiumelektroden einer Batterie in ein mit Quecksilber und ange- 
sáuertem Wasser gefülltes Gefäss derart eingeführt werden, dass die positive 
Elektrode mit dem Wasser, die negative mit dem Quecksilber in Berührung ist, 
so fixirt sich auf letzterer Quecksilber [CAILLETET (50). Wenn ein Quecksilber- 
salz durch den elektrischen Strom zersetzt wird, so entwickelt sich am positiven 
Pol Sauerstoffgas, am negativen scheidet sich Quecksilber ab. Dies bleibt als 
solches vorhanden, wenn die Elektrode aus einem Metall besteht, welches, wie 
Aluminium, unter gewóhnlichen Umstünden sich nicht mit Quecksilber vereinigt. 
Die Amalgamation der negativen Aluminium-Elektrode tritt aber sofort ein, wenn 
sich an derselben auch Wasserstoff entwickelt, wenn also die Elektrolyse des 
Wassers unter Anwendung einer mit Quecksilber bedeckten negativen Aluminium- 
Elektrode ausgeführt wird. Die Elektricitit allein genügt nach CAILLETET nicht, 
um Amalgamation herbeizuführen; es ist vielmehr die Gegenwart von nasciren- 
dem Wasserstoff (der durch ein anderes Gas nicht ersetzt werden kann) erforder- 
lich. Dem entspricht es auch, dass nach Trssier Aluminiumblech, welches mit 
Alkalilauge befeuchtet ist, sich ohne weiteres mit Quecksilber vereinigen lásst. 
Das Aluminiumamalgam zersetzt angesüuertes oder reines Wasser sehr leb- 
haft, indem sich unter Wasserstoffentwicklung ein Aluminiumsalz bezw. Thon- 
erde bildet. An der Luft verliert das Amalgam rasch seinen Glanz, indem unter 
Wärmeentwicklung Thonerde entsteht. 
Ammoniumamalgam. Wenn man Salmiaklôsung durch den elektrischen 
Strom zersetzt, indem man Quecksilber als negative Elektrode verwendet, so ent- 
steht eine weiche Masse, die sich leicht in Quecksilber, Ammoniak und Wasser- 
stoff zersetzt. Derselbe Körper bildet sich, wenn man Natriumamalgam mit ge- 
sättigter Salmiaklösung in Berührung bringt. Indessen bleibt in diesem Falle in 
der schwammigen, leichten Masse stets mehr oder weniger Natriumamalgam. 
Die Existenz des Ammoniumamalgams ist nicht ganz zweifellos. Vielleicht 
ist es nur ein Metallschaum, in welchem Ammoniak und Wasserstoffgas enthalten 
sind. Dafür spricht ausser seiner leichten Zersetzbarkeit der Umstand, dass er 
dem MamiorTE'schen Gesetz folgt, d. h. dass sein Volumen dem zunehmenden 
Druck entsprechend abnimmt [SEELIG (51), ROUTLEDGE (52)]. Bei starkem Druck 
nimmt es eine spiegelnde Oberfläche wie Quecksilber an. Indessen könnte 
wohl das Amalgam in Gegenwart seiner gasförmigen Zersetzungsprodukte existiren, 
welche, ein viel grösseres Volumen als jenes besitzend, die Zusammendrückbar- 
keit der Gase zeigen, wobei das unzersetzte Amalgam nicht in Betracht kommt. 
Ferner vermag das angebliche Amalgam nach LANDOLT (53) salpetersaures Silber 
        
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
   
  
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
    
    
   
   
  
  
  
   
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