Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

   
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genügt die Kenntniss der Salzbildung nicht zur Charakterisirung der Basizität 
einer Säure, da auch einbasische Säuren wie Essigsäure und Fluorwasserstoffsäure 
zweierlei Salze bilden können, neutrale und saure: 
C,H,K O,, neutrales essigsaures Kalium, 
C,H,KO,, C,H,O,, saures essigsaures Kalium, 
K F], Fluorkalium, 
KF], HF], saures Fluorkalium. 
Man kónnte daher, wenn man nur der Salzbildung Rechnung tragen wollte, 
das Moleculargewicht der beiden Sáuren verdoppeln und diese als zweibasisch 
betrachten. Das wáre aber nachweislich unrichtig. 
Zur Beurtheilung der Basizität einer Säure dient nach GERHARDT die Ester- 
bildung, ferner die Amidbildung und die Amidosäuren etc. (2). Eine einbasische 
Säure bildet mit einem einatomigen Alkohol nur einen Ester, eine zweibasische 
deren zwei, von denen einer sauer, der andere neutral, eine dreibasische bildet 
drei Ester, einen neutralen und zwei saure etc., z. B. 
C,H,O,C,H,, Essigester, 
C,O,HC,H,, Aethyloxalsäure, 
C,0,(C,H;)s, Oxalsäureester, 
PO,H,C,H,, Aethylphosphorsäure, 
PO,H(C,H,;),, Diáthylphosphorsáure, 
PO,(C,H;), Phosphorsáureester. 
Aehnliches gilt für die Amidbildung. Eine einbasische Sáure wie die Essig- 
sáure bildet nur ein Amid, zweibasische Süuren wie die Oxalsáure bilden ausser 
dem Amid noch eine Amidosäure etc. 
C,H;ONH,, Acetamid, 
C,O,HNH,, Oxaminsäure, 
C,0,(NH,),, Oxamid. 
Man kann hinzufügen, dass auch die Anhydridbildung (s. Art. Anhydride im 
ersten Band) die Môglichkeit der Unterscheidung, ob eine ein- oder mehrbasische 
Säure vorliegt, gewährt, da eine einbasische Säure nie mehr als ein Anhydrid 
liefert, während mehrbasische Säuren ausser dem Anhydrid noch anhydrische 
Polysäuren entstehen lassen: z. B. 
Essigsäure (einbasisch), C4H,O,, Anhydrid, C,H,40,, 
Schwefelsäure (zweibasisch), SO,H,, Anhydrid, SO,, 
Pyroschwefelsäure, H,S,0,, 
Phosphorsáure (dreibasisch) PO,H,, 
Phosphorsäureanhydrid, P,0,, 
Pyrophosphorsäure, P,O,H,, 
Metaphosphorsäure, PO,H. 
Bei den organischen Säuren gilt ziemlich allgemein die Regel, dass im Mole- 
kül ebenso viele Carboxylgruppen CO,H vorkommen, als die Basizität Einheiten 
hat, namentlich und tast ausnahmslos gilt sie für Säuren, welche nur aus Kohlen- 
stoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen: z. B. 
Ameisensáure, H CO,H, ist einbasisch, 
Oxalsäure, (CO,H),, ist zweibasisch, 
Aconitsäure, C,H,(CO,H),, ist dreibasisch, 
Benzoësäure, C,H,(CO,H), ist einbasisch, 
Phtalsäure, C,H,(CO,H),, ist zweibasisch, 
Trimesinsäure, C,H,(CO,H),, ist dreibasisch etc. 
    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
   
  
   
    
       
   
  
   
  
   
   
   
    
  
  
   
  
  
  
   
   
    
  
  
  
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