470 Handwôrterbuch der Chemie.
Man kann auch eine bestimmte Menge "erpentinól, welches mit Ozon beladen
ist, mit Wasser und titrirter Indigolósung schütteln.
Das Ozon in der Natur.
SCHÓNBEIN hatte bemerkt, dass Jodkaliumstürkepapier, wenn es der Luft aus-
gesetzt wurde, bisweilen mehr oder weniger rasch blau wurde, und hatte daraus
auf die Anwesenheit von Ozon in der atmosphárischen Luft geschlossen.
Dieser Ozongehalt der Luft ist nicht auffallend, da sich ja bei den elektri-
schen Entladungen innerhalb der Atmospháüre Ozon bilden muss, da ferner beim
raschen Verdunsten von Wasser Ozon entsteht, und da die ScHONBEIN'schen Ver-
suche mit Phosphor, Terpentinól und Bittermandelól es wahrscheinlich machen,
dass bei jeder langsamen Oxydation Ozon erzeugt wird. Andererseits muss ein
so stark oxydirender Kórper wie das Ozon alsbald von oxydablen Dämpfen und
Staub in der Atmosphäre verbraucht werden. Es muss daher festgestellt werden,
ob das atmosphärische Ozon unter Umständen diesen Oxydationsprocessen ent- *
gangen und als solches noch vorhanden ist. Dieser Feststellung setzen sich
Schwierigkeiten entgegen, insofern als auch andere Stoffe, namentlich salpetrige
Dämpfe, die Bläuung des SCHÖNBEIN’schen Reagenspapieres herbeiführen können.
WURSTER empfiehlt Papier, welches mit Tetramethylparaphenylendiaminlösung
getränkt ist, zum Nachweis von Ozon, indem dasselbe dadurch violet gefärbt
wird. Eine sichere Bestimmung ist auch auf diese Weise nicht möglich.
Zum Nachweis des atmosphärischen Ozons bedient man sich deshalb zweck-
mássig des HouzkAu'schen Reagenspapieres. Man bereitet dies, indem man
Filtrirpapier mit weinrother Lackmustinktur tránkt und die Papierstreifen nach dem
Trocknen zu einem Drittel mit einer neutralen Lósung von Jodkalium (1 : 100)
imprägnirt. Ein solches Papier setzt man 24 Stunden lang der Luft aus, indem
man dasselbe durch einen Schirm vor Einwirkung von Regen und Sonnenschein
schützt. Wenn das Papier in dem jodirten Theil eine schwach bläuliche Fürbung
angenommen hat, so entspricht das der Fixirung von ungeführ 0:00025 Milligrm
Ozon. Nach der stärkeren Färbung kann man das in Anspruch genommene
Ozon einigermaassen abschätzen. Natürlich muss der nicht jodirte Theil des
Papiers seine rothe Färbung bewahren.
Der Grad der Blaufärbung hängt nicht allein von dem Gehalt der Luft an
Ozon ab, sondern auch von der Geschwindigkeit, mit welcher die Luft über das
Reagenspapier streicht. Um von der Veränderlichkeit des letzteren Factors un-
abhängig zu sein und eine quantitative Bestimmung ausführen zu können, saugt
man in den meteorologischen Observatorien deshalb ein bestimmbares Luftvolumen
durch eine geeignete Reagensflüssigkeit (vergl. Bd. II, pag. 78).
HOUZEAU (104) schliesst aus seinen Versuchen, .dass die Landluft viel häufiger
und mehr Ozon enthält, im Maximum 454,555 ihres Volumens, als die Stadtluft.
Ein Maximum des Ozongehalts soll im Mai und Juni, ein Minimum im December
und Januar stattfinden. Die Ozonreaction tritt häufiger bei Regenwetter als bei
schönem Wetter ein, sehr merklich bei Gewittern.
Das Ozon der Luft zerstört flüchtige Fáulnissprodukte organischer Stoffe und
Keime von Mikroorganismen. Nach'ScHÓNBEIN (105) kann Luft, welche 45155
ihres Volumens Ozon enthàált, die 540 fache Luftmenge, welche mit Emanationen
von faulendem Fleisch beladen ist, desinficiren.
CHAPPUIS (106) hat diese desinficirende Wirkung des Ozons folgendermaassen
nachgewiesen. Er hat Staub aus der Luft in Baumwollpfropfen angesammelt,
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