Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

    
   
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
    
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
     
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Wirkung auf das Nervensystem zugeschrieben, welche in neuerer Zeit zu Heil- 
zwecken verwerthet ist. 
In Bezug auf die Herstammung der Spermakrystalle ist FÜRBRINGER (11) zu 
sehr auffälligen Ergebnissen gelangt. FÜRBRINGER erhielt die Krystalle aus dem 
eigentlichen Sperma (Samenblaseninhalt) von Leichen nur ausnahmsweise, aus 
dem Prostatasaft von Leichen fast immer; aus dem Prostatasaft im Leben nicht, 
wohl aber nach Zusatz einer Spur Phosphorsäure oder Ammonphosphat. Ebenso 
zeigte dieser den charakteristischen Spermageruch. Somit würde die SCHREINER- 
sche Base, das Spermin, garnicht dem eigentlichen Sperma angehóren, sondern 
der Prostatadrüsen. Was im Uebrigen die Zusammensetzung des Sperma betrifft, 
sind als Bestandtheile desselben ermittelt: 
Eiweisskórper und zwar Serumalbumin und Alkalialbuminat. — Propepton 
(Albumosen) POSNER (12). — Nuclein. — Xanthinkórper. — Lecithin. — Cholesterin. 
— Fette. — Anorganische Salze, vorwiegend Alkalien, an Chlor, Phosphorsäure, 
Schwefelsäure und Kohlensäure gebunden. — Den von einigen Autoren ange- 
gebenen hohen Gehalt an Erdphosphaten konnte MIESCHER nicht bestätigen. 
Ferner findet sich nach MIESCHER im Lachssperma eine specifische Base, das 
Protamin. — Cerebrin ist wiederholt im Sperma gesucht, jedoch nicht gefunden. 
Bezüglich der quantitativen Zusammensetzung des Sperma ist wenig Sicheres 
bekannt. KÖLLIKER (13) fand im Sperma des Stieres 15:265 und 147024, des 
Pferdes 16:4499, des Frosches 12:889 organische Substanz; im Sperma des 
Karpfens 24:119 feste Substanz, im Sperma des Stieres 2:69. Salze, in dem des 
Pferdes 1:69. 
Die angegebenen Bestandtheile des Spermas vertheilen sich auf die kórper- 
lichen Elemente, die Spermatozoén und die zwischen diesen befindliche Flüssig- 
keit. Die letztere, die man nach Analogie des Blutes das Plasma nennen kann, 
lässt sich durch geeignete Filter frei von körperlichen Elementen erhalten. Sie 
stellt eine serumartige Flüssigkeit dar von neutraler Reaction, enthält Serum - 
albumin und Alkalialbuminat. Sonst ist über ihre Zusammensetzung nichts be- 
kannt, zweifellos gehórt ihr auch das Propepton, das Spermin (letzteres nach 
FÜRBRINGER nur im entleerten Sperma), sowie der grósste Theil der anorganischen 
Salze an. 
Die kórperlíchen Elemente, die Spermatozoén, zeigen im Sperma, direkt mikro- 
skopisch untersucht, lebhafte Eigenbewegungen, welche, wenn man das Práparat 
vor dem Eintrocknen schützt, stundenlang, selbst tagelang anhalten, und wenn 
sie im Erlóschen sind, durch 1— 4 proc. Lósungen von Natriumcarbonat oder 
Natriumhydrat wieder angefacht werden kónnen. Sáuren, starke Alkalien, Ammo- 
niak, Alkohol, Aether heben die Bewegungen definiüv auf. Dieselben sind ana- 
log den Bewegungen der Flimmerzellen. 
Zur Isolirung der Spermatozoén empfiehlt MiESCHER (4), die Hoden des 
Lachses in Tüllbeuteln zu zerdrücken, mit Wasser auszuschwemmen und die trübe 
Flüssigkeit mit Essigsáure schwach anzusáauern. Die Spermatozoén setzen sich 
dann als dichter, pulvriger Niederschlag ab. 
Die Spermatozoén zeigen grosse Resistenz gegen chemische Agentien: sie 
lösen sich nicht vollständig in concentrirter Salpetersäure, Essigsäure, siedend- 
heisser Sodalósung, dagegen in siedender Natronlauge. Durch 10—15 proc. 
Lösung von Chlornatrium oder Kaliumnitrat werden die Spermatozoén in eine 
formlose Gallertmasse umgewandelt. Die Spermatozo&n widerstehen der Fäul- 
niss lange Zeit. Nach dem Eintrocknen zeigen sie sich mikroskopisch noch gut 
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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