Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

530 Handwörterbuch der Chemie. 
Verhältnissen (144, 145, 147); mit Phosphorpentoxyd zu durchsichtigen Blättchen 
von der Formel P,0,-350,, die sich gegen 30° zersetzen (144, 146); mit Jodsäure- 
Anhydrid entsteht 5],O0,, SO, (148) und J,0,, 350, (146). 
Leitet man Stickstoffdioxyd über Schwefeltrioxyd, anfangs unter Kühlung, 
spüter unter gelindem Erwármen, so entsteht eine ohne Zersetzung schmelzende, 
krystallinische Substanz SO,N O,, die bei höherer Temperatur unter Entbindung 
von Sauerstoff und wenig Stickstoffdioxyd in S,0,(NO), (149) übergeht; die 
letztere Verbindung entsteht auch bei Einwirkung auf Schwefeltrioxyd (150). 
Leitet man Schwefeltrioxyddámpfe in gekühlte, reine Salpetersáure, so ent- 
steht in leicht lóslichen Krystallen die Verbindung S O,- N,0,.5H4SO,; sáttigt 
man Schwefeltrioxyd mit Kónigswasserdümpfen, so erhált man eine krystallinische 
Substanz von der Zusammensetzung SO,- NOCI, die unzersetzt schmelzbar ist, 
durch Wasser und concentrirte Schwefelsáure aber zersetzt wird; destillirt man 
die Lósung in concentrirter Schwefelsáure, so geht wesentlich Chlorsulfonsáure 
über (151). 
Mit Ammoniak verbindet sich Schwefeltrioxyd zu sulfaminsaurem Ammonium, 
SO,(NH,)(ONH,). 
Es absorbirt Essigsäure- und Benzoësäuredämpfe unter Bildung von Sulfo- 
essigsäure und Sulfobenzoësäure (152); bildet mit aromatischen Kohlenwasser- 
stoffen Sulfosäuren; mit Schwefelsäure Pyroschwefelsäure, mit Sulfaten Pyrosulfate 
(153); mit Salzsäure Chlorsulfonsäure und wird durch manche Metallchloride, 
Fluoride und Nitrate absorbirt (154). 
Leitet man die Dämpfe des Schwefeltrioxyds durch ein glithendes Rohr, so 
zerfällt es in 2 Vol. Schwefeldioxyd und 1 Vol. Sauerstoff; dagegen wird es durch 
den elektrischen Strom nicht zersetzt, weil es ein Nichtleiter der Elektricität 
ist (155); bei der Elektrolyse einer Lôsung in Schwefelsäure scheidet sich am 
positiven Pol Sauerstoff, am negativen Pol Schwefel, der die Lösung blau färbt, 
aus (158). 
Bei der Einwirkung von Brom- und Jodwasserstoff entstehen unter Abscheidung 
der Halogene Schwefelsäure und Schwefeldioxyd; durch Schwefelwasserstoff wird 
unter Abscheidung von Schwefel Schwefelsäure gebildet. 
Phosphor entzündet sich in Schwefeltrioxyddámpfen und scheidet Schwefel 
ab; Phosphorwasserstoff bildet Schwefeldioxyd und amorphen Phosphor (157, 158); 
Phosphortrichlorid unter heftiger Reaction Schwefeldioxyd und Phosphoroxychlorid 
(159, 160); Phosphorpentachlorid und viele andere Chloride erzeugen Pyrosulfuryl- 
chlorid; Bortrichlorid bildet bei 120? Sulfurylchlorid (163). 
Eisen und Zink erzeugen in der Rothgluth Schwefelmetall und Eisenoxydul- 
oxyd resp. Zinkoxyd (16:1); Quecksilber in der Wärme Schwefeldioxyd und 
schwefelsaures Quecksilberoxyd. Manche Sulfide wie die des Kaliums, Bleis, 
Antimons etc. bilden Schweteldioxyd und Sulfate (192). 
Beim Erhitzen mit Perchloráthylen, C,Cl,, auf 150? entsteht Schwefeldioxyd 
und Perchloracetaldehyd, C4Cl,O; mit Hexachlorkohlenstoff, C4Cl,, Pyrosulfuryl- 
chlorid und Perchloracetaldehyd (163); mit Tetrachlorkohlenstoff, CCI,, auf 
50—60° wird Pyrosulfurylchlorid und Phosgen gebildet. 
Schwefelsäure, H,SO,. Schon GEBER im 8. Jahrh. spricht von dem 
spiritus, welcher sich durch starke Hitze aus dem Alaun austreiben lasse und 
auflósende Kraft habe; in der Mitte des 13. Jahrh. weisen VINCENTIUS VON BEAUVAIS 
in seinem »speculum naturale« und ALBERTUS MAGNUS in seiner Schrift »composi- 
tum de compositis« auf den »spiritus vitreoli romani« hin; aber erst aus dem 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
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