Handwörterbuch der Chemie.
Verbindungen mit Sauerstoff,
Quecksilber vereinigt sich mit Sauerstoff in zwei Verhältnissen, zu Oxydul,
Hg,O, und Oxyd, HgO. Hydroxyde des Quecksilbers sind nicht bekannt.
Quecksilberoxydul, Mercurooxyd, Hg,O. Es wird aus den Lósungen
der Mercurosalze durch Alkali gefällt. Ein Ueberschuss an Mercurosalz muss
vermieden werden, weil sich sonst ein Mercuri-Kalium-Doppelsalz bildet unter
Reduction eines kleinen 'Theils des gebildeten Quecksilberoxyduls Um ein
quecksilberfreies Oxydul zu erhalten, giesst man eine Mercuronitratlósung in
Kalilauge. Der entstandene schwarze Niederschlag wird bei móglichstem Licht-
abschluss mit kaltem Wasser ausgewaschen und im Dunkeln getrocknet.
Um das Oxydul aus Quecksilberchlorür (Kalomel) zu bereiten, verreibt man
dieses mit Wasser und setzt auf einmal so viel Kalilauge zu, dass alkalische
Reaction vorhanden ist. Durch Einwirkung von Aetzalkali auf Kalomel wurde
das Quecksilberoxydul zuerst von MoscaTI dargestellt
Das durch Fillung von Mercuronitratlósung mit Kalilauge bereitete queck-
silberhaltige graue Oxydul ist der Mercurius solubilis oder cinereus Moscati der
Pharmakopôe. Der Mercurius solubilis Moretti wurde durch Verreiben von
10 Thin. Quecksilber mit dem Mercurimercurosulfat, aus 10 Thin. Quecksilber
und 12 Thin. concentrirter Schwefelsiure und Behandeln des Gemisches mit
Aetzkalilauge dargestellt. Beide starkwirkende Heilmittel sind heute obsolet.
Das Quecksilberoxydul ist ein braunschwarzes Pulver, dessen Volum-Gewicht
nach KARsTEN 8:95, nach HERAPATH 10:69 beträgt. Unter dem Einfluss der
Wärme und des Lichts wird es leicht in Quecksilberoxyd und metallisches
Quecksilber zersetzt.
Nach GUIBOURT (71) ist das, auch im Dunkeln bereitete, Oxydul nie ganz frei
von Quecksilber. Bei hoher Temperatur zerfällt das Oxydul in Quecksilber und
Sauerstoff. Von Salzsäure muss es völlig in Chlorür umgewandelt werden, ohne
dass im Filtrat gelöstes Quecksilberchlorid nachzuweisen ist. In Essigsäure löst
es sich völlig auf, während metallisches Quecksilber ungelöst bleibt. Blausäure
verwandelt es in Quecksilber und Quecksilbercyanid. Phosphorige Säure
reducirt es zu Metall, indem jene in Phosphorsäure übergeht. Auch Phosphor-
wasserstoff zersetzt dasselbe. Ein Gemisch von Phosphor und Quecksilber-
oxydul detonirt unter dem Schlag eines Hammers. Salmiak zersetzt sich mit
Quecksilberoxydul zu Quecksilber und einem Doppelchlorid. Durch Einwirkung
von Ammoniumcarbonat entstehen Quecksilber und Quecksilberoxyd. Mit Jod-
kalium bilden sich Quecksilber und ein Doppeljodid.
Die Bildungswärme des Quecksilberoxyduls aus Quecksilber (gasfórmig)
und Sauerstoff beträgt 4- 78 Cal, aus flüssigem Quecksilber und Sauerstoff
4- 42:2 Cal.
Queksilberoxyd, Mercurioxyd, HgO. Dasselbe war schon im 8. Jahr-
hundert bekannt. GksBER stellte es durch andauerndes Erhitzen von Quecksilber
dar. Durch Füllung aus Mercurinitratlósung erhielt es zuerst RaAvMUNDUS LULLIUS
im 13. Jahrhundert. Das Oxyd tritt in zwei verschiedenen Zuständen auf,
1. Gelbes Oxyd. Wenn man die Losung eines Mercurisalzes, z. B. von
Sublimat (Mercurichlorid), in überschüssige Alkalilauge giesst, so wird gelbes
Oxyd gefällt. Es entsteht ferner, wenn Sublimat oder gewisse Quecksilberoxy-
chloride mit einem grossen Ueberschuss von Natrium: oder Kaliumcarbonat be-
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