Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

496 Handwörterbuch der Chemie, 
Es entsteht schon bei gewöhnlicher Temperatur beim Aufbewahren von 
Schwefelblumen unter Quellwasser (65). 
Es entsteht ferner bei der Elektrolyse von concentrirter Schwefelsäure, sowie 
auch von verdünnter bei Anwendung von Zink als positiver und Kohle als nega- 
tiver Elektrode (9); desgleichen bei Einwirkung mancher Metalle, z. B. Zink auf 
concentrirte Schwefelsäure; ebenso beim Einleiten von Leuchtgas in kochenden 
Schwefel (66). 
Beim Erhitzen von Schwefel mit Rindertalg (10), Paraffin (11), von Schwefel- 
mangan mit Ammoniumsulfat (8), beim Zersetzen einiger Sulfide wie Schwefel- 
phosphor, Schwefelbor, Schwefelaluminium mit Wasser wird Schwefelwasserstoff 
gleichfalls erhalten. 
Auch im Harn findet sich mitunter, durch Mikroorganismen erzeugt, Schwefel- 
wasserstoff (12). 
Schliesslich wird durch eine nicht näher bekannte, »Philothion« genannte 
Substanz, die sich in Bierhefe, frisch abgeschnittenen Spargelschösslingen, frischem 
Schafblut, Hühnereiweiss etc. findet, Schwefel in der Kälte in Schwefelwasser- 
stoff übergeführt (13). 
Zur Darstellung von Schwefelwasserstoff verwendet man in den Laboratorien 
fast immer Schwefeleisen (64) und verdünnte Schwefel- oder Salzsäure; da das 
Schwefeleisen meist durch Eisen verunreinigt ist, wird sich neben Schwefelwasser- 
stoff auch Wasserstoft entwickeln, was selten schadet; will man das letztere Gas 
vermeiden, so kann man das Schwefeleisen durch Schwefelantimon ersetzen. Zum 
Trocknen des Gases darf nur Chlorcalcium (nicht Schwefelsäure) verwendet 
werden. 
Höchst bedenklich, und bei gerichtlichen Analysen zu den folgenschwersten 
Irrthümern Veranlassung gebend, kann eine Verunreinigung des Schwefelwasser- 
stoffs durch Arsenwasserstoff sein. Man versäume nie in solchen Fällen, sich 
durch sorgfältigste Prüfung von der Reinheit des Schwefelwasserstoffs zu über- 
zeugen. Leicht kann man denselben rein erhalten, wenn man statt Schwefeleisen 
Schwefelnatrium (68), Schwefelcalcium (69), Magnesiumsulfhydrat (70) oder 
Schwefelbarium, bereitet durch Erhitzen von 100 Thin. Schwerspath, 25 Thin. 
Steinkohle und 20 Thln. Kochsalz bis zur Weissgluth, zu seiner Darstellung ver- 
wendet (14). Will man diesen Ersatz des Schwefeleisens umgehen, so muss man 
den Schwefelwasserstoff einer entsprechenden Reinigung unterwerfen, indem man 
pag. 75. 54) LUNGE, Ztg. angew. Chemie 1890, pag. 573. 55) CLASSEN, quant. Analyse, 
III. Aufl pag. 143; Ber. 16, pag. 1061. 56) ELIASBERG, Ber. 19, pag. 320. 57) OSMOND, 
Bull soc. chim (2) 43, pag. 70. 58) FISCHER’s Jahresb. 1886, pag. 32. 59) LESTELLE, Ztg. 
anal. Chem. 2, pag.94. 60) MoHn-CLAssEN, Titrirmethoden VI. Aufl, pag. 244. 61) REBs, 
Ann. Chem. 246, pag. 356. 62) HOFMANN, Ber. 1, pag. 81. 63) E. ScHmIDT, Ann. Chem, 180, 
pag. 287. 64) CASAMAJOR, Chem. News 44, pag. 44. 65) Bôxm, Mon. Chem. 3, pag. 224. 
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Ber. II, pag. 1641. 69) R. OTTO, Ber. 12, pag. 218. 70) SIsson, Journ. Soc. Chem. J. 5, 
pag. 210. 71) BERTHELOT, Ber. 12, pag. 1019. 72) BERTHELOT, Ber. 12, pag. 360 u. 2380. 
73) KESsEL, Ber. 12, pag. 2305. 74) DELFFs, Ber. 12, pag. 2182. 75) KOHLER, Ber. Il, 
pag. 205. 76) BEILSTEIN u. KurBaTOW, Ber. 11, pag. 2056. 77) MERZ u. WEITH, Ber. I3, 
pag. 722. 78) Lipow, Journ. russ. chem. Ges. 1881 (1), pag. 514; Ber. 14, pag. 2712. 
79) BELLUCCL Gazz. chim. 1881, pag. 545; Ber. 15, pag. 542. 80) BAUBIGNY, Compt. rend. 94, 
pag. 961. 81) FORCRAND, Ann. chim. phys. V., 28, pag. 5. 82) D. P. 35622 vom 29. Aug. 
1885, Kl. 12. 
   
   
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
   
   
  
    
     
   
  
   
   
    
   
    
   
   
   
   
      
    
    
    
    
       
    
      
   
  
   
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