Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

426 Handwörterbuch der Chemie. 
Theil auf die phosphorsauren Salze zu beziehen, nach MIESCHER 0:459, der Rest 
auf Lecithin und Nuclein. Die präformirte Phosphorsäure ist grôsstentheils an 
Kalium gebunden. 
Als charakteristischer Bestandtheil des Spermas wird eine von SCHREINER (5) 
isolirte Base angesehen, welche man in neuerer Zeit vielfach mit dem Namen 
Spermin belegt hat. Nachdem A. BÖTTCHER (6) schon 1865 beobachtet hatte, 
dass sich im menschlichen Samen bei langsamem Eintrocknen mikroskopische 
Krystalle — langgezogenene Octaéder — bilden, deren chemische Natur BOTTCHER 
nicht feststellen konnte, gelang es ScHREINER, dieselben rein darzustellen. 
Zur Darstellung wurde frisches Sperma zur Coagulation der eiweissartigen 
Körper mit Alkohol gekocht, nach dem Erkalten und mehrstündigem Stehen 
der Alkohol abfiltrirt und der Inhalt des Filters bei 100° getrocknet. Als darauf 
die trockne Substanz fein zerrieben und mit warmem Wasser, dem einige Tropfen 
Ammoniak zugesetzt waren, extrahirt wurde, gingen von den eiweissartigen Ver- 
bindungen des Sperma nur Spuren in Lösung, während die krystallisationsfähige 
Substanz sich so gut wie vollständig löste und beim Eindampfen des ammoniaka- 
lisches Extractes in ihren eigenthümlichen Formen krystallisirt erhalten werden 
konnte. Bei einem quantitativen Versuch wurden nach dieser Methode nicht 
weniger als 5244 dieser Krystalle in der Trockensubstanz des Spermas gefunden. 
Die so dargestellten Krystalle erwiesen sich unlóslich in Alkohol, Aether, 
Chloroform, Kochsalzlösung, leicht löslich in verdünnten Säuren, sowie in Alkalien, 
auch Ammoniak. Die Lösungen enthielten Phosphorsäure. Beim Erhitzen hinter- 
liessen die Krystalle schwer verbrennliche Kohle und schliesslich Phosphorsäure. 
Durch Behandlung mit Barythydrat konnte die freie Base als zäher Syrup von 
stark alkalischer Reaction, der am Rande unvollständig krystallisirt, dargestellt 
werden. Bei Zusatz von Phosphorsäure oder Ammonphosphat bildete sich augen- 
blicklich das phosphorsaure Salz in den charakteristischen mikroskopischen 
Formen. Aus der Analyse des salzsauren Salzes ergab sich die Zusammensetzung 
der Base zu C,H,N. — Bemerkenswerth ist noch die Beobachtung von SCHREINER, 
dass das Goldsalz der Base, mit Magnesium behandelt, intensiven Sperma- 
geruch gab. 
Als identisch mit dem aus dem Sperma isolirten phosphorsauren Salz der 
Base, C,H,;N, betrachtet SCHREINER die sogen. CHARCOT’schen Krystalle, welche 
sich besonders im Blut und in den Organen bei Leukämie, sowie gewissen Er- 
krankungen im Bronchialsecret, oder auch sonst in Leichentheilen finden. 
Das von LADENBURG und ABEL (7) durch Erhitzen des salzsauren Aethylen- 
diamin dargestellte Aethylenimin, (C,H,N HH), (Piperazin), welches sie als dem 
Spermin ausserordentlich nahe stehend erkannten, soll nach MajerT und C. SCHMIDT 
(8) damit nicht identisch sein. Dagegen scheint identisch damit zu sein einc 
von J. Kunz (9) in Kulturen von Cholerabacillen gefundene Base, deren Platin- 
salz die Zusammensetzung (C,H;N),H,PtCl, hat und die mit Lauge Sperma- 
geruch entwickelt. 
In neuester Zeit hat PoEHL (10) bei Verarbeitung grosser Mengen von Rinder- 
hoden die SCHREINER’schen Krystalle wiedererhalten und sie durch ihre Krystall- 
formen, sowie durch die Reactionen, ganz besonders durch den eigenthümlichen 
Spermageruch, welcher auftritt, wenn man das Goldsalz der Base mit Magnesium 
behandelt, identificirt. Die Analysen des von ihm dargestellten Platin- und Gold- 
salzes führten jedoch nicht zu der Formel von ScHREINER, sondern mit Wahr- 
scheinlichkeit zu der Formel C, ,H;,N,. Dem »Spermin« wird eine specifische 
      
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
     
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